App gegen Tinnitus

Tinnitracks soll Menschen, die an der Hörstörung leiden, mit Hilfe spezieller Audiofilter die Therapie erleichtern.

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Von
  • Ben Schwan

Tinnitracks soll Menschen, die an der Hörstörung leiden, mit Hilfe spezieller Audiofilter die Therapie erleichtern.

Immer mehr Menschen leiden an dem bekannten Klingeln im Ohr, medizinisch auch Tinnitus aurium genannt. Die Entstehung kann stressbedingt sein, aber auch körperliche Ursachen haben. Das Hamburger Start-up Sonormed hat nun eine App für iOS- und Android-Geräte entwickelt, die die Symptome der Erkrankung verringern helfen soll.

Die Anwendung namens Tinnitracks filtert dazu in vom Nutzer vorgegebener Musik die Frequenzen heraus, in der die Tinnitus-Aktivität besonders stark ist. Das regelmäßige Hören der von der App verarbeiteten Musik soll dann die für die unschönen Geräusche verantwortlichen überaktiven Nervenzellenareale im Hörzentrum beruhigen – und das laut Sonormed "nachhaltig".

Das Team hinter Tinnitracks.

(Bild: Sonormed)

Zur Anpassung an den eigenen Tinnitus muss man nach Installation der App zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder zu einem Hörgeräteakustiker. Dieser bestimmt die passende Frequenz. Anschließend kann die Therapie beginnen.

Allerdings benötigt man dafür etwas Zeit: Die Tinnitracks-Anwendung muss über vier Monate mindestens 90 Minuten täglich durchgeführt werden, um erfolgversprechend zu sein. Die Titel sollten dabei "aufmerksam" angehört werden.

Tinnitracks bietet verschiedene abgestimmte Kopfhörer-Modelle an.

(Bild: Sonormed)

Regulär nutzen sollen die App nur Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Die dominante Tinnitus-Frequenz muss bei unter 8500 Hz liegen. Der Hörverlust darf nicht mehr als 65 dB HL (Hearing Level) betragen. Der Tinnitus muss vom Arzt als subjektiv, chronisch (länger als drei Monate), tonal (also in Form eines Tons, den der Betroffene zu hören glaubt) und auf einer stabilen Frequenz (gleichbleibendes Geräusch) diagnostiziert worden sein.

Ganz billig ist der Spaß jedoch nicht: Nach einer Testphase (maximal fünf Songs lassen sich filtern) werden immerhin 19 Euro im Monat fällig. Die App ist derzeit nur in Deutschland, Österreich und den Niederlanden verfügbar beziehungsweise zugelassen.

Neben dem Abo, das man mit beliebigen Kopfhörern (die allerdings qualitativ hochwertig sein sollten) verwenden kann, werden auch verschiedene Pakete mit für die App passenden Kopfhörern des deutschen Herstellers Sennheiser angeboten. Im Kaufpreis sind dann vier Monate Tinnitracks-Nutzung enthalten – passend zum regulären Therapiezeitraum.

Die Tinnitracks-App auf einem iPhone.

(Bild: Sonormed)

Wer kein Smartphone verwenden will, kann sich mit dem Angebot Tinnitracks DL Songs von dem Algorithmus der Firma auch bearbeiten lassen, um sie anschließend herunterzuladen und auf einen einfachen MP3-Player aufzuspielen. Diese Variante ist mit 539 Euro im Jahr allerdings teuer und setzt einen Zweijahresvertrag voraus. Das 19-Euro-Abonnement ist dagegen flexibel kündbar.

Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie arbeitet Sonormed parallel auch noch an einer verbesserten Tinnitracks-Therapie für Menschen, die zusätzlich zum Tinnitus an Hörverlust leiden. Dazu soll es ab 2016 eine individuelle Hörunterstützung geben, die beide Leiden angehen soll. (bsc)