Nahfunk-Verbesserungen

Mit ZigBee, UWB oder auch nanoNET kündigen sich zunehmend mehr Funktechniken für den PC an.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Eine Dreijahres-Roadmap soll im Jahresrhythmus zahlreiche Verbesserungen bringen, darunter erhöhte Sicherheit, noch niedrigere Energieaufnahme, bessere Bedienung, aber auch weitere Leistungssteigerungen.

Der erste Teil des Dreijahresplans ist indes weitgehend erfüllt, denn mit Bluetooth 2.0 + Enhanced Data Rate wurde wie geplant Mitte November der Bluetooth-Booster verabschiedet. Bleibt für die SIG noch, das neue Verfahren auf dem Markt zu etablieren. Das dürfte leicht fallen, denn EDR soll kommenden Bluetooth-Geräten bis zu dreifache Brutto-Übertragungsraten gegenüber aktuellen Geräten bescheren. Bisher funken die Geräte gemäß Bluetooth 1.1 oder 1.2 mit 1 MBit/s brutto, künftig sollen es bis zu 3 MBit/s sein.

Da wesentliche Eckwerte erhalten bleiben, und „nur“ die Symbolrate erhöht wird, kommt auch Bluetooth 2.0 + EDR mit geringem Verwaltungsaufwand aus und liefert daher auch in der Praxis bis zu dreifache Durchsatzraten. Bisher sind unter guten Bedingungen rund 80 kByte/s möglich. EDR-Geräte werden bis zu 240 kByte/s befördern und noch sparsamer mit Energie umgehen, weil deren schnelle Transceiver zwei- bis dreimal so schnell mit der Übertragung der gleichen Datenmenge fertig sind wie ihre Vorläufer. Also können sie eher den Schongang einschalten.

Erste Bausteine der neuen Generation haben bereits die Fertigungsstätten verlassen; unter anderem gibt es vom Marktführer CSR den BlueCore4 mit EDR. Komplette Highspeed-Funker, etwa DSL-Modems mit Bluetooth, erwartet man daher für Anfang 2005. Die Abwärtskompatibilität zu Geräten mit Bluetooth 1.1 und 1.2 sei gewährleistet, heißt es; die höheren Geschwindigkeiten erreichen sie natürlich nur mit ihresgleichen.

EDR wurde vorwiegend für Anwendungsgebiete entwickelt, die höheren Durchsatz als etwa beim ISDN-Surfen, Synchronisieren, Tippen und bei der Maussteuerung erfordern. Die Entwickler zählen dazu Stereo-Audio-Anwendungen, Bildübertragung oder auch Drucken und Scannen. Bisher schien Bluetooth für diese Anwendungen zu langsam, sodass es beispielsweise nur wenige Bluetooth-bewehrte Kameras gibt, immerhin aber schon eine ansehnliche Zahl an Druckern. Eine Übersicht über aktuelle Bluetooth-Geräte inklusive Ergebnissen von Kompatibilitätsprüfungen liefert unsere Bluetooth-Datenbank unter www.bluetooth-db.de.

Die Bluetooth-Macher sehen ihre Position selbstbewusst: Ihre Kurzstrecken-Funktechnik sei die einzig etablierte und daher auch führende. Sie kommt in einer Vielzahl von Geräten wie Handys, PCs, PDAs, Modems, Headsets oder auch Autosprechanlagen zum Einsatz. „Wir glauben nicht an die Eine-für-Alle-Funktechnik, sondern wollen die Bluetooth-Stärken durch gezielte Weiterentwicklung betonen“, bekräftigt Dr. Michael Foley, Executive Director der Bluetooth SIG. Unter Weiterentwicklung versteht die SIG auch eine Ausdehnung auf neue Anwendungsbereiche, namentlich auf „Sensor-Szenarios“ für Datenerfassung und Gerätesteuerung, Streaming Audio und Multi-Player-Spiele.

Für diese Ziele will die SIG in der ersten Stufe bis 2005 mit Quality of Service (QoS, Dienstequalität) ein neues Verfahren bringen, das Kopplungsverfahren mittels längeren und vor allem alphanumerischen PINs besser absichern sowie den Energieverbrauch senken. Mit QoS will man den Simultanbetrieb mit mehreren Geräten verbessern, indem Störungen durch Übertragungsverzögerungen und Interferenzen gemildert, wenn nicht unterbunden werden. Davon sollen Anwendungen wie die PC-Steuerung per Maus und Tastatur oder die Musik-Übertragung profitieren, weil sie dank QoS bevorzugt gegenüber anderen Anwendungen behandelt werden, etwa gegenüber Druck-Jobs.

Der schon jetzt niedrige Energieverbrauch soll noch weiter sinken, sodass man Bluetooth-Sensoren entwickeln kann, die mehrere Jahre mit einer einzigen Batterie laufen. Parallel dazu steigt die Piconetz-Kapazität von acht auf 256 Geräte, sodass ein Master nicht wie bisher nur sieben Slaves, sondern bis zu 255 Slaves steuern kann.

Die Ingenieure hoffen, dass diese beiden Schachzüge Bluetooth den Weg zur Heim- und Industrieautomation ebnen. Damit werden Handys denkbar, die die heimische Alarmanlage bedienen können, oder auch Szenarien, in denen ein PC alle Stationen einer Fertigungsstraße überwacht, indem er deren Bluetooth-Sensoren drahtlos abfragt.

Bis 2006 steht dann Multi-Cast auf dem Plan, daneben verbesserte Bedienung, Sicherheit und Übertragungsleistung. Mit Multi-Cast wird man erstmals Gerätegruppen auf einmal adressieren können. Dieses Verfahren wollen die Bluetooth-Verfechter in erster Linie haben, um Anwendungen wie Multiplayer-Spiele mit diversen Stereo-Kopfhörern und Lautsprechern entwickeln zu können.

Im Bereich Security wollen die Entwickler einen „stark verbesserten Non-Discoverable-Modus“ nachlegen. Man kann Bluetooth-Geräten bereits jetzt die Tarnkappe aufsetzen, indem man den Discovery Modus abschaltet. Dann antworten sie nicht auf Discovery-Anfragen. Sie reagieren aber durchaus, wenn man sie über ihre Bluetooth-Device-Adresse anspricht; sie sind also anfällig gegenüber Brute-Force-Attacken, in denen Angreifer ganze Adressräume stur nacheinander abklappern, in der Hoffnung früher oder später schon irgendein Ziel zu finden. Der nun geplante Non Discoverable Mode soll dann selbst solchen und noch aufwendigeren Attacken jahrelang standhalten und vor unerwünschten Entdeckern schützen.

Schließlich arbeiten die Techniker an größeren Reichweiten - Geräte der „niedrigsten Leistungsklasse“ sollen dann bis zu 100 Meter überbrücken, also so viel wie aktuelle Geräte der höchsten Leistungsklasse 1 mit 100 mW Sendeleistung. Unklar ist allerdings, ob die Pläne auf die gegenwärtig niedrigste Leistungsklasse 3 abzielen, die mit 1 mW sendet, oder ob eine noch sparsamere mit dieser enormen Reichweite hinzukommt. (dz) (dz)