Mit dem Citroën C4 Cactus auf dem Col de Sommeiller

Bauer Power

Die am häufigsten genutzten Schotterwegautos sind französische und italienische Bauernautos. Mit einem Citroen Cactus kann man bestimmt eine schöne Picknickfahrt auf den Col de Sommeiller machen, dachten wir ...

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Von
  • Clemens Gleich
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Stuttgart, 20. November 2015 – Ein Teil meiner Liebe für robuste Bauernautos entstammt dem Hang zum Streunern. Streuner finden die schönsten Straßen, und wenn die schönsten Straßen in einsamen Gegenden liegen, lohnt es sich oft nicht, sie zu asphaltieren, was meistens einen Teil ihrer Schönheit ausmacht. Ein kleiner Strand wird viel schöner, wenn man ihn nur nach Querung einer Flussfurt erreichen konnte. In manchen Gegenden verpassen Fahrer von zu empfindlichen Autos die Hälfte. Wer etwa auf Sizilien ins Hinterland will, braucht ein Auto, dem Strecken nichts ausmachen, die statt mit babyglattem Asphalt mit Geröllbrocken ab Faustgröße bedeckt sind und deren Gegenverkehr meistens Fell hat. Deshalb fahren die Schäfer dort alle einen Panda.

Es gibt nur zwei Nationen in Europa, die erstens eine nennenswerte, im Land gewachsene Automobilindustrie haben und zweitens eine Bauernkundschaft aus solchem Hinterland: Italien und Frankreich. Und aus Frankreich kam dieses Jahr ein Auto, das zwar aussah wie eine Handtasche, bei näherem Hinsehen unter den Warzen und den Glasperlen jedoch ein waschechtes Bauernauto war, familientauglich, einfach aufgebaut und mit günstigem Einstiegspreis: Der Citroën C4 Cactus. Um dieses interessanteste französische Auto des Jahrgangs 2015 angemessen auszuprobieren, wollte ich damit auf den Col de Sommeiller für ein kleines Picknick fahren, die höchste legal befahrbare Alpenstraße. Wie das halt immer so kommt, hagelte es Termine in diesen Plan, bis nur noch der letzte Oktobertag übrig war. Egal. Zu Kinderschokolade und Abschleppseil einen Satz Schneeketten und die Alaskagummistiefel gepackt, los gehts. Kollege Philipp begleitete mich mit einem Land Rover Defender (Langversion mit Campingdach).

Reise, Reise

Für die lange Reise musste es der Cactus mit dem 99-PS-Dieselmotor sein. Man kann ihn mit einem automatisierten Schaltgetriebe kaufen oder einer Fünfgang-Handschaltung, die ich ausprobiert habe. Sie ist etwas zu lang übersetzt. Vorteil: Das Auto verbraucht damit beim hinterm-Defender-herdieseln mit konstant 120 km/h (wo erlaubt) 4,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer – auf Winterreifen durch die Alpen. Das heißt, man könnte mit dem 45-Liter-Tank 1000 Kilometer weit fahren.

Und man könnte das in einem Rutsch, weil die kleine Kacktusse anders als ihr Aussehen erwarten lässt ein großartiges Reiseauto in bester Citroën-Tradition ist. Wer sich davon verabschiedet, sie wie ein deutsches Auto in einer engen Cockpit-Position fahren zu wollen und sich stattdessen zurücklehnt, um sie entspannt zu dirigieren, der muss eigentlich wirklich nur noch alle 1000 km anhalten. Dem hilft, dass Citroën aus günstigen Bauteilen eins der besten Autoradios gebaut hat, die man derzeit kaufen kann – in einer Zeit, in der es üblich geworden ist, aus teuren Komponenten einen großen Mist zu bauen. Und dazu kommt, dass dieses Auto einfach ist. Es fehlen also Totwinkelwarner und Spurhaltepiepser, was der Sicherheit und der Aufmerksamkeit zugute kommt, weil nach spätestens 500 km falsch positivem Gepiepe selbst Engel wahnsinnig werden.