Vorhang auf!

Eine Website zu erstellen und zu pflegen ist heute so einfach wie noch nie: Für wenig Geld erhält der Kunde Serverplatz, Domain und Mailservice. Kaum mehr muss er berappen, wenn der Hoster ihm außerdem PHP und eine Datenbank fürs Blog oder Forum zur Verfügung stellen soll. Doch Kostenfallen, lange Vertragslaufzeiten und verwirrende Funktionsbeschreibungen verleiden ihm den Einstieg. Wir haben zehn Webhostern genau auf die Finger geschaut.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Holger Bleich

Das Internet bietet genug Platz für alle. Hunderte deutsche Provider haben schlüsselfertige Heimstätten für Websites und E-Mails im Angebot. Entsprechend laut müssen diese Hoster die Werbetrommel rühren. Sie versuchen, potenzielle Kunden mit Sonderangeboten und immer neuen Features in den Vertragsabschluss zu locken. Viele frischgebackene Webmaster bemerken erst, wenn sie ihre Website online haben, dass sie ein völlig überdimensioniertes Paket gewählt haben, etwa, weil dieses ja kaum teurer schien als das Einsteigerangebot. Dann freilich ist es meist zu spät, den Fehler zu korrigieren, denn oftmals binden die Hoster ihre Kunden für mindestens ein Jahr an den Vertrag.

Wir haben den Markt gesichtet und uns zehn Provider herausgepickt, deren Angebote wir genau unter die Lupe nahmen. 1&1 und Strato waren als die beiden größten Webhoster gesetzt. Zusammen dominieren die beiden Unternehmen das deutsche Webhosting mit mehr als 70 Prozent Marktanteil. domainFactory, Hetzner, Host Europe, Lycos und die Telekom gelten als Provider mit viel Erfahrung und als solide Adressen für stabiles Hosting. Die Marke All-Inkl.com verschafft dem Provider Neue Medien Münnich bereits seit einigen Jahren mit günstigen Konditionen und nahezu konstant guter Verfügbarkeit außergewöhnlich hohen Kundenzulauf. 1blu und Goneo schließlich sind relativ gesehen die Newcomer unter den Kandidaten.

Einige Worte vorweg zum T-Home-Angebot der Telekom: Als wir uns Mitte Juni 2008 erstmals in unseren Testaccount einloggen wollten, erhielten wir sporadisch Fehlermeldungen, denen zufolge das „Login ins Homepagecenter fehlgeschlagen“ sei. Nachdem sich dieses Problem über eine Woche hinzog, konsultierten wir die Pressestelle der Telekom. Tatsächlich komme es gerade und in den nächsten zehn Tagen zu Performance-Ausfällen und fehlerhaften Log-ins, ließ man uns wissen. Der Grund sei ein just stattfindender, umfangreicher Relaunch des Angebots. Da sich die außergewöhnlich lange Relaunch-Zeit bis in den Redaktionsschluss dieser Ausgabe hinzog, mussten wir darauf verzichten, die Produktangaben der Telekom praktisch zu überprüfen. Dies werden wir in einer der nächsten Ausgaben nachholen.

Bei der Bestellung von Webspace-Paketen gingen wir zunächst von einem ambitionierten Webmaster-Neuling aus. Der Betrieb seiner Site soll kein großes Loch in die Geldbörse reißen. Andererseits möchte er natürlich nicht nur ein statisches „Hallo, hier bin ich“ publizieren, sondern gerüstet sein für das Web 2.0 mit seinen dynamischen Komponenten. Pflicht ist folglich, dass der Hoster die Möglichkeit einräumt, PHP-Skripte auf dem Webserver auszuführen und mindestens eine Datenbank anzulegen.

Wir schauten zunächst einem unerfahrenen Nutzer bei der Suche nach einem geeigneten Paket für seine Zwecke über die Schulter. Er sollte prüfen, ob die Angebotsseiten der Hoster auch Neulingen ausreichend Informationen bieten, ohne zu verwirren oder zum Abschluss eines falsch dimensionierten Vertrags verleiten.

Schwierig, überhaupt die passenden Angebote zu finden, machen es Websites von Unternehmen, die außer Webhosting noch andere Leistungen anbieten. So muss man sich bei Strato und 1&1 erst einmal orientieren und durchklicken, bis man aufs Hosting stößt. Lycos zeigt sich als bunter Gemischtwarenladen, was dem Portalcharakter geschuldet ist. Hätte unser Tester nicht gesagt bekommen, dass dort auch Hosting feilgeboten wird – er hätte es glatt übersehen. Die quietschbunte Homepage von T-Home (ehemals T-Online) brachte ihn und uns gar zur Verzweiflung. Selbst mit dem Wissen um ein Hosting-Angebot des Unternehmens benötigte er mehrere Minuten, um sich auf dem Portal leidlich zurechtzufinden.

Eine Unsitte, die beispielsweise Interessenten an DSL-Anschlüssen den Vergleich der Angebote zur Qual macht, ist nun auch bei den Webhostern verbreitet: Rabatte, die innerhalb der Vertragszeit auslaufen, sollen das Angebot besonders günstig erscheinen lassen. Den Vogel dabei schießt Strato ab. Beim Berliner Hoster gibt es laut Prospekt und Homepage fast sämtliche Pakete für „0.– €*“. Erst das zum Sternchen gehörende Kleingedruckte offenbart, dass für die Ersteinrichtung dennoch eine satte Gebühr fällig ist, der Vertrag eine extrem lange Laufzeit von 24 Monaten hat und nur die ersten 12 davon zu Sonderkonditionen zu haben sind.

Schlimmstenfalls findet man in den Angebotsbeschreibungen keinerlei Hinweise auf relevante Vertragsmodalitäten wie Zahlungsweise oder Laufzeit. Darüber geben dann erst die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) Aufschluss. Ein Studium dieser juristischen Klauseln ist allerdings zeitraubend, weshalb viele Kunden darauf verzichten. Dass dies eine schlechte Entscheidung ist, belegt unser Artikel auf Seite 128 in c't 15/08, in dem wir die AGB der hier erwähnten Webhoster einer Prüfung unterziehen.

Leider arbeiten inzwischen sehr viele Webhoster zusätzlich mit der Sternchentext-Methode, um von tatsächlichen Kosten, Laufzeiten und Kündigungsfristen abzulenken. Unser Testkäufer war sichtlich genervt und gezwungen, seine Lesebrille für die bisweilen extrem kleinen Hinweise hervorzuholen. Es blieb ihm nichts übrig, als die tatsächlichen Preise jedes Angebots mit dem Taschenrechner aufzuaddieren und handschriftlich zu erfassen. Dennoch hatte er stets die Befürchtung, Kostenhinweise in dem Wust von Kleingedrucktem übersehen zu haben.

Besonders perfide ist, was Goneo in dunkelblauer Minischrift auf hellblauem Hintergrund mitten in einem riesigen Textblock versteckt: Der Hoster definiert dort eine Kündigungsfrist von zwei Monaten anstatt der im Markt üblichen vier Wochen zum Monatsende. Die wenigsten Kunden dürften darauf achten. Möchten sie dann ihr Paket einen Monat vor Ablauf der Laufzeit kündigen, wird der Hoster dies verweigern, da sich ja gemäß Sternchentext der Vertrag bereits stillschweigend um weitere zwölf Monate verlängert hat.

In unserer Übersicht auf Seite 126 in c't 15/08 haben wir sämtliche Rabattaktionen außen vor gelassen und stattdessen die regulären Preise aufgelistet. Zum einen sind die Sonderangebote ohnehin zeitlich begrenzt, zum anderen erschweren sie den realistischen Vergleich von Preis und Leistung. Nichtsdestotrotz lässt sich der eine oder andere Euro sparen, wenn man vor dem Abschluss des Vertrags noch mal schaut, ob es bei den Hostern in der engeren Auswahl gerade Schnäppchen im Angebot gibt.

Die Preisspanne für Webauftritt-Angebote mit ähnlicher Leistung ist groß. Goneo hatte mit dem Start-Paket für außergewöhnlich günstige 1,25 Euro pro Monat ein Angebot im Programm, was bereits unseren Anforderungen entsprach. Bei keinem der Webhoster mussten wir mehr als 10 Euro monatlich einkalkulieren, um Webspace mit Domain, PHP und Mail-Service zu erhalten. T-Home ist bei Weitem am teuersten, das sich im gebotenen nominellen Funktionsumfang allerdings in keiner Weise widerspiegelt.

Wer auf bestimmte Features wert legt, sollte vor Vertragsabschluss klären, ob diese enthalten sind oder Zusatzkosten verursachen. Zum Beispiel All-Inkl: Das „Privat“-Paket ist zwar mit 4,95 Euro recht günstig, enthält aber teilweise nicht einmal Basisfunktionen. So verlangt der Provider für die Spammail-Filterung 1,95 Euro extra pro Monat, für die Nutzung des SSL-Proxys knapp einen Euro. Alles inklusive ist bei All-Inkl also beileibe nicht. Der Nutzer fährt hier wohl auf Dauer meist günstiger, wenn er gleich zum „Privat-plus“-Paket greift, das monatlich drei Euro mehr kostet.

Einen vergleichsweise gehobenen Preis veranschlagen die Marktführer 1&1 und Strato. Klar, es gibt dafür das eine oder andere Gimmick mehr, aber ob es für den Kunden nützlich ist, scheint mitunter fraglich. So bekommt man etwa bei beiden Hostern für eine Versandkostenpauschale von rund sieben Euro ein großes Softwarepaket nach Hause geschickt.

Tatsächlich enthalten die Pakete Programme, für die man im Laden viel Geld bezahlen würde. Doch benötigt ein Neu-Webmaster tatsächlich sofort einen Profi-Webeditor vom Schlage eines Adobe GoLive 9, wie ihn Strato zum Paket zwangsbundelt? Im Zweifelsfall sollte er da das von 1&1 gelieferte Macromedia Contribute 3 vorziehen, weil es für Homepage-Novizen die bedienerfreundlichere Variante darstellt. Und ob er eine veraltete Version des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop Elements benötigt, darf ebenso bezweifelt werden. Als Argument bei der Entscheidung für oder gegen ein Webspace-Paket sollte die Beipacksoftware tatsächlich höchstens dann eine Rolle spielen, wenn man die enthaltenen Programme explizit benötigt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 15/2008.

"Webspace universell"
Artikel zum Thema "Webspace universell" finden Sie in der c't 15/2008:
Zehn Einstiegspakete mit PHP und MySQL S. 122
Unzulässige AGB-Klauseln S. 128
Sicherheitsmängel der Angebote S. 130
Integrierte CMS der Hoster S. 134

(hob)