LCD-Kaleidoskop

Am Flachdisplay muss man sich nicht mehr mit den Kümmernissen der Röhrentechnik plagen: Anschalten und das Bild steht passgenau auf dem Schirm, ist überall gleich scharf und strahlend hell. Und so bleibt es über lange Zeit, und auch wenn man den Monitor an einen anderen Platz stellt - was mit den Leichtgewichten zudem mühelos klappt. Als Schreib- und Surfgerät taugen heute viele der angebotenen Flachbildschirme, hier gibts nur wenige K.-o.-Kriterien. Die Anforderungen für Bildbearbeitung, Videoanwendungen oder das Seitenlayout schränken die Monitorauswahl stärker ein.

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Der Schreibtisch ist bepackt mit Papierstapeln und CDs, den Händen bleibt kaum Platz an Tastatur und Maus, der Sehabstand zur Mattscheibe ist gering - Zeit für eine Abmagerungskur: Ein Flachbildschirm braucht erstaunlich wenig Stellfläche, lässt sich leicht zur Seite schieben, wenn er mal nicht gebraucht wird und bietet auch in puncto Bildergonomie Vorteile. Hier gibt es ohne weitere Voreinstellungen eine verzerrungsfrei Darstellung, 1a-Schärfe, hohe Kontraste und eine enorme Bildhelligkeit. LCDs geben zudem deutlich weniger Wärme ab als ein Röhrenmonitor; das senkt zwar nicht die Heizkosten, erübrigt aber bei größerer Zahl im Raum unter Umständen die Klimaanlage. Und sparsam sind die flachen Monitore auch - nicht gerade beim Kauf, dafür aber später im Betrieb, ihr Stromhunger ist gering.

Neben den im Vergleich zum Röhrengerät höheren Einstiegspreisen muss man bei LCDs auch ein paar - je nach Anwendung mehr oder weniger kritische - Schwächen in Kauf nehmen. Hierzu zählen die feste physikalische Auflösung, die geringere Schaltgeschwindigkeit und die je nach Gerät unterschiedlich stark ausgeprägte Winkelabhängigkeit.

Die feste Pixelanzahl bei LCDs stört nur diejenigen, die Anwendungen mit unterschiedlichen Auflösungen nutzen müssen. Wer den Monitor dagegen etwa für die gängigen Office-Anwendungen benötigt, kann - und sollte - ein LC-Display stets in seiner nativen Auflösung betreiben. Bei 15"-Flachbildschirmen ist dies XGA (1024 x 768 Bildpunkte), größere LCDs bis zu 19-zölliger Diagonale nutzen 1280 x 1024 Pixel (SXGA), 20- bis 23 Zoll normalerweise 1600 x 1200 Pixel (UXGA). Abweichungen davon gibt es derzeit nur wenige, darunter beispielsweise Iiyamas 19-Zöller AU4831D mit 1600 x 1200 Pixel oder Samsungs 17-Zöller SyncMaster 172W mit 1280 x 768 Bildpunkten (WXGA). Mit solchen Breitformaten werden demnächst weitere Geräte auf den Markt kommen.

Die Winkelabhängigkeit spielt bei größeren Arbeitsplatzmonitoren kaum noch eine Rolle: Ihre Schirme sind auch von schräg gut ablesbar, einzig die Farben verlieren zuweilen noch etwas an Sättigung. Das nimmt man vor allem auf kritischen Bildinhalten mit feinen Farbverläufen wahr. Bei herkömmlichen Office-Anwendungen oder auf dem Desktop-Hintergrund sieht die Darstellung dagegen von der Seite so aus wie von vorn. Auf vielen kleineren Flachdisplays wird man Farb- und Kontraständerungen in Kauf nehmen müssen, wenn man sich weit vor dem Schirm bewegt. Ihr günstiger Einstiegspreis macht diesen Nachteil zumeist erträglich.

Problematischer ist die Zeit für den Bildaufbau - zumindest für die Spieltüchtigen unter den Anwendern. Wer richtig flott zockt, wird am LCD durch verschwommene Gestalten, undeutliche Wandstrukturen oder verwischte Kanten irritiert. Gelegenheitsspieler dürften dagegen kaum so schnell über die Schauplätze eilen, dass etwaige Unschärfen den Spielespaß mindern. Ohne die manchmal recht lahmen Displays schönreden zu wollen - es steckt auch eine Portion Philosophie hinter dem Gestöhn über die LCD-Bildaufbauzeiten. Viele Anwender, die das erste Mal am Flachbildschirm spielen, sind überrascht, dass die Darstellung um so viel klarer ist, als sie erwartet haben. Dennoch bleibt: LCDs brauchen für den Bildwechsel deutlich länger als Röhrengeräte. Daran wird sich so schnell nichts ändern, wenngleich auch hier in der letzten Zeit einige Fortschritte erzielt wurden. So kann man LC-Displays heute anders als noch vor einigen Jahren gut als Videoschirm nutzen, wie auch die zunehmende Beliebtheit von LCD-TVs zeigt. Die Schaltgeschwindigkeit guter Flachbildschirme reicht für die Bewegtbilder eines Films sicher aus.

In Werbebroschüren und Anzeigen versprechen die Display-Hersteller enorm hohe Kontraste, superhelle Schirme, riesige Blickwinkel und bemerkenswert kurze Schaltzeiten. Man sollten solchen Angaben nicht allzu viel Glauben schenken. Es handelt sich häufig um Werte, die an einem Panel ohne jedes Gehäuse und ohne realen Bildinhalt in der Fabrik ermittelt wurden. Was später aus dem Display leuchtet, wenn es als kompletter Monitor unter realen Bedingungen mit echten Bildern beaufschlagt wird, steht auf einem anderen Blatt.

Immerhin sind die Winkelangaben ein Hinweis auf die im Monitor genutzte Displaytechnik: Werden hier Blickwinkel von 160 Grad und mehr genannt, steckt im Gerät mit hoher Wahrscheinlichkeit ein IPS- oder MVA-Panel; kleinere Winkel deuten auf die TN-Technik hin. 15"-Displays nutzen heute fast ausschließlich TN-Panels, auch alle so genannten 16-Millisekunden-LCDs werden in TN-Technik gefertigt. 17-zöllige Displays gibt es derzeit in allen Panelvarianten, während die meisten Displays ab 18 und mehr Zoll heute in IPS- oder MVA-Technik gefertigt werden. Bei den 19"-Geräten wird sich das in absehbarer Zeit ändern. Da TN-Panels günstiger in der Fertigung sind (wenig Ausschuss) und die 19-Zöller in direkter Konkurrenz zu 18-Zoll-Geräten - und in absehbarer Zeit auch zu 17"-LCDs - stehen, werden einige Hersteller demnächst günstige 19"-TN-Panels produzieren. Dann werden 19"-Flachbildschirme noch billiger, aber nicht unbedingt besser ...

Mit steigender Bildschirmgröße steigt auch der Preis - das erwartet jeder. Allerdings schnellen bei Flachbildschirmen mit zunehmender Bilddiagonale auch die Kosten pro Zoll in die Höhe. Grund: Wenn ein 19-zölliges LCD-Panel kaputt ist (oder zu viele Pixelfehler aufweist), wandert gleich das ganze 38 x 30 Quadratzentimeter große Panel in die Tonne. Aus einem Grundsubstrat (Mutterglas) lassen sich aber je nach Fabrik nur zwischen vier und 20 Displays schneiden. Hohe Ausschussraten sind hier also deutlich kostspieliger als beispielsweise in der Prozessorfertigung, wo einig hundert Chips auf jedem Siliziumwafer sitzen, defekte ICs einzeln selektiert werden können und eine Menge „guter“ Prozessoren pro Wafer übrig bleiben.

Die Wahrscheinlichkeit von Defekten nimmt mit geringerer Displaydiagonale und Auflösung (Anzahl der Transistoren) ab. Bei den 15- und 17-Zöllern kommt hinzu, dass sie meistens in TN-Technik gefertigt werden und diese Technik etabliert ist, während die Hersteller an der IPS- und MVA-Technik weiterhin kräftig feilen. Die kostenrelevante Yield-Rate liegt deshalb bei kleineren Displays deutlich über der großflächiger Monitore.

Ein weiterer Faktor ist aber auch die verkaufte Stückzahl pro Panel-Größe: 15- und 17-Zöller gehören derzeit zu den weltweit am meisten genutzten Displays. Deshalb sind beispielsweise kleinere LCDs zwischen sieben und 10 Zoll überproportional teuer.

Schirmdiagonale Gerätepreis von ... bis Kosten pro Zoll
15 Zoll 250-380 EUR 17-25 EUR
17 Zoll 370-650 EUR 22-38 EUR
18 Zoll 500-1000 EUR 28-55,50 EUR
19 Zoll 550-1050 EUR 29-55 EUR
20 Zoll 1000-1500 EUR 50-75 EUR
21 Zoll 1500-2500 EUR 71,50-119 EUR
23 Zoll 2500-3000 EUR 109-130 EUR
24 Zoll 2800-3300 EUR 116-137,50 EUR
40 Zoll 5600-6600 EUR 140-165 EUR

(uk)