Achtung, Aufnahme!

Wer Musik aufnehmen möchte, hat heutzutage gute Karten: Jeder Allerwelts-PC verfügt über genügend Rechenleistung für diesen Zweck, und Tontechnik, die vor zwanzig Jahren noch ein Vermögen gekostet hätte, ist heute für wenige hundert Euro erhältlich. Die nötige Software gibt es schon ab Preisstufe „gratis“. Kondensatormikrofone und Abhörlautsprecher, einst die großen Budget-Fresser, sind als Importware aus Asien für kleines Geld in brauchbarer Qualität zu bekommen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Kai Schwirzke
Inhaltsverzeichnis

Gern spricht man mittlerweile vom „kompletten Tonstudio im PC“ und meint damit die umfassende virtuelle Integration gängiger Studiogerätschaften in den Computer. Dieser Artikel – als erster Teil einer Reihe zum Thema Home Recording – soll zeigen, was man im Heimstudio für gute Musikproduktionen wirklich braucht und was verzichtbar ist. Der gelegentliche Blick über den Tellerrand zu den Audioprofis hilft bei der Entscheidungsfindung.

Im Prinzip ist alles ganz einfach: Man nehme einen gut ausgestatteten Standard-PC mit einer Software zum Aufzeichnen von Tonsignalen; drumherum die nötigen Audiogeräte wie beispielsweise Mikrofone und Lautsprecher – und fertig ist das Heimstudio. Allerdings sollte alles perfekt zusammenpassen und bequem zu bedienen sein, damit die musikalische Kreativität nicht vom Stress mit der Technik blockiert wird.

Neben der notwendigen Technik braucht man einiges an Erfahrung. Leider kann man die, im Unterschied zur Hard- und Software, nicht im Laden kaufen – die muss man sich selbst erarbeiten. Das ist aber mitnichten so schwer, wie es oft beim ersten Öffnen eines Soundeditors scheint.

Als erster großer Brocken für Einsteiger gilt die Wahl einer Software für die Aufnahme von Musiksignalen – obwohl das Angebot eigentlich überschaubar ist. Einerseits locken die teuren Boliden mit ihrer Funktionsvielfalt, andererseits schrecken sie mit ihrer dadurch bedingten Unübersichtlichkeit ab. Und selbst bei der für preiswerte Produkte bekannten Firma Magix gibt es mit Music Maker und samplitude Music Studio zwei im Grunde ähnliche Produkte, die einen vergleichbaren Funktionsumfang mitbringen. Sie unterscheiden sich indes grundsätzlich in ihrer Ausrichtung: Music Maker ist eher für Anwender gedacht, die aus den mitgelieferten Audio-Loops Songs zusammenstellen wollen. Das Music Studio dagegen eignet sich für Leute mit musikalischer Erfahrung, die im Idealfall ein Instrument spielen können.

Die wichtigste Frage, die sich der Novize stellen sollte, heißt: Kann ich bereits ein Instrument spielen? Und möchte ich meine Musik vor allem über MIDI oder auch per Mikrofon selbst aufnehmen? Wer hier mit einem Doppel-Nein antwortet, ist eindeutig ein Kandidat für Programme vom Typ Magix Music Maker, Cubase Sequel (beide um die 100 Euro) oder Apple Garageband (Bestandteil des Mac-Lieferumfangs). Diese Programme haben eine große Bibliothek aus fertigen musikalischen Versatzstücken von Drum-Grooves über Gitarrenrhythmen bis hin zu Gesangsphrasen an Bord, die sich vom Anwender zu kompletten Mehrspur-Songs zusammensetzen lassen – ein ideales Vorgehen, um sich mit durchaus attraktiv klingenden Ergebnissen in das Thema Musik einzuarbeiten. So entgeht man auch dem Frust, der sich infolge mangelnder Beherrschung eines Instruments einstellt.

Wem das Arrangieren von vorgefertigtem Audiomaterial zu anspruchslos ist und wer eh alles selbst einspielen möchte, der greift von Anfang an zu einem klassischen Audio-/MIDI-Recording-Programm wie etwa Cubase von Steinberg, das es zu unterschiedlichen Preisen und mit unterschiedlichem Leistungsumfang gibt. Eine andere gute Wahl ist das schon eingangs erwähnte samplitude Music Studio in der 100-Euro-Klasse von Magix oder das Sonar Home Studio von Cakewalk. Wer für den Einstieg möglichst wenig Geld ausgeben möchte, ist mit der Shareware Reaper gut beraten, bei der jedoch das MIDI-Editing vergleichsweise einfach gehalten ist; der Entwickler erwartet nach der 30-tägigen Testphase eine Registrierungsgebühr von 50 Euro.

Alternativ empfehlen sich für den mit Vorwissen ausgestatteten Anwender die abgespeckten LE- oder Light-Version gängiger Audio-Software (Cubase auf Windows-Rechnern, Logic für Macs), um nicht den Recording-Einstieg durch eine Menge zunächst unnötiger Funktionen zu erschweren; selbst Profis nutzen häufig nur einen Bruchteil der vorhandenen Features. Beispielsweise liefern einige Sound-Adapter-Anbieter zu ihrer Hardware Cubase 4 LE kostenlos mit; diese Version unterscheidet sich von der großen Schwester nur durch die verfügbaren Spuren, Effekte und Effekt-Slots.

Dank der Einbindung virtueller Instrumente (VST-Plug-ins) braucht man bei diesen Programmen auch keine Orgeln oder schwere Keyboards mehr zu schleppen: Wer eine authentisch klingende Hammond-Orgel oder ein Fender Rhodes Piano spielen möchte, greift zum Plug-in und kann sich – wenn’s nicht hundertprozentig original sein muss – so das unhandliche Möbelstück sparen.

Am oberen Ende der aktuellen Audio-MIDI-Recording-Programme tummeln sich in der Preisklasse ab 400 Euro die Alleskönner: Vom ersten Ton über die Mischung inklusive der Effekte bis zum Mastering und zur fertigen CD braucht man hier keine zusätzlichen Programme: All diese Funktionen bietet eine einzige Anwendung. Ob MIDI-Befehle oder Audiodaten – die Programme zeichnen beides unabhängig auf einzelnen Spuren auf. Dafür muss man beispielsweise für Samplitude 10 Professional etwa 980 Euro hinlegen und für Steinbergs „ausgewachsenes“ Cubase 880 Euro. Auch Sonar 7 Producer von Cakewalk spielt mit 500 Euro in dieser Liga. Für Mac-Besitzer mit Drang zu Höherem ist Logic für etwa 500 Euro die Software der Wahl.

Neben diesen Mehrspur-Recordern stößt man hier und da auch auf ähnlich scheinende Programme wie beispielsweise Sony SoundForge mit einem Preis von etwa 350 Euro oder auch WavLab von Steinberg für 650 Euro. Diese sind für Recording-Zwecke aber nur bedingt geeignet, da sie lediglich Audiodaten und keine Midi-Spuren aufzeichnen. Dafür bieten sie aber – insbesondere WavLab – ausgefeilte Editorfunktionen und Effekte und eignen sich also eher für das Mastering.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 08/2008.

In vier Teilen geht es darum, mit bezahlbarem Equipment und ohne Ingenieursstudium hörenswerte Aufnahmen zu produzieren.

1. Überblick: Von Computern, Mischpulten, Mikrofonen

2. Aufnahmen: Recording-Software, Raum und Klang

3. Sounds erzeugen: Mit Synthesizer, Sampler, Software

4. Endprodukt: Gemischt, gefiltert, aufgebrezelt (roe)