Stratos II+: Studenten-Rakete aus Delft bricht Höhenrekord

Lachgas, Süßstoff, Kerzenwachs und Aluminiumpulver als Treibstoff brachten die Rakete der Gruppe DARE (Delft Aerospace Rocket Engineering) auf eine Höhe von 21.457 Metern über dem Boden.

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Stratos II+

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Der Countdown lief am 16. Oktober ab – dann stieg die Rakete Stratos II+ planmäßig vom Testgelände El Arenosillo an der spanischen Atlantikküste in den blauen Himmel. Die letzten Minuten davor waren offenbar nervenaufreibend: Die Treibstoff-Versorgungsleitung löste sich nicht wie geplant von der Rakete, schreibt die Gruppe DARE (Delft Aerospace Rocket Engineering) auf ihrer Webseite. Nach dem erfolgreichen Liftoff ist den Studenten der Technischen Universität Delft im Kontrollraum die Erleichterung dann deutlich anzusehen:

Die Rakete ist sieben Meter lang, wobei der Löwenanteil davon auf den einstufigen Hybrid-Raketenantrieb entfällt. Der ist eine Eigenentwicklung namens DHX-200 Aurora und wird mit einer Mischung aus Lachgas, dem Süßstoff Sorbitol, Paraffin (Kerzenwachs) und Aluminiumpulver betrieben. Die Brenndauer beträgt rund 23 Sekunden bei einem Gesamtimpuls von 190 kNs.

Zu einem geglückten Raketenstart gehört auch eine unfallfreie Landung, und die scheint den Delftern weitgehend gelungen zu sein: Die Kapsel mit den Datenloggern und der Videokamera fiel in den Atlantik und konnte geborgen werden. Die Auswertung der Daten wird die Studentengruppe noch eine Weile beschäftigen, wie sie auf ihrer Webseite schreiben.

Den Trick haben sie sich von der NASA abgeschaut: Die Kapsel setzt einen Farbstoff im Wasser frei, damit sie besser gefunden werden kann.

(Bild: dare.tudelft.nl)

Auch wenn die Delfter mit ihrer erreichten Höhe von 21.457 Metern eine neue europäische Bestmarke für sich in Anspruch nimmt – jene für Raketen, die von Amateuren gebaut und gestartet werden –, haben sie ihr eigentliches Ziel noch nicht erreicht. Das liegt bei einer Höhe von 100 Kilometern, denn die wird landläufig als Grenze zum Weltraum verstanden.

Während die Raumfahrt über viele Jahrzehnte das Privileg von staatlichen Institutionen war, die die sprichwörtliche und immens teure "Raketenwissenschaft" betrieben, um in Prestige-Projekten die anderen Nationen zu übertrumpfen, gibt es in den vergangenen Jahren immer mehr private Initiativen, ins All vorzustoßen. Die werden nicht nur durch Maker-Technik in Raketen und universitäre Forschung wie in Delft beflügelt, sondern auch durch Ausschreibungen wie den Google Lunar XPrice. Um den bemühen sich zum Beispiel die Part Time Scientists, eine Gruppe von Freizeiforschern, die Make in ihrer Ausgabe 2/15 ab Seite 18 portätiert hat, und die in Eigenregie einen Rover bauen, der auf dem Mond landen soll. (pek)