Fernbildung

Noch stecken wir bis zur Halskrause im Datenmüll des Internet, und Clifford Stoll prophezeit uns Surfern zunehmende Verblödung [1]. Wie per Web jedoch unser Wissen und unsere Fähigkeiten wachsen können, diskutierten in Berlin Experten aus 44 Ländern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Dietmar Janetzko

520 Besucher zog es an die Spree, um wie im Vorjahr die Möglichkeiten auszuloten, per Computer und Internet Weiterbildung zu erleichtern. In den Beiträgen standen neben der Förderung `telematischen Lernens' durch nationale Regierungen und die EU vor allem technische Möglichkeiten zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen im Vordergrund.

Integrierte Online-Lernumgebungen liegen derzeit im Trend [2]. Sie reichen vom Intranet-basierten System für die firmeninterne Ausbildung bis zur ausgewachsenen virtuellen Universität. Dabei setzt man auf multimedial angereicherte Online-Dienste, um die Bereitstellung von Kursmaterialien mit pädagogisch nutzbaren Funktionen zu verbinden, beispielsweise dem EMail-Kontakt zwischen Schüler und (menschlichem) Lehrer.

Wer beim Stichwort Telekom nur an die Aktie in T-Form denkt, weiß längst nicht alles über den ehemals gelben Riesen. Auch beim telematisch gestützten Lernen zeigt die Telekom ein beachtliches Engagement. Gemeinsam mit dem Bildungsministerium hat die Telekom am 18. April 1996 die Initiative `Schulen ans Netz' ins Leben gerufen, die dazu beitragen wird, daß der Anteil von Schulen mit Internet-Anschluß in Deutschland (derzeit 2000 von 40 000) und damit auch die Medienkompetenz deutlich angehoben wird [3]. Dabei ist die Telekom auch im Softwarebereich aktiv. Mit `Funline Telelearning' stellt sie nun ein Konzept für das Fernlernen vor. 700 Stunden Lernsoftware - vor allem aus dem technischen Bereich - stehen dafür zur Verfügung. Sie lassen sich von einem Server der Telekom in Hildesheim über ISDN laden. Das System unterstützt die Kommunikation zwischen den Lernenden und sieht auch die Einbeziehung von Tutoren vor. Zum Erstellen ihrer Kursmaterialien hat die Telekom mit `Funline für Windows' ein eigenes Autorensystem entwickelt, das in einem der nächsten Hefte vorgestellt werden soll. Anders als die meisten Konkurrenten ist Funline streng modular konzipiert. Auf diese Weise können Teile vorhandener Software wiederverwertet werden - was letztlich auch eine preisgünstigere Erstellung von Lernsoftware ermöglicht.

Da telematisches Lernen viel mit der geschickten Darstellung und dem gezielten Abruf von Daten zu tun hat, mischt auch die Datenbankschmiede Oracle beim Poker um den erhofften Zukunftsmarkt der Online-Bildung mit. Das Zauberwort des zweitgrößten Anbieters von Informationstechnologie-Trainings der Welt heißt `Online Learning Architecture' (OLA). Kursmaterialien wie HTML-Dateien oder per Autorensystem erstellte Kurse werden zentral in einer Oracle-Datenbank abgelegt und lassen sich im WWW bestellen. Das multimediale Lehrmaterial integriert Texte mit Sounds, Grafiken und Videos. Menschliche Tutoren sind ebenfalls berücksichtigt. Bei den Inhalten beschränkt sich Oracle auf den Bereich der Informationstechnologie. Module des Kursmaterials, im Oracle-Jargon `Learning Objects' genannt, sollen eine individuelle Konfektionierung des Lernstoffs ermöglichen und helfen, den Wissensstand zu überprüfen. Noch im Dezember 1996 soll OLA im Internet verfügbar sein, und für Mitte 1997 kündigte Oracle den Vertrieb von Intranet-Versionen von OLA an. Das amerikanische Softwarehaus Ilinc setzt darauf, in Internet und Intranet das traditionelle Klassenzimmer in Form einer Client-Server-Anwendung wiederauferstehen zu lassen. Ihr System läßt sich für asynchrones wie auch für das in der Schule praktizierte synchrone Lernen nutzen. Dabei ermöglichen Videokonferenzen Gruppendiskussionen, und gemeinsam genutzte Anwendungen lassen Gruppenarbeit zu. Die Kursinhalte selbst gestaltet man mit Toolbook von Asymetrix oder mit Macromedias Authorware. Schüler können sich elektronisch `melden' und vom Lehrer aufgerufen werden. (ts) (ts)