Frischluft-Büro

Die Produktzyklen der Notebook-Hersteller sind zu kurz, um sich nach jährlichen Messeterminen zu richten. Im Mittelpunkt der CeBIT standen daher weniger neue Modelle als PC-Cards und andere Erweiterungen fürs mobile Büro.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Auf der letzten CeBIT hinkte die Rechenleistung der Notebooks noch um mehr als ein Jahr hinter der von Desktops hinterher. Die Mobilen haben in den letzten Monaten jedoch mächtig aufgeholt und können mit ihren ortsfesten Kollegen durchaus mithalten. Die meisten Hersteller präsentierten in ihren Spitzenmodellen die Anfang Januar vorgestellten MMX-Pentiums mit 150 und 166 MHz in Low-Voltage-Ausführung. An einigen - vorwiegend taiwanischen - Messeständen konnte man tatsächlich mobile Rechner mit dem für Notebooks ungeeigneten Pentium 200 finden. Abgesehen von massiven thermischen Problemen dieser Desktop-CPU erreicht die Akku-Laufzeit damit kaum mehr eine Stunde.

Nicht nur schnellere CPU-Chips werkeln im Rechner, auch bei den Grafikbeschleunigern konnte man Neues entdecken. In der nächsten Notebook-Generation werden 3D-fähige Grafikchips die Bilder erzeugen. ATI stellte dafür bereits einen 128-Bit-3D-Grafikbeschleuniger speziell für LC-Displays vor. Trident zieht mit dem Cyber9397 nach, einem 64-Bit-Grafikchip. Da lohnt sich dann auch ein CD-ROM-Laufwerk für die entsprechenden 3D-Anwendungen. Um lästige Laufwerkswechsel zu vermeiden, verwendet Digital im HiNote VP500 ein kombiniertes CD-ROM- und Diskettenlaufwerk in einem einzigen Einschub; andere Hersteller ziehen nach.

Der Trend zu noch größeren Displays bleibt ungebrochen. Der Toshiba Tecra 740 CDT, Nec Versa 6200 MX und der Clevo 875 haben schon 13,3-Zoll-Displays im Deckel, und Mitac plant, ebenso wie CTX und Kapok ein über 14 Zoll großes Anzeigefeld zu integrieren. Diese Bildgröße paßt nicht mehr in herkömmliche Notebooks hinein: Die Modelle werden wieder größer und zum Teil noch schwerer. Einige der Spitzenmodelle überschreiten bereits die Vier-Kilogramm-Grenze.

Eine Messeneuheit vermeldete Apple: Das PowerBook 3400 arbeitet als erstes Notebook mit einem 240-MHz-Prozessor. Der 603ePowerPC-Chip begnügt sich dank RISC-Technik mit maximal 5,5 Watt; die schnellsten Intel-CPUs benötigen doppelt soviel Leistung. Einen weiteren Messehit landete Toshiba mit dem nur taschenbuchgroßen Libretto 50, der in wenigen Monaten in Deutschland auf den Markt kommt. Wir konnten uns das Mini-Notebook schon jetzt genauer ansehen (s. S. 126).

Für die Verbindung der Mobilrechner mit der Außenwelt bot die CeBIT einiges Neues. Die Schlagworte Kommunikation und Connectivity waren in aller Munde. Die Ende 1996 gegründete Mobile Data Initiative, ein europaweiter Zusammenschluß von Notebook- und Mobilfunktechnologie-Herstellern unter maßgeblicher Beteiligung Intels, hat zum Ziel, die mobile Datenkommunikation in Europa zu verbessern.

Nokia und Ericsson präsentierten in diesem Zusammenhang GSM-Telefone als PC-Card-Einschub. Ericssons GSM Data Card GC25 kann außer für Datenübertragung mittels Headset auch als Telefon genutzt werden. Das Cellular Card Phone von Nokia verschwindet ebenfalls fast vollständig im PC-Card-Schacht.

Firmen als potentielle Anwender stehen den Ideen der Mobil Data Initiative noch skeptisch gegenüber, denn Daten per GSM zu übertragen, ist teuer. Da kommen schnell mehrere hundert Mark im Monat pro mobilem Mitarbeiter zusammen.

Weitere Möglichkeiten der Datenübertragung bietet die nächste Generation serieller Schnittstellen. Texas Instruments Extensa 900 CDT hat einen sogenannten Advanced-PCI-Slot für Erweiterungskarten wie Firewire-Adapter und Ethernet-100BaseT-Adapter implementiert. Das Clevo 960 integriert bereits eine USB-Buchse im Gehäuse. Fast alle Markenhersteller kündigen den Universal Serial Bus für ihre nächsten Modellreihen an.

Der PC-Card-Standard setzt sich als Verbindung zu externen Komponenten zunehmend durch. Canons PowerShot 30T ist eine digitale Kamera mit PC-Card-Einschub, und Toshibas Minikamera versteckt in der Rückklappe eine PC-Card, die als Speichermedium die Bilder überträgt. Rund die Hälfte aller neuen Notebooks unterstützen den 32-Bit-PC-Card-Standard namens CardBus. Allmählich macht das auch Sinn, da die entsprechenden Karten jetzt zur Verfügung stehen. Xircom präsentierte einen 32-Bit-Adapter, der sowohl Standard- als auch Fast-Ethernet unterstützt und mit 100MByte/s-Anbindungen zurechtkommt (s. S. 136). TDK, 3COM und Silicon bieten ebenfalls entsprechende Karten an. (jr) (jr)