Subventions-Bündel

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Von
  • Urs Mansmann


Subventions-Bündel

Kein DSL ohne Telefonanschluss - Bundling ist eine wundervolle Idee. Wie wärs mit "Kein Bier ohne Schnaps" oder "Kein Auto ohne Monatskarte"?

Die Telekom bietet DSL nur in Kombination mit einem Telefonanschluss an, anfangs war sogar ein ISDN-Anschluss Voraussetzung. Durch die Gleichsetzung von ISDN und DSL zu Beginn sind viele Kunden noch sechs Jahre später davon überzeugt, dass man für das eine das andere brauche. Und warum sollte ein tüchtiger Verkäufer das Missverständnis aufklären und einen günstigeren Analoganschluss vorschlagen? Noch weniger Kunden dürften wissen, dass DSL auch ganz wunderbar ohne jeglichen Telefonanschluss funktionieren könnte. Die Telefonleitung allerdings wird gebraucht - und muss auch bezahlt werden.

Die Konkurrenten der T-Com, die deren Leitungen mieten müssen, tragen zur Finanzierung ihres großen Konkurrenten bei. Da sie die Leitungen für DSL allein auch nicht billiger bekommen, halten sich Arcor, Hansenet und Konsorten ebenfalls über Zwangsgrundgebühren für einen Zwangstelefonanschluss am Kunden schadlos. Bei Arcor sogar zwangsweise mit einem ISDN-Anschluss - schließlich will auch jeder Single über zwei Telefonleitungen beim gleichzeitigen DSL-Surfen erreichbar sein, falls sein Handy-Akku mal leer ist.

Inzwischen gibt es bei einigen Telefongesellschaften sogar die Telefonie-Flatrate zwangsweise dazu, damit der Kunde ja keine Experimente mit Voice over IP macht oder aufs Handy ausweicht (siehe c't 17/06 S. 130). Bei den Kabel-TV-Anbietern ist das nicht wirklich anders: Hier muss das Fernsehprogramm abnehmen, wer Internet haben will.

Die T-Com befürchtet wohl, dass bei einem attraktiven Nur-DSL-Angebot die Nutzerzahlen fürs Telefon sinken, wodurch sich die Kosten pro Anschluss für die weiterhin zu pflegende Vermittlungstechnik erhöhen. Das wiederum würde weitere Kunden zum Umstieg auf DSL und VoIP oder Mobilfunk treiben. Das mag so sein, aber wie hoch sind die Kosten wirklich? Schon die aktuelle Leitungsmiete halten die Mitbewerber für von der T-Com "schön hoch" gerechnet.

Jedenfalls wird auch die brandneue VDSL-Technik nicht nur mit einem Telefonanschluss gekoppelt, sondern mit IPTV, also Internet-Fernsehen, gleich in ein richtig fettes Bündel geschnürt. Als ob es keine Grundversorgung via Kabel, Satellit oder DVB-T gäbe. Superschneller Up- und Download pur ist nicht zu haben.

Zur Belohnung plant die Bundesregierung für VDSL auch noch "Regulierungsferien", also den zeitweisen Ausschluss lästigen Wettbewerbs für den Quasi-Monopolisten. Warum dreht die Regierung im Gegenzug für diese Gefälligkeiten den Spieß nicht einfach um und zwingt die Telekom, Telefon und DSL bundesweit zu bundeln? Millionen Kunden, die bislang kein DSL bekommen, würden sich über dieses Paket freuen. Das wäre eher im Sinne der Verbraucher als immer schnellere Anschlüsse an immer weniger Orten. Und wer weiß, womöglich steht der Kunde einem "Solidarzuschlag DSL überall" auf der Rechnung aufgeschlossener gegenüber als der klassischen Festnetz-Subvention. (uma)