Sensoren gegen Geisterfahrer

Deutsche Forscher arbeiten an einem Verkehrssicherheitssystem, das die Zahl der Geisterfahrten auf Autobahnen deutlich reduzieren soll.

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Deutsche Forscher arbeiten an einem Verkehrssicherheitssystem, das die Zahl der Geisterfahrten auf Autobahnen deutlich reduzieren soll.

Immer wieder kommt es in Deutschland aufgrund von Geisterfahrern auf Autobahnen zu schweren Unfällen, die Todesopfer fordern – 20 Menschen verlieren dabei pro Jahr durchschnittlich ihr Leben. Forscher an der Universität Stuttgart und der Bundeswehr-Universität in München arbeiten nun an einem neuartigen Frühwarnsystem, das solche Unglücke vermeiden helfen soll.

Seit dem Start des Projekts "Ghosthunter" in diesem Herbst betreiben sie gemeinsam mit der Braunschweiger Firma NavCert die nötige Grundlagenforschung. Federführend sind die Institute für Ingenieurgeodäsie (IIGS, Uni Stuttgart) und das Institut für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung (ISTA, BW-Uni München).

Geisterfahrer-Warnschild an einer Autobahn.

(Bild: geisterfahrer1 / Pflatsch / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

Die Wissenschaftler untersuchen zum Beispiel, wie sich aus dem Zusammenspiel aus Navigationsgeräten, Sensorik im Fahrzeug und Satellitendaten ein System bauen lässt, das genau genug ist, um zu erkennen, wenn ein Fahrer in der falschen Richtung unterwegs ist. In Stuttgart arbeitet Volker Schwieger an einem sogenannten Mapmatching-Tool, das Fehler in Kartendaten ausgleichen soll, um Fehltreffer zu vermeiden.

Das zu entwickelnde System werde die Position eines Fahrzeuges mit Hilfe von Daten aus Navigationssystemen – Global Navigation Satellite System, GNSS, und sein genaueres Schwesterverfahren DGNSS, jeweils basierend auf GPS beziehungsweise Galileo – und weiteren Sensoren bestimmen und mit einer digitalen Karte abgleichen, so dass die Entscheidung getroffen werden könne, ob ein Fahrer als Geisterfahrer unterwegs ist oder nicht. "Hierfür wird das ISTA einen robusten (D)GNSS-basierten Algorithmus zur Erfassung genauer Fahrzeugtrajektorien (Bewegungspfade) und einen Geisterfahrer-Detektionsalgorithmus entwickeln.

Kompakter GPS-Empfänger.

(Bild: Bernardo Espinosa / WIkipedia / cc-by-sa-4.0)

Ist ein Geisterfahrer einmal erkannt, soll er im Auto automatisch "wach gerüttelt" werden – über an Bord vorhandene Warnsysteme wie Lenkrad-Ruckler oder laute Signale. Zugleich kann das "Ghosthunter"-System auch andere Fahrer warnen. Später soll es auch in das Notrufsystem eCall integriert werden, das ab 2018 in EU-Neufahrzeugen vorgeschrieben ist und bei Unfällen automatisch die Positionsdaten an Polizeibehörden und/oder Rettungskräfte übermitteln kann.

Die Forscher glauben, dass im Fahrzeug verbaute Systeme langfristig kostengünstiger sind, als in Autobahnen und Schnellstraßen entsprechende Infrastrukturen zur Geisterfahrer-Erkennung zu integrieren.

Geisterfahrer an Autobahnanschlussstellen.

(Bild: UniBwM)

Häufig starten Geisterfahrten an Autobahnanschlussstellen beziehungsweise im Bereich von Auf- und Abfahrten. "An diesen neuralgischen Punkten wurden in Deutschland und auch in einigen anderen Ländern bereits diverse Maßnahmen zur Vorbeugung von Geisterfahrten umgesetzt, wie etwa Stopp-Schilder, eine besser erkennbare Beschilderung, Fahrbahnkrallen, Induktionsschleifen oder Funksensoren", so die Forscher.

Die flächendeckende Einführung dieser Sicherheitsmaßnahmen sei bislang jedoch an dem erheblichen Arbeits- und Kostenaufwand gescheitert. (bsc)