Taschen-Videos

Sonys Universal Media Disc startet als dediziertes Medium für den mobilen Videogenuss auf der PlayStation Portable in Deutschland noch breiter als zunächst erwartet. Doch wie bei der DVD gibt es auch bei der UMD zwischen den verschiedenen Titeln merkliche Qualitätsunterschiede.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Jurran

Noch im September will Concorde zehn Video-Titel auf UMD herausbringen (darunter „12 Monkeys“ und „Der Schakal“), Sanctuary Visual Entertainment Konzert-Mitschnitte (von Iron Maiden, INXS und Bob Marley) liefern und Rough Trade mit „The Monday Night War“ und „Hard Knocks“ sogar Wrestling-Fans bedienen. Die Gesamtzahl der UMD-Titel steigt damit im Startmonat auf 52 (vgl. c't 18/05). Im Oktober folgt Mc One mit „Riding The Bullet“, „Ong-Bak“ und „Slipstream“, im November Universum mit „Das fünfte Element“, „Elektra“, „Resident Evil“, „Sahara“ und „The Transporter“. Insgesamt dürften bis Jahresende mehr als 80 UMD-Titel auf dem deutschen Markt landen.

Wie die Majors bieten auch die Independents Concorde und Mc One auf ihren UMDs neben der deutschen Synchron- die Original-Sprachfassung. Zumindest bei Concorde muss man aber auf Untertitel verzichten - was umso bedauerlicher ist, da Sonys PSP Untertitel gut leserlich darstellt. Bei den EU-Fassungen nutzen Fox und Sony freien Speicherplatz für weitere Sprachfassungen: So finden sich auf der deutschen „Dodgeball“-UMD fünf Sprachen und zehn Untertitel, dafür fehlen die auf der US-Version vorhandenen Bonus-Trailer. Ordentliche Extras soll vorerst nur die UMD „Nightmare before Christmas“ bieten, die Buena Vista am 13. Oktober mit Making-Of, zusätzlichen Szenen und Kurzfilm ausliefern will - allerdings ist der Hauptfilm selbst auch nur 76 Minuten lang.

Dass es bei der 1,8-GByte-Scheibe allgemein schnell an Platz mangelt, wundert nicht: Das mit dem Authoring vieler europäischer Video-UMDs beschäftigte Sony DVD Center Europe in Salzburg bestätigte auf Anfrage, dass auf den kleinen Discs die gesamte NTSC-Fassung mit voller Auflösung gespeichert wird; einen Kommentar dazu, wie die PSP die Videodaten verarbeitet, gab man uns jedoch nicht.

Beim Vergleich von UMD-Fassungen mit den jeweiligen DVD-Versionen fällt schnell auf, dass sich Kinofilme auf unterschiedliche Weise an das Format des PSP-Displays anpassen lassen. Als völlig unproblematisch erwiesen sich Sony Pictures’ „7 Sekunden“ mit seinem Seitenverhältnis von 1,85:1. Dies kommt dem 1,77:1-Format (16:9) des Konsolen-Bildschirms so nahe, dass man die Ränder nur minimal beschneiden muss, um es bildschirmfüllend darzustellen.

Selbst Filme, die im Kino und auf DVD mit dem Seitenverhältnis 2,35:1 zu sehen sind, lassen sich auf der PSP in voller Breite ohne Balken genießen - allerdings nur, wenn sie im so genannten „Super 35“-Format gedreht wurden. Hierbei nutzt man bei der Produktion das gesamte 35-mm-Negativ, maskiert im Kino aber den oberen und unteren Bildbereich, um das Breitformat zu erhalten. Das Bild der in Super 35 gedrehten „Alien Vs. Predator“, „Dodgeball“ und „I, Robot“ öffnete man für die PSP einfach oben und unten, sodass nicht nur alle Details erhalten bleiben, sondern man sogar mehr sieht als bei den anderen Fassungen. Puristen können bemängeln, dass die Bildkomposition nicht mehr der der Original-Version entspricht.

Bei gewöhnlichen 2,35:1-Produktionen (ohne Super 35) muss sich das Studio entscheiden, ob es dem PSP-Besitzer wie bei „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ nur einen Ausschnitt zeigt (der allerdings nicht so klein ausfällt wie bei einem 4:3-Fernseher) oder die Balken (teilweise) stehen lässt - wodurch aber bis zu 68 der 272 Linien des PSP-Displays dunkel bleiben. Letztere Variante wird man bei allen Concorde-UMDs vorfinden, da das Studio eine zusätzliche (kostenpflichtige) Lizenz hätte erwerben müssen, um das Bildformat für die UMD-Fassung ändern zu dürfen.

Vom in 2,35:1-gedrehten Science-Fiction-Klassiker „Alien“ sind auf UMD die ersten gut zwei Minuten im Originalformat zu sehen, danach wechselt das Bild ins 16:9-Format des PSP-Displays, wobei Teile des Bildes verloren gehen. Nur so passte der Titel komplett aufs PSP-Display, zudem fallen die Balken bei der Weltraum-Szene kaum auf. Der Film selbst scheint relativ unbearbeitet konvertiert worden zu sein - jedenfalls präsentiert er sich dunkel und farbarm, was wir von eigenen Transcoding-Versuchen kannten (siehe auch Seite 30). Wirklich ärgerlich ist jedoch, dass bei Alien bei jedem Schwenk ein deutliches Ruckeln zu erkennen war. Der Originalton des 1979 gedrehten Films kommt zudem muffig und leise daher, die deutsche Synchronfassung ist etwas lauter und klarer.

Allerdings blieb die Alien-UMD eine Ausnahme: Alle übrigen UMDs zeigten ein auf das PSP-Display optimiertes farbstarkes und kontrastreiches Bild; der bei UMD verwendete Video-Codec H.264/AVC gab sich auch bei komplexen Szenen (Verfolgungsjadgen, Aufnahmen vom Meer) keine Blöße. Der (Stereo-)Ton kam klar und laut herüber, sodass man Dialogszenen über Ohrhörer, die anders als die von Sony mitgelieferten einen hohen Wirkungsgrad haben, in lauter Umgebung gut folgen konnte. (nij)