Saudischer Blogger Badawi erhält Sacharow-Preis des EU-Parlaments

Kampf für Menschenrechte und gegen Unterdrückung sind die Kriterien: Erster Preisträger des Sacharow-Preises war einst Südafrikas Freiheitsheld Nelson Mandela. Jetzt wird der inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi geehrt.

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Raif Badawi

(Bild: PEN International, CC BY-SA 3.0)

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Von
  • dpa

Der inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi erhält den Sacharow-Preis des EU-Parlaments "für die geistige Freiheit". Die Fraktionsvorsitzenden des Parlaments einigten sich am Donnerstag in Straßburg auf den 31-jährigen Wirtschaftswissenschaftler. Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) würdigte Badawi als "mutigen und vorbildlichen Mann".

Die 1000 Stockhiebe, zu denen Badawi wegen angeblicher Beleidigung des Islams verurteilt worden ist, nannte Schulz eine "brutale Folter". Der Parlamentspräsident forderte den saudischen König auf, "Badawi unverzüglich zu begnadigen und freizulassen, damit er den Preis entgegennehmen kann".

Badawi wurde 2014 zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt. Auf seinem Blog hatte er die Trennung von Staat und Religion vorgeschlagen – eine schwere Provokation im streng religiösen Königreich. Vergeben werden soll die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung am 16. Dezember in Straßburg.

Für den Parlaments-Vizepräsidenten und Vorsitzenden der FDP im Parlament, Alexander Graf Lambsdorff, ist "Meinungsfreiheit so wichtig wie die Luft zum Atmen". "Raif Badawis Engagement für dieses grundlegende Menschenrecht, trotz hoher Risiken, ist uns allen ein leuchtendes Beispiel". Der Fall Badawi hat weltweit Proteste ausgelöst. Westliche Regierungen mahnten die Saudis, auf die Strafe zu verzichten.

Badawis Ehefrau, Ensaf Haidar, die mit ihren Kindern in Kanada lebt, sprach die Hoffnung aus, dass der Preis ein positives Signal für die Freilassung Badawis ihres Ehemannes aussenden würde. "Ich hoffe, der Preis wird ihn aufheitern. Als ich vor sechs Tagen mit ihm telefonierte, war er in keiner besonders guten Verfassung." Mitbewerber Badawis um den Preis waren die demokratische Opposition in Venezuela und der im Februar ermordete russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow.

Der Sacharow-Preis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen, die die EU-Abgeordneten im Einsatz für die Menschenrechte zu vergeben haben. Mit ihm werden seit 1988 Menschen gewürdigt, die sich auf außergewöhnlich für Grundrechte, Meinungsfreiheit und gegen Unterdrückung einsetzen. 2013 ging er an die damals 16-jährige Pakistanerin Malala Yousafzai, die in ihrer Heimat für das Recht auf Bildung kämpft und 2012 von den Taliban gezielt niedergeschossen wurde. Zwei Jahre später erhielt sie auch den Friedensnobelpreis. Frühere Preisträger waren außerdem der erste schwarze Präsident Südafrikas, Nelson Mandela (1988) und der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia (2008). (mho)