Schon gehört - und auch bezahlt

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Adolf Ebeling

A und B treffen sich. Fragt A: "Was gibt's Neues?" Antwortet B: "Nur gegen Bares." Eine Szene, die im Alltag abstrus erscheint, bekommt in der globalen Dimension einer vernetzten Kommunikation durchaus Sinn. Information ist Ware, und die erhält man bekanntlich allein gegen gutes Geld.

Wer ein Fußballspiel besucht, der zahlt brav die Eintrittskarte; per TV jedoch glaubt er, das gleiche Ereignis umsonst ins Wohnzimmer geliefert zu bekommen, vergessend, daß die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten Übertragungsrechte auch aus seinen Gebührenbeiträgen begleichen - oder er überspielt zappend die Werbebotschaften. Angesichts der gigantischen Summen, die für zukünftige Fußballübertragungen vereinbart worden sind, wächst allmählich die Angst vor Direktabrechnungen pro Spiel - nicht von ungefähr, liegt doch der Sündenfall (Bundesliga exklusiv beim Pay-TV) bereits hinter uns.

Wenn es nur bei "der schönsten Nebensache der Welt" bliebe, aber müssen wir nicht demnächst für jeden Film, jede Reportage, ja jede winzige Nachricht zahlen? Im Zeitalter ausufernder Vernetzung und Cybercash sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Warum sollte nicht bald im Autoradio die Gebührenuhr ticken und Verkehrsnachrichten nur gegen sofortiges digitales Entgelt zu hören sein.

Auch diejenigen, die davon geträumt hatten, das Internet würde eine allen frei zugängliche, globale Enzyklopädie werden, in der sich das Wissen der Welt gratis finden ließe, sind dabei aufzuwachen. Schon heute muß, wer harte Informationen oder lockere Unterhaltung haben will, blechen, portionsweise, für Börsenkurse ebenso wie für Pornos. Wissen frei Haus liefern allenfalls noch Unis oder Anbieter, die potentielle Kunden anlocken wollen. Bandenwerbung heißt es, sei die Lösung. Da freuen wir uns schon derzeit über die kostentreibenden Ladezeiten für Werbebildchen, doch wahre Begeisterung wird wohl erst mit dem Internetcomputer aufkommen: Ein Textmodul gefällig? Nur 2,50 DM die Minute. Und darf's noch ein bißchen Tabellenkalkulation sein? Die nämlich ist heute im Angebot.

Heimlich ziehen Microsofts Mannen übers Land, von Museum zu Museum, und knipsen, Bild um Bild. Digitalisierte Kunstsammlungen entstehen. Abgerechnet wird später, versteht sich. Nach der Kunst kommt die Literatur. Andere scannen Telefon- und Adreßbücher. Wie wär's mit Blumenbildern, Hausansichten, Witzen, Gerüchten ...

Am Anfang war die Information, am Ende wird gezahlt, für alles und jedes. Die Welt ist schließlich Information. Und jeder will davon, mehr und mehr, immerzu. Das kommt teuer zu stehen.

Warum dann nicht einen Ausgleich finden? Eigene Kenntnisse vermarkten. Der Abnehmerkreis ist riesig, Abermillionen hängen am Netz. Da wird sich doch der eine oder andere finden, der zahlen will. Man muß ihn nur zu ködern wissen. Neugierde ist der stärkste Reiz, die Katze bleibt im Sack. Also: "Ich weiß etwas, das Du nicht weißt. Kostet aber 'ne Kleinigkeit."

Adolf Ebeling ()