Peeple: Aufruhr um App zum Bewerten von Menschen

Zwei Kanadierinnen wollen im November eine App veröffentlichen, mit der Menschen nach dem etablierten Fünf-Sterne-Prinzip bewertet werden können. Die Kritik daran ist laut, da keine Möglichkeit vorgesehen ist, solch eine Bewertung zu unterbinden.

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Peeple App

(Bild: Peeple)

Lesezeit: 3 Min.

In den USA sorgt eine für November angekündigte App für Aufregung, mit der Nutzer Menschen bewerten können. Wie eine der beiden Gründerinnen gegenüber der Washington Post erklärte, soll sich jeder mit einem Facebook-Account bei "Peeple" anmelden und jede beliebige Person auf einer Skala von eins bis fünf bewerten können. Dazu muss lediglich die Handynummer der zu bewertenden Person bekannt sein. Deren Einwilligung sei – zumindest gegenwärtig – nicht vorgesehen. Bewertete sollen aber per SMS informiert werden, wenn ein Profil für sie eingerichtet wurde.

Nach eigener Aussage wollen die beiden Kanadierinnen hinter der App etwa dabei helfen, gute Babysitter auszuwählen. Außerdem könnten Freunde der eigenen Kinder auf Peeple online in Augenschein genommen werden. Vorgesehen sei, dass positive Bewertungen direkt online gehen, negativen (zwei Sterne oder weniger) dagegen würde eine Wartezeit von 48 Stunden auferlegt. Gleichzeitig soll der Bewertete eine Vorwarnung erhalten, um seine Differenzen mit dem Verantwortlichen für die Bewertung auszuräumen. Gelinge dies nicht, werde die negative Bewertung freigeschaltet. Negative Bewertungen bleiben demnach ein Jahr lang bestehen, bevor sie automatisch gelöscht werden. So hätten die Bewerteten die Möglichkeit, sich "zum Besseren zu verändern".

Vorgesehen haben die Macherinnen insgesamt drei Kategorien, in die das Verhältnis zu den Bewertenden eingeordnet werden soll: beruflich, persönlich und romantisch. "Schlechtes Verhalten" wie Beleidigungen würden in den Nutzungsbedingungen untersagt und Nutzer könnten solche Dinge dann auch melden. Ob die Betreiber den Nutzer und seine Bewertung dann aber auch sperren werde, liege in der Hand der Betreiber. Nutzer selbst haben nur Einfluss auf Bewertungen und die zugehörigen Texte, die sie selbst verfasst haben.

Die beiden Gründerinnen bezeichnen ihre Software als "Positivity App", doch die meisten Berichte darüber sind bislang mehr oder weniger kritisch. Selbst Personen, die der Idee grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber stehen, nehmen Anstoß daran, dass keine Möglichkeit vorgesehen ist, eine Bewertung zu untersagen. So hat der kanadische Journalist Omar Mouallem die App in einem Fernsehauftritt verteidigt. Auf Twitter gestand er dann aber ein, dass der sich in diesem zentralen Punkt getäuscht habe. Nun sei er "entsetzt".

Das Unternehmen hinter der App wird der Washington Post zufolge bereits auf 7,6 Millionen US-Dollar bewertet. Peeple soll kostenlos erscheinen, aber nur für iOS. Weil eine Android-App aber vielfach gefordert worden sei, befinde sich nun eine in Arbeit, versprechen die Macherinnen auf Facebook. Interessierte können derweil an einem Beta-Test der Software teilnehmen. Auf ihrer Homepage erklären die Macher noch: "Egal ob ihr unser Konzept mögt oder nicht; wir heißen trotzdem jeden willkommen, dieses Online-Dorf voller Liebe und Überfluss für alle zu erkunden." (mho)