ZDF stellt Lobbyradar ein

Das ZDF-Projekt Lobbyradar sollte mit Website und Browserplugin die Verbindung von Politik und Lobbyisten aufzeigen. Nun stellt der Sender das Projekt ein – laut einem Bericht wegen Drucks aus der Politik.

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Lobbyradar

(Bild: Lobbyradar.de)

Lesezeit: 2 Min.

Das ZDF will sein erst dieses Jahr vorgestelltes Lobbyradar schon wieder zu Grabe tragen. Das hatte zunächst die Zeit berichtet, ein Sprecher des ZDF bestätigte heise online, dass der Dienst "nun in-house nicht weiter verfolgt werden" solle. Zum Ende des Jahres laufe der Vertrag mit dem Dienstleister Open Data City aus.

Der Sprecher erklärte, dass ein solches Ende nicht ungewöhnlich sei, da das Lobbyradar zu den von vornherein befristet gedachten "innovativen Impulsinitiativen" des ZDF-Onlinebereichs gehöre. Wie viel Geld der Sender in das Projekt gesteckt hat, ließ der Sprecher offen. Laut der Zeit waren es rund 150.000 Euro.

Den Quellen der Zeit zufolge habe sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen die Weiterführung entschieden, weil andere Großereignisse wie eine Fußball-EM sowie der gemeinsame Jugendkanal mit der ARD Mittel beanspruchten. Laut dem Bericht sprachen Insider aber auch von großem Druck aus dem überwiegend mit Politikern besetzten ZDF-Rundfunkrat sowie aus weiteren Politkreisen. Das ZDF wies solche Einflussnahme zurück. Zwar seien kritische Stimmen laut geworden, die positiven Reaktionen hätten aber überwogen.

Das zeigt der Lobbyradar zum stellvertretenden ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen.

(Bild: Screenshot)

Der Sender hatte im Mai die Lobbyradar-Datenbank ans Netz gebracht, die die Verbindungen zwischen Lobbyisten und Politikern visualisieren soll. Der Dienst sollte laut Sender Transparenz schaffen – nicht nur auf der gleichlautenden Website, sondern auch in Form eines Browser-Plugins für Firefox, Chrome und Safari.

Wenn sich der Nutzer an anderen Stellen im Internet aufhält, soll das Plugin im Hintergrund die Inhalte der jeweiligen Website mit den Einträgen in der Datenbank abgleichen. Die Treffer werden markiert und über einen Klick kann der User direkt zu dem Treffer in der Netzgrafik gelangen, um weitere Informationen zu bekommen. In die Datenbank seien mehrere öffentlich zugängliche Listen und eigene Recherchen des Lobbyradar-Teams eingeflossen. Erst jüngst wurden die Ende November bekannt gewordenen Lobbyisten mit Bundestags-Hausausweis hinzugefügt.

Mit dem Ausstieg des ZDF muss aber nicht zwangsläufig das Ende des Lobbyradars gekommen sein. So wurde der Dienst als Open-Source-Projekt angelegt – mit eigenem Github-Repositorium zum Einsehen und Weiterentwickeln. Laut der Zeit suchen die Leute von Open Data City aktuell nach neuen Partnern, um das Radar weiterzuführen und auf europäische Ebene auszuweiten. (axk)