Schneller Surfen

Ob ADSL-Leitungen, Satelliten oder 230-V-Kabel, es mehren sich die Techniken, die Internet-Surfern mehrfache ISDN-Geschwindigkeit bieten.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Ein neues Ericsson-Handy bestätigt den Trend: Modell R380 ist Telefon, Terminplaner und Surfgerät in einem. Lange vor der CeBIT hatte zunächst Nokia mit dem Modell 7110 das erste Handy angekündigt, das Web-Seiten ohne Notebook oder PC darzustellen vermag (erhältlich ab Mai). Motorola, Samsung, Siemens und Panasonic kündigten für den Sommer eigene Geräte an.

Grundlage der Surf-Handys ist das Wireless Application Protocol, WAP, das die Probleme bei der Darstellung von Web-Seiten auf den kleinen Displays löst, unter anderem mittels spezieller Micro-Browser. Frankreichs Telefongesellschaft Cegetel will als erster GSM-Netzbetreiber ab April den Internet-Zugriff über WAP bieten, zunächst über das Alcatel-Handy OneTouch Pocket, das mit dem Micro-Browser von Unwired Planet arbeitet.

Mit WebOnAir präsentierte Ericsson eine Server-Software, die für Handys die Ladezeiten von Web-Seiten verkürzt, indem sie zum Beispiel Grafiken in niedrigen Auflösungen verschickt; auf Wunsch kann man sich auch Schwarzweißversionen bereiten lassen. Des weiteren eliminiert WebOnAir Hintergrundbilder, die ohnehin nur der Verschönerung dienen, oder tilgt HTML-Kommentare aus den Web-Seiten, bevor sie übertragen werden.

Andere große Hard- und Softwarehäuser scheinen von der Datenfunkwelle ausgeschlossen - bis auf Sun: Firmenchef Scott McNealy und Colly Myers, CEO von Symbian, kündigten eine Allianz zur Integration der Java-Technologie in die EPOC-Plattform an. EPOC ist das Betriebssystem für Smartphones und PDAs von Ericsson, Motorola, Nokia, Philips, Psion und weiteren Firmen. Der Vorteil der Java-Einbindung ist die Kompatibilität der Anwendungen sowie die geregelte Kommunikation der Geräte untereinander und mit anderen Java-Plattformen vom Server bis zur Smartcard. Die Java-Wahl ist eine Absage an Windows CE, mit dem Microsoft den Standard für den mobilen Bereich setzen wollte.

Kunden von Viag Interkom können ab 1. Juli ein Telefon und eine Rufnummer für zu Hause und unterwegs nutzen. Die Telefongesellschaft richtet ihren Mobilkunden gegen eine monatliche Gebühr von 34,95 Mark die sogenannte Homezone ein, innerhalb der sie mit ihrem Mobiltelefon Gespräche zu Festnetzpreisen von Viag Interkom führen können.

Ferngespräche kosten in der Homezone tagsüber 17 Pfennig und abends 10 Pfennig pro Minute, Ortsgespräche rund um die Uhr 10 Pfennig. Außerhalb der Homezone gelten die Mobiltarife des E2-Netzes. Das Angebot eignet sich aber nur für Mobilfunker, die einen analogen Anschluß ersetzen wollen.

Wer sowohl einen ISDN- als auch einen T-Mobil-Anschluß hat, ist mit Personal Communication Services, PCS, besser bedient. Mit PCS ist man ebenfalls unter einer Rufnummer erreichbar, zahlt aber für Verbindungen zwischen den heimischen T-ISDN-Rufnummern und dem Handy bis zu 36 Prozent weniger. Das Angebot beinhaltet einen T-ISDN-Mehrgeräteanschluß in der Komfortversion und einen T-D1-Anschluß für 79 Mark im Monat.

PCS basiert auf einem Mobil- und einem Festnetztelefon, zwischen denen der Anwender per Anruf beim `persönlichen CallManager´ umschaltet. Im Sommer will die Telekom ein Dual-Mode-Handy anbieten, das automatisch zwischen Mobil- und Festnetzbetrieb umschaltet. Das von Ericsson gefertigte Gerät funkt zu Hause im DECT-Modus und arbeitet außerhalb dieses Bereichs als GSM-Telefon.

Auf der CeBIT demonstrierte Ascom erstmals Sprachübertragung über Stromleitungen in guter Qualität. Das zusammen mit dem Energieversorger RWE entwickelte System ist offenbar praxistauglich. Dem Vorreiter der Datenübertragung auf 230-V-Leitungen, Nor.Web, war die Sprachübertragung bisher nicht überzeugend gelungen. Aussetzer von bis zu 1 s ließen das Powerline-Communications-System des kanadisch-englischen Unternehmens für Telefonieanwendungen wenig geeignet erscheinen.

Anders das PLC-System von Ascom, das aus zwei Segmenten besteht. Das erste verläuft vom Trafo zu den Haushalten und arbeitet im Bereich zwischen 1 MHz und 5 MHz; das und weitere Maßnahmen minimieren die Funkabstrahlung. Das zweite führt vom Zähler zu den Steckdosen und sendet im Frequenzbereich ab 20 MHz. Durch diesen Kniff weicht Ascom dem stark von Haushaltsgeräten gestörten Frequenzbereich aus. Entsprechend konnte die Sprachqualität in einem längeren Testgespräch überzeugen. Im Datenmodus erreicht Ascom bis zu 5 MBit/s.

Das von Nor.Web verwendete Frequenzband endet bei rund 1,5 MHz und liegt damit innerhalb des stark gestörten Spektrums. Deshalb sieht die Nor.Web-Technik den Netzabschluß am Zähler vor, und der Computer-Anschluß erfolgt über ein eigens in der Wohnung zu montierendes Ethernet-Netz. Nor.Web erreicht mit seinem System zur Zeit rund 1,5 MBit/s.

Die Vermarktung beider Systeme ist frühestens 2000 zu erwarten. Beide muß die Regulierungsbehörde noch genehmigen und zuvor die Rahmenbedingungen für die Datenübertragung auf 230-V-Leitungen ausarbeiten. Auch Siemens könnte bis dahin Feldversuche auf Basis des eigenen Verfahrens vorstellen.

Ohne Draht und Telefongebühren kommt der satellitengestützte Internet-Zugang der Dubliner Firma Armstrong Satellite Data Service aus. Den Web-Sat genannten Dienst soll es ab Juni geben, der zugehörige EutelSat-Satellit muß aber erst noch in die Umlaufbahn gebracht werden. Web-Sat wird der erste Internet-Zugang für Endanwender, bei dem der Datentransfer in beiden Richtungen über einen Satelliten läuft. Dabei entfallen nicht nur zeitabhängige Verbindungsgebühren, sondern auch Wartezeiten beim Einwählen; der Anwender verfügt über eine permanente virtuelle Internet-Verbindung.

Bei bisherigen Systemen, wie dem vor zwei Jahren gestarteten DirecPC oder dem von Teles angebotenen Sky-DSL, benötigt man für den Rückkanal noch eine herkömmliche Verbindung zum Internet-Provider.

Web-Sat soll dem Surfer bis zu 300 kBit/s liefern. Der Rückkanal befördert bis zu 16 kBit/s. Das gesamte System besteht aus zwei ISA-Steckkarten, einer 90-cm-Sende- und Empfangsantenne sowie einer CD-ROM mit benötigten Windows-Treibern und soll rund 3000 Mark kosten. Monatlich fallen weitere 340 Mark an; ein Download-Volumen von 25 MByte und ein Upload-Volumen von 2,5 MByte sind im Preis enthalten. (dz) (dz)