Trockeneis statt Wasser könnte Rinnen auf dem Mars geformt haben

Rinnen auf dem Mars gelten als Beleg für fließendes Wasser. Französische Forscher schlagen nun eine andere Erklärung vor: Demnach könnten die Rinnen zumindest mancherorts durch gefrorenes Kohlendioxid entstanden sein.

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Trockeneis statt Wasser könnte Rinnen auf dem Mars geformt haben

Die rätselhaften Rinnen auf einer Aufnahme der NASA-Sonde MRO

(Bild: NASA/JPL/University of Arizona)

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Von
  • dpa

Die auffälligen Abflussrinnen an manchen Berghängen auf dem Mars müssen nicht unbedingt von fließendem Wasser stammen. Stattdessen könnten sie von verdampfendem Trockeneis geformt worden sein, wie Cedric Pilorget und François Forget vom französischen Forschungszentrum CNRS im britischen Fachblatt Nature Geoscience berichten. Trockeneis ist gefrorenes Kohlendioxid, das den Hauptbestandteil der Marsatmosphäre bildet.

An Berghängen in den mittleren Breiten des Roten Planeten haben Raumsonden zahlreiche Strukturen entdeckt, die Abflussrinnen an irdischen Hängen gleichen. Allerdings seien Tausende Kubikmeter Wasser nötig, um derartige Rinnen zu formen, betont Colin Dundas von der US-Geologie-Behörde, dem U.S. Geological Survey, in einem Begleitkommentar in Nature Geoscience. Die Marsrinnen sind mit einem Alter von höchstens einer Million Jahren jedoch geologisch sehr jung. Das Marsklima in dieser Zeit war durchgehend zu kalt, um solche großen Mengen flüssigen Wassers zu erlauben. Die Entstehung der Rinnen ist daher ein Rätsel.

Pilorget und Forget schlagen nun ein alternatives Entstehungsszenario vor: Der Mars durchläuft ähnliche Jahreszeiten wie die Erde. Wenn es auf dem Roten Planeten kälter wird, gefriert Kohlendioxid aus der Marsluft und legt sich als Trockeneis auf den Boden. Dabei können dicke, durchsichtige Platten entstehen. Sobald die Temperaturen wieder steigen, lässt die Sonne das Trockeneis verdampfen. Dabei wird das Eis direkt gasförmig, ohne eine flüssige Phase zu durchlaufen.

Unter den Trockeneisplatten kann sich im porösen, mit gefrorenem Kohlendioxid gefüllten Boden ein erheblicher Druck aufbauen, der den Boden schließlich destabilisieren und zum Fließen bringen kann. Auf diese Weise könnten die Rinnen auch ohne Wasser entstanden sein, argumentieren die Forscher.

Simulationsrechnungen unterstützen dieses Szenario. Zwar gebe es auch einige Rinnen an Orten auf dem Mars, an denen das Trockeneis-Modell eher unwahrscheinlich sei, erläutert Dundas. Das schließe dieses Szenario jedoch nicht aus. Die Untersuchung der Marsrinnen zeige jedenfalls eindrücklich, dass dieselben Landformen von unterschiedlichen Prozessen gebildet werden könnten. US-Forscher hatten die Rinnen jüngst mit sehr salzhaltigem und deswegen auch in der Kälte flüssigem Wasser auf dem Mars erklärt. (mho)