Die ganze Welt in 3D

Das Start-up Mapillary will mit Hilfe von nutzergenerierten Fotos möglichst große Teile der Erde dreidimensional abbilden.

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Von
  • Signe Brewster

Das Start-up Mapillary will mit Hilfe von nutzergenerierten Fotos möglichst große Teile der Erde dreidimensional abbilden.

Eine schwedische Internet-Firma arbeitet an einem interessanten Crowdfunding-Projekt: Mit Nutzerhilfe und neuartigen Bilderkennungsverfahren soll eine durchsuchbare Weltkarte in 3D erstellen. Mapillary, wie das Unternehmen heißt, startete 2014 mit einer kostenlosen Smartphone-App. Sie bietet eine Alternative zum bekannten Straßenbilderdienst Google Street View. Die verwendeten Aufnahmen stammen alle von Nutzern, die sie per Smartphone hochgeladen haben – Google schickt dagegen eigene Fahrzeuge auf die Straße.

Mapillary-Aufnahmen sind in First-Person-Ansicht abrufbar. Man klickt sich durch Straßen und Fußgängerzonen. Seit kurzem ist es außerdem mit der App möglich, um Hindernisse virtuell herumzusehen und sich eine 3D-Ansicht aus der Vogelperspektive anzeigen zu lassen. Mapillary hat dazu die mehr als 40 Millionen Bilder in seiner Datenbank in 3D-Objektdarstellungen umgewandelt.

3D-Modelle lassen sich normalerweise nur basierend auf einer großen Anzahl von Fotos erstellen, die zudem möglichst vollständig sein müssen. Entsprechend dauert die Erstellung und Berechnung einer detaillierten Stadtansicht Wochen oder Monate, wie Mapillary-Chef Jan Erik Solem erklärt. Mapillary fehlt allerdings der komplette Satz an Bildern, stattdessen kommen die Aufnahmen nach und nach in die Datenbank. Daher benötigte die Firma eine Methode, die Nutzerbilder Stück für Stück zu integrieren – und das schnell und kostengünstig genug.

Um das Problem zu lösen, behandelt der Algorithmus des Start-ups die 3D-Welt als eine Reihe kleiner Blöcke. Landet ein neues Bild in der Datenbank, bestimmt Mapillary zunächst, wo es in der virtuellen Welt hingehört und rekonstruiert nur einen kleinen Block mit dem frischen Bild.

Die Firma gibt in einem neuen "Viewer", der per App und Website verfügbar ist, einen Einblick, wie die 3D-Szenen zusammengesetzt werden. Ein Bilderkennungssystem bringt die verschiedenen Elemente in den Fotos zusammen und kombiniert sie genau. Der Viewer zeigt ein dünnes Rechteck, um die Platzierung jedes nutzergenerierten Bildes darzustellen. Punktereihen stellen wichtige visuelle Daten dar, die der Algorithmus erkannt hat.

Mapillary nutzt zudem Bilderkennungsverfahren, um seine wachsende 3D-Karte der Welt durchsuchbar zu machen. Das System klassifiziert Objekte und Text, so dass man sie mit einer Stichwortsuche auffinden kann. Wie bei Google Street View werden Nummernschilder und Gesichter automatisch unscharf dargestellt.

Mapillary hofft, dass die 3D-Visualisierung dazu beiträgt, dass noch mehr Nutzer Fotos bereitstellen. Zwar hat das Start-up deutlich weniger Fläche erfasst als Google Street View, doch kann die Technik Orte erreichen, die mit den Street-View-Autos nicht so leicht abgefahren werden können.

Solem wünscht sich besonders Fotos von Orten, die sich verändert haben. Mapillary erlaubt es, sich in einer zeitlichen Achse zurückzuklicken, eine Art Zeitreise, wie er sagt. "Die Funktion wird in ein paar Jahren sehr, sehr cool sein." (bsc)