Infobahn-Ausbau

In den Zukunftsszenarien der Mobilfunker ist die Nahbereichs-Funktechnik Bluetooth ein unsichtbarer Hansdampf in allen Gassen.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic
Inhaltsverzeichnis

Experten hatten zunächst noch Ende 1999 erste Bluetooth-Geräte erwartet. Doch inzwischen strecken sich bei vielen Herstellern die Zeitpläne in den Sommer hinein. Aus der Not eine Tugend machend, wollen viele Anbieter nun zumindest vorführen, dass Bluetooth heute schon eine praktikable Technik ist. Ein so genanntes Bluetooth Information Display, gesponsort vom Industriekonsortium Bluetooth Special Interest Group, soll einsatzfähige Geräte und Lösungen von elf Mitgliedsfirmen der Bluetooth-SIG präsentieren. Unter den ausstellenden Unternehmen befinden sich beispielsweise 3Com, IBM, Intel und Lucent. Halle 1, Stand 5d4

Abseits des Gemeinschaftsstandes zeigen Primacom, Digianswer und Xircom, wie sie sich Bluetooth-Adapter für die Aufrüstung von Notebooks oder PDAs vorstellen. Der schwedische Kommunikationskonzern Ericsson stellt neben der schon angekündigten schnurlosen und portablen Freisprecheinrichtung (Bluetooth-Headset) besonders reizvolle Design-Studien vor: Eine Digitalkamera, mit der man Fotos über ein Bluetooth-Handy versenden kann, sowie eine portable Festplatte, auf der sich Dateien ‘unkompliziert und ohne Kabelverbindung’ abspeichern lassen; die Daten kann man später an einem beliebigen anderen Bluetooth-Computer abrufen.

Ob der Aachener Hersteller Elsa ein Modem mit Bluetooth-Anschluss baut, ist noch unklar - sicher ist jedoch Elsas Bluetooth-Engagement in puncto ISDN: MicroLink ISDN Bluetooth soll das externe ISDN-Modem mit integrierter Funk-Schnittstelle heißen. Auch will Elsa einen USB-Bluetooth-Adapter, der Notebooks und PCs mit der USB-Schnittstelle nachrüstet, auf den Markt bringen. Die MC Bluetooth genannte Variante in PC-Card-Bauform soll ausschließlich Notebooks vorbehalten bleiben. Bereits nach der CeBIT will Elsa die angekündigten Geräte liefern können. Halle 9, Stand C62

Deutlich weiter in der Ferne liegt die Serienreife eines Bluetooth-Prototypen von NEC: Die Japaner stellen auf der CeBIT ein Mobilfunkprodukt der dritten Generation vor, das nicht nur den Sprachdienst, sondern auch Bildtelefonie ermöglicht. Es besteht aus zwei Bausteinen: einem 120 Gramm leichten Handy und einer Kamera mit Display, die 240 Gramm wiegt. Die beiden Komponenten kommunizieren untereinander per Bluetooth. Das Telefon ist für die sehr schnellen W-CDMA-Netze ausgelegt und kann daher Daten 30- bis 100fach schneller übermitteln als aktuelle Handys - klar, dass solch eine Daten-Rakete auch Internet-Anschluss bieten wird. Schade nur, dass die dritte Mobilfunkgeneration erst in zwei bis drei Jahren an den Start geht.

Das Warten darauf verstehen die Mobilfunk-Hersteller allerdings zu versüßen. Es kommen etliche neue Modelle mit eingebauten Faxmodems auf den Markt, die auf Reisen immerhin eine Internet-Kommunikation mit 9,6 kBit/s ermöglichen, unter anderem von Motorola, Samsung oder Nokia (8210 und 8850, Halle 26, Stand E68). Samsung hat gar ein Handy im Programm, das MP3-Musik abspielen kann, das Anycall MP3-Phone. Zwei neue Handys will Siemens vorstellen: die Dual-Band-Geräte C35i und S35i. Das C35i verfügt zum Beispiel über Vibrationsalarm, Taschenrechner und Uhr mit Stoppfunktion. Das S35i stellt dank eingebautem Diktiergerät und Kalender schon einen kleinen Organizer dar.

Das Hauptaugenmerk des kritischen Mobil-Surfers liegt aber wohl auf den WAP-Handys - man will endlich nicht nur Werbeversprechen, sondern die Geräte selbst. Zu den Protagonisten dieser Surf-Technik für Mini-Displays und Schmalband-Internet-Zugänge zählen Motorola und Siemens sowie Nokia, dem seine Fan-Gemeinde monatelang wegen des ausbleibenden WAP-Modells 7110 zürnte.

Ebenso steht auch Ericsson in der Pflicht, serienreife WAP-Geräte vorzustellen - etwa den Handy-Organizer R380 -, wenngleich die Schweden die WAP-Werbetrommel deutlich zurückhaltender gerührt hatten als mancher Mitbewerber.

Halle 26, Stand D68.

Als ideale Ergänzung zu seinen Standard-Handys möchte Siemens den PDA IC35-Unifier mit dem hauseigenen RTOS-Betriebssystem verstanden wissen, der neben dem WAP-Browser auch mehrere Kommunikationsanwendungen beinhaltet. Der mobile Begleiter mit Tastatur verfügt über eine V.24- und eine IrDA-Schnittstelle, über die er Anschluss zu Handy und PC findet. Kosten soll der IC35-Unifier etwa 500 Mark.

Dienste und Anwendungen für die WAP-Geräte gibt es schon zahlreich. So kann man sich etwa die aktuelle Verkehrslage sowie Vorschläge zur Stauumgehung auf dem Handy ansehen oder Informationen über Veranstaltungen oder Hotelempfehlungen laden (z. B. Mannesmann Passo, Halle P34, Stand EG A01).

Mehr Anziehungskraft dürften jedoch die interaktiven WAP-Dienste ausüben. Erste Beispiele für die Abfrage des Kontostands oder den Online-Handel mit Aktien (Nokia und Deutsche Bank 24, Halle 18, 1.OG, Stand B08) liefern jedoch nur einen Vorgeschmack. Bald schon soll man auch Überweisungen per Mobiltelefon veranlassen können oder gar mobil und ohne Bargeld einkaufen. Beispiele für diesen mobilen E-Commerce zeigen etwa Hewlett-Packard, Ericsson und Telia (Halle 1, Stand 7i2). Die Lösungen sollen auf der E-Speak-Plattform von HP gründen und unter anderem auch GPS-Funktionen bieten - Außendienstler etwa sollen so nicht nur die firmeninterne Datenbank über erledigte Arbeiten drahtlos auf dem Laufenden halten, sondern auch den nächsten Auftrag holen und sich vom WAP/GPS-Handy zum Kunden führen lassen.

Doch dass die spannendste interaktive Anwendung, das ‘echte’ Surfen, auch auf dem Handy oder einem mit größerem Display ausgestatteten PDA Einzug halten wird, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Im Sommer sollen die deutschen GSM-Netze mit der Highspeed-Übertragungstechnik GPRS ausgerüstet werden, die endlich mit der schneckenlangsamen Übertragung Schluss macht. Und wo sich Highspeed-Netze ankündigen, sind passende Handys oder Surf-Geräte für Notebooks und PDAs nicht weit.

In der Zwischenzeit kann sich E-Plus an der Gunst der mobilen Surfer erfreuen - die Düsseldorfer haben mit High Speed Circuit Switched Data, HSCSD, als einziger Mobilnetzbetreiber ein Highspeed-System, das bis zu 43,2 kBit/s übermittelt - die Mitbewerber bieten lediglich 9,6 kBit/s. E-Plus nennt seinen Dienst High Speed Mobile Data, HSMD. Halle 25, Stand B06

Das Berliner Unternehmen AVM gehört zu den ersten Unternehmen, die HSCSD unterstützen wollen. Bis zur CeBIT will AVM die Software Fritz!GSM anpassen. Eine der neuen Funktionen wird der gebührensparende Short-Hold-Modus, der Online-Verbindungen unsichtbar für das Notebook abschaltet, wenn keine Daten zu übertragen sind und nur wenn nötig wieder anschaltet. In Verbindung mit dem Nokia Cardphone 2.0 sollen ferner Fax- oder E-Mail-Übertragungen im gewohnten Fritz!-Komfort zur Verfügung stehen. Die neue Version soll ab März als kostenloser Download für Fritz!GSM-Kunden bereitgestellt werden. Außerdem will AVM die eigenen ISDN-Karten für HSCSD optimieren und so mobile Anwendungen über die Verbindungsprotokolle X.75 und HDLC unterstützen.

Mit der USB-Erweiterung M3 will AVM hingegen seine erste Kombination aus GSM-Mobilfunk- und ISDN-Adapter vorstellen. Mit dem GSM-Teil sei der Anwender unabhängig von wechselnden Mobiltelefon-Modellen. Auch könne er den Adapter bei Bedarf zum Telefonieren in Mobilnetzen verwenden, heißt es. Halle 14, Halle 06

Ausschließlich für das ISDN-Netz ist Elcons NT1+2a/b gedacht, ein Kombi aus Netzabschlussgerät (NTBA), ISDN-Modem und a/b-Adapter mit zwei analogen Schnittstellen für herkömmliche Endgeräte. Die Box bietet wie es heißt ‘eine Vielzahl der ISDN-Leistungsmerkmale an den analogen Schnittstellen’, so zum Beispiel Rufumleitung, Dreierkonferenz, Anrufweiterleitung und Rufnummernanzeige. Das Produkt wird mit den PC-Schnittstellen V.24 oder USB für den Internet-Anschluss angeboten.

Halle 14, Stand K03

ISDN und ATM über ADSL hat die Firma High Soft Tech auf einer PCI-Karte kombiniert. Jede Anwendung, die über eine CAPI-2.0-Schnittstelle verfügt, kann mit Saphir/2025 über ADSL die 90fache ISDN-Geschwindigkeit von ADSL nutzen, ohne dass Anpassungen notwendig sind. Damit steht erstmals ein Gerät zur Verfügung, das nicht nur ISDN- und ADSL-Anschluss vereint, sondern über ATM auch Wählverbindungen auf Grundlage der ADSL-Technik bietet - ADSL ist üblicherweise nur für Netzwerkverbindungen ausgelegt, ist aber an T-DSL-Anschlüssen der Telekom auch mit ATM-Option erhältlich.

Halle 15, Stand F38

Einen Knüller im Festnetzbereich hält möglicherweise Mobilcom bereit: Das Unternehmen will kleinen Unternehmen und Privatkunden Highspeed-Internet mittels eigener ADSL-Zugänge offerieren - wobei Mobilcom den Kunden als erstes deutsches Unternehmen endlich volumenabhängige Abrechnung verspricht. Die Preise will die Firma zur CeBIT bekannt geben.

Halle 25, Stand A64

Megabit-schnelle Datenkommunikation verspricht man sich aber auch von den TV-Kabelnetzen. Die sind zwar noch überwiegend nicht rückkanalfähig und eignen sich also noch nicht zum Surfen, doch machen zum Beispiel Bertelsmann und Partner-Unternehmen erste Schritte zur Verwirklichung dieser Technik. Dabei wollen die Gütersloher die schnellen Leitungen insbesondere für interaktives Fernsehen nutzen - und natürlich auch Internet-Zugänge feilbieten.

Halle 6, Stand C31

Wie weit die Vision der Datenübertragung über Stromleitungen von der Verwirklichung entfernt ist, zeigen die Verfechter der Technik auf dem Gemeinschaftsstand.

Halle 17, Stand F08

Drahtloses Highspeed-Surfen verspricht hingegen das hannoversche Elektronikunternehmen Sican mit der DVBox 300: Das Gerät bietet Netzwerken den Datenempfang via Satellit. Es wird mit dem Low Noise Block (LNB) der Satellitenschüssel verbunden und über den Ethernet-Anschluss in das LAN ‘gehängt’. Dank einer Web-basierten Benutzungsoberfläche lässt sich das DVBox 300 LAN von jeder LAN-Station warten, die über einen HTML-Browser verfügt. Halle 16, Stand B46

Ein ähnliches System stellt das norwegische Unternehmen Telenor Conax mit dem NetCast Streamer vor. Jedoch wird die Box, die für eine einzelne Arbeitsstation gedacht ist, über den Universal Serial Bus (USB) am PC angeschlossen. Zur angepeilten Zielgruppe zählt Telenor Anwender aus den Bereichen Handel, Banken, Ausbildung oder Medizin.

Halle 23, Stand C45

Das Hamburger Unternehmen Nera stellt mit dem WorldPhone ein Multi-Band-Telefon vor, das sich sowohl für GSM-900- und -1800-Netze eignet als auch für das erdumspannende ICO-Satellitennetz. Wenn kein terrestrisches Mobilnetz zu erreichen sei, schalte das Handy automatisch auf Satelliten-Betrieb um, meldet die Firma.

Das Kombi-Handy eignet sich auch für die Fax- und E-Mail-Kommunikation. Der Glanzpunkt dürfte jedoch die erstaunlich hohe Kapazität des Akkus sein, der eine Bereitschaftszeit von zehn Tagen erreichen soll. Ein optionaler ‘Highcapacity’-Akku, der 230 Gramm wiegt, verlängert die maximale Erreichbarkeit gar auf 18 Tage. Halle 17, Stand C24 (dz) (dz)