Wie lange laufen sie denn?

PDAs, Handys und Notebooks beziehen ihre Energie meist aus Lithiumionen- oder Lithiumpolymerakkus, den derzeit leistungsfähigsten Stromspeichern. Trotzdem ist die Laufzeit oft zu kurz und nimmt nach ein, zwei Jahren sogar manchmal deutlich ab.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Soll man sich eine jetzt vielerorts gepriesene Wunderfolie gegen das Altern kaufen, einen Ersatz- oder Zweitakku vom Billiganbieter erstehen oder genügt die pflegliche Behandlung des Li-Ion-Akkus von vornherein, um die Lebensdauer zu verlängern?

Trotz Preisverfall bei den Handy- und Smartphone-Akkus kosten kleine Akkus um 40 Euro und damit oft mehr als das subventionierte Mobilgerät. Billiganbieter und Online-Auktionäre springen in die Bresche und bieten Nachbau-Akkus oft für wenige Euro an. Der günstigen Option, um den altersschwachen Akku zu ersetzen, stehen Berichte über explodierende Handys entgegen, die mit solchen Billigelektronenschleudern bestückt waren.

Angesichts der großen Zahl der Akkus im Umlauf sind das jedoch Einzelfälle. Mittlerweile stimmen die Kunden mit den Füßen ab, indem sie zunehmend auf Billigakkus setzen. In letzter Zeit wurde kein Fall mehr von explodierenden Akkus bekannt. Die Mobiltelefonhersteller versuchen, mit nach eigenen Angaben fälschungssicheren Aufklebern wie Hologrammen, den Einnahmeausfällen gegenzusteuern, auch mit dem Hinweis auf Qualitätssicherung. Wer nur für wenige Monate einen Ersatzakku braucht, etwa weil sein Mobilfunkvertrag ihm dann ein neues subventioniertes Mobiltelefon verspricht, kann aber nach unseren bisherigen Erfahrungen durchaus zum Billigakku greifen.

Ob die Billighersteller von Akkus tatsächlich an der Sicherheit oder zum Beispiel an der Schutzelektronik sparen, lässt sich schwer nachweisen. Anders als bei Bremsbelägen für Autos gibt es für die Li-Ion-Akkus weder eine TÜV-Richtlinie, noch muss ein Zulassungsamt sein Placet geben. Obwohl bekannt ist, dass diese Akkus auch altern, wenn sie nicht im Betrieb sind, fehlen Herstellungs- oder Ablaufdatum auf Li-thiumakkus - ganz anders übrigens als bei Billigbatterien aus dem Supermarkt, die alle ein Datum tragen.

Optimale Pflege des Akkus kann bei manchen Anwendern den Kauf eines Zusatzakkus überflüssig machen oder zumindest aufschieben. Dass Li-Ion-Akkus nach zwei bis drei Jahren merklich an Kapazität verlieren, ist nur eine Faustregel. Ob ein Akku ein Jahr oder fünf Jahre hält, hängt von der sorgfältigen Verarbeitung ab sowie vom Gebrauch und der Temperatur. Chemische Änderung des Elektrolyten und Oxidation der Elektroden sind nach Expertenmeinung die Hauptursache für die Alterung.

Welcher Akku wie verarbeitet ist, kann der Kunde nicht feststellen. Bei Notebook-Akkus haben wir in den letzten Jahren große Unterschiede in der Lebensdauer in Geräten verschiedener Hersteller gesehen - wie lang welcher Akku hält, weiß man vorab nicht. Auf Herstellerseite gibt man sich bedeckt und nimmt den Akku lieber aus der Gerätegarantie heraus oder setzt eine kürzere Garantiefrist.

Trotz dieser unbefriedigenden Situation kann der Anwender in Grenzen der Akkualterung entgegenwirken. Wenn der Akku im Notebook nicht gebraucht wird, sollte er extern gelagert werden, denn das Notebook-Ge-häuse ist der denkbar schlechteste Aufbewahrungsort: Je wärmer der Akku, desto schneller altert er. Je nach Notebook-Modell erwärmt sich das Gehäuse erheblich im Betrieb.

Man sollte den Akku zur Hälfte geladen am besten im Kühlschrank lagern - nicht jedoch im Eisfach. Einer der Vorteile von Lithiumionenakkus sind ihre geringe Selbstentladung von wenigen Prozent pro Monat im Vergleich etwa zu Nickelmetallhydridzellen. Es genügt daher, den Akku bei Nichtgebrauch alle paar Monate nachzuladen. Grundsätzlich bringt es wegen der Alterung auch bei optimaler Lagerung wenig, sich einen Akku auf Vorrat zu kaufen.

Leider kippeln nach Entfernen des Akku einige Notebooks, weil dann zum Beispiel ein Standfuß fehlt oder weil der Akku als Gegenwicht zum hochgeklappten Display notwendig ist - einen nicht mehr funktionstüchtigen Akku in diesem Fall lieber nicht entsorgen.

Rund um die Verlängerung von Akkulebensdauer und Akkulaufzeiten hat das Unternehmen Batterylife seine Geschäftsidee gestrickt: Eine dunkle Folie namens Activator soll alte Akkus in Handys und Notebooks auf Vordermann bringen. Nanokristalle sollen mittels Hohlraumstrahlung Ionenablagerungen auf den Elektroden vermindern, so die fantasievolle Erklärung. Batterylife verspricht „... bis zu 30 % längere Standby-Zeit, ..., bis zu 30 % längere Akku-Lebensdauer“. Eine Mindestangabe verspricht der Hersteller nicht.

Wir machten die Probe aufs Exempel und holten drei betagte Notebooks auf den Prüfstand: Asus L8400 mit 49-Wh-Akku aus dem Jahr 2001, Apple PowerBook G3 mit Akku aus demselben Jahr und Asus P6300 mit 58-Wh-Akku, hergestellt 1998. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten wurden zuerst 7 bis 9 Ladezyklen ohne Folie durchgeführt, danach 12 bis 16 Messungen mit aufgeklebter Folie. Pro Tag fand höchstens ein Ladezyklus statt.

Gemittelt über alle Messungen jeweils ohne und mit Folie konnten wir innerhalb der Messgenauigkeit keinen Effekt feststellen: Die gemittelte Laufzeit beim Asus L8400 blieb bei 81 min, das Apple PowerBook verschlechterte sich leicht von 43 auf 41 min und das Asus P6300 lief 169 min mit und 165 min ohne Folie.

Nach unseren Ergebnissen sind die Ausgaben für Batterylife-Folien also rausgeschmissenes Geld. Das Unternehmen führt eine TÜV-Rheinland-Studie (vier Entladungen über einen 30-Ohm-Widerstand) als Unterstützung ins Feld. Dies können wir so nicht nachvollziehen. Batterylife ist eine Zweigniederlassung der Elito-Elektronic in Pegnitz. Elito-Electronics wirbt derzeit mit einer so genannten Biophotonenlinse, die Biophotonenlicht „... in einer kleinen Scheibe speichert ... um schädliche, elektromagnetische Wellen, die durch TV, Computer und Notebooks verstärkt werden, in positive umzuwandeln.“ Das funktioniert vermutlich ebenso gut wie die Akkulebensverlängerung per Folie. (jr)