EU-Breitbandstudie: Provider erreichen beworbene Datenrate oft nicht

Breitband-Kunden erhalten in Europa im Festnetz durchschnittlich nur 75 Prozent der beworbenen Download-Geschwindigkeit, geht aus einer Studie im Auftrag der EU-Kommission hervor. Vor allem bei DSL-Anschlüssen wird gemogelt.

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EU-Breitbandstudie

(Bild: EU-Kommission)

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Mit Standardklauseln wie "bis zu" einer gewissen erreichbaren Bandbreite preisen Zugangsanbieter zum Internet in der Regel ihre Dienste an. Dass die versprochenen Raten für den Datendurchsatz häufig nicht stimmen, belegt nun eine am Donnerstag von der EU-Kommission veröffentlichte Studie. Demnach erhalten europäische Nutzer von Breitbandanschlüssen im Festnetz durchschnittlich nur 75 Prozent der beworbenen Download-Geschwindigkeit.

Am stärksten von lahmenden Internetverbindungen betroffen sind Kunden im DSL-Umfeld: sie werden im Durchschnitt nur mit 63,3 Prozent der zu erwartenden Bandbreite abgespeist. Der Mittelwert ist hier gegenüber der letzten vergleichbaren Messung sogar noch ganz leicht gesunken. Da sieben von zehn Breitbandzugängen in der EU auf DSL-Varianten basieren, ist eine große Mehrheit der europäischen Verbraucher von dem Problem betroffen. In einigen Mitgliedsstaaten bekommen die Kunden laut der Untersuchung sogar nur die Hälfte der beworbenen Geschwindigkeit.

Kabel- und Glasfasernetzwerke sind etwas zuverlässiger, haben die Analysten herausgefunden. Hier werden die angepriesenen Bandbreiten durchschnittlich zu 86,5 beziehungsweise 83 Prozent erreicht. Insgesamt erhöhte sich die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit bei Breitbandanschlüssen dank andauernder Investitionen in die Netze europaweit von 30 MBit/s im Jahr 2013 auf 38 MBit/s im vorigen Jahr.

Die in der EU erreichten aktuellen Durchsatzraten sind so vor allem im Bereich Kabel und Glasfaser deutlich höher als in den USA. Durchschnittliche 66,57 MBit/s über TV-Kabelleitungen auf dem alten Kontinent stehen jenseits des Atlantiks etwa nur 25,48 MBit/s im gleichen Sektor gegenüber. Dafür erfüllen US-Provider die beworbene Download-Geschwindigkeit mit durchschnittlich 101 Prozent sogar über. Damit wollen sie offenbar die in den Vereinigten Staaten üblichen Verbaucherklagen vermeiden.

Zu mehr Transparenz sollen die europäischen Provider mit dem geplanten Gesetzespaket für den "elektronischen Binnenmarkt" verpflichtet werden. Die Bundesnetzagentur hat bereits angekündigt, eine entsprechende Verordnung noch in diesem Jahr vorlegen zu wollen. Derzeit führt die Regulierungsbehörde eine Breitbandmessung durch, für die aber eine Installation von Java nötig ist.

Die Preise für Breitbandanschlüsse sind in der EU weiter gefallen, zwischen 2012 und 2015 um rund 12 Prozent. Besonders hoch waren die Nachlässe für die Geschwindigkeitskategorie zwischen 30 und 100 MBit/s. Europa ist günstiger als die USA bei Bandbreiten über 12 MBit/s, Südkorea und Japan schlagen die 28 Mitgliedsstaaten dagegen preislich bei Anschlüssen mit über 30 MBit/s.

Insgesamt haben 216 Millionen EU-Haushalte Ende 2014 Zugang zu einem Breitbandanschluss via Festnetz oder Mobilfunk, was einer Durchdringung von 99,4 Prozent entspricht. Die aktuelle Definition eines entsprechenden Anschlusses startet laut der Kommission allerdings schon bei 2 MBit/s. Die Abdeckung mit LTE stieg von 59 Prozent 2013 auf 79 Prozent 2014. Bandbreiten über 30 MBit/s standen im vorigen Jahr etwas über 68 Prozent der europäischen Haushalte zur Verfügung, während dies 2013 erst für knapp 62 Prozent galt. (vbr)