Größter schwimmender Windpark

Der norwegische Öl- und Gaskonzern Statoil will in den kommenden Monaten 25 Kilometer vor der Küste Schottlands mit dem Bau eines schwimmenden Windparks beginnen.

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Von
  • Daniel Hautmann

Der norwegische Öl- und Gaskonzern Statoil will in den kommenden Monaten 25 Kilometer vor der Küste Schottlands mit dem Bau eines schwimmenden Windparks beginnen.

Die Windkraft nimmt Kurs aufs offene Meer: Die Anlage mit 30 Megawatt Nennleistung soll rund 20.000 Haushalte versorgen und damit eine der größten weltweit sein.

Noch stehen Offshore-Windräder meist auf großen Gestellen im flachen Wasser. Doch dafür ist das Meer an vielen Stellen zu tief. Schwimmende Fundamente, die von Stahlseilen auf Position gehalten werden, sind daher eine vielversprechende Option, um den Ausbau voranzubringen. Der Statoil-Windpark wird allerdings vor allem ein Testfeld sein mit fünf Windrädern, je sechs Megawatt stark. Siemens liefert die getriebelosen Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 154 Metern. Getragen werden die 360 Tonnen schweren Kolosse von Spar-Bojen.

Das sind zylindrische Stahlröhren mit beeindruckenden Dimensionen: 258 Meter lang, 14 Meter im Durchmesser und mit einem Gewicht von rund 2000 Tonnen. Sie treiben aufrecht im Meer, wobei sich 80 Meter des Rohres unter der Wasseroberfläche befinden. Die Technik stammt aus der Öl- und Gasindustrie und ist seit Jahrzehnten im Einsatz. Auch der Aufbau ist erprobt: Die Bojen werden liegend von Schleppern an einen geschützten Ort gezogen, wo das Wasser tief genug ist; dort füllt man sie mit Ballastwasser und richtet sie auf. Anschließend wird das Windrad installiert und die gesamte Einheit zum Einsatzort geschleppt.

Statoil testet dieses Konzept schon seit fünf Jahren. Vor der Südwestküste Norwegens ragt eine 2-Megawatt-Maschine aus dem Atlantik, der hier 220 Meter tief ist. "Die Anlage ist mit 200 Messpunkten bestückt und hat bewiesen, dass sie selbst Orkanen und Wellen von bis zu 19 Metern trotzt", sagt Stephen Bull, Vizepräsident der Windsparte bei Statoil.

Gelernt haben die Ingenieure in Norwegen, dass sie die Anlagensteuerung anpassen müssen. Denn der Anstellwinkel der Blätter richtet sich nach der Windgeschwindigkeit. Durch die Schaukelbewegungen des Turms werden der Elektronik auf dem Maschinenhaus jedoch falsche Werte vorgegaukelt. Das berücksichtigen die Ingenieure seither und korrigieren die Anstellwinkel entsprechend.

Kosten wird die Windfarm vor Schottland rund 215 Millionen Euro – mehr als sieben Millionen Euro je Megawatt. Das ist vergleichsweise viel: Standard-Offshore-Windräder werden mit 2,5 bis 4 Millionen Euro pro installiertem Megawatt berechnet. Statoil sieht noch Möglichkeiten für eine Optimierung und will auf lange Sicht sogar mit der Onshore-Windkraft gleichziehen. Potenzial für Schwimmwindräder sehen auch andere Konzerne.

So baut ein Konsortium um das portugiesische Erneuerbare-Energien-Unternehmen EDPR voraussichtlich bis 2018 vor der Küste Portugals ein weiteres Testfeld. Im "WindFloat Atlantic Project" sollen drei bis vier Anlagen mit zusammen 25 Megawatt Leistung installiert werden. Auch das Konsortium erprobt die Technik seit Jahren.

Der Prototyp in Südportugal hat bislang mehr als 16 Gigawattstunden erzeugt – selbst in extremem Wetter, heißt es bei EDPR. Die Portugiesen nutzen allerdings keine Spar-Boje, sondern eine Halbtaucher-Plattform. Der Vorteil dieser Variante liegt darin, dass man die Anlage, die dann auf See geschleppt wird, komplett im Trockendock errichten kann. Allerdings verschlingt dieser Schwimmertyp viel Stahl. Das macht ihn teuer. (bsc)