Android N: Googles Mobilsystem wird auf Open-Source-Java OpenJDK aufsetzen

Technische, aber auch rechtliche Gründe dürften dafür sprechen, dass die nächste Version von Googles mobilem Betriebssystem auf der Open-Source-Implementierung von Java aufbauen wird.

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Android N wird auf dem OpenJDK basieren
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Google ist dabei, die Basis des eigenen mobilen Betriebssystems Android grundlegend zu erneuern. Denn der IT-Konzern hat zwischen den Jahren gegenüber der US-amerikanischen IT-News-Website VentureBeat eine Nachricht auf Hacker News bestätigt, wonach Android N, die nächste Version des Betriebssystems, auf einer OpenJDK-Implementierung basieren werde.

Das OpenJDK ist eine Open-Source-Implementierung der Programmierplattform Java, die Oracle gemeinsam mit der Java-Community erarbeitet. Bislang beruhte Androids Java-Implementierung auf einer von Google angepassten Umsetzung der Java-APIs (Application Programming Interfaces), die ihren Ursprung in dem mittlerweile veralteten Java 6 hat. Einige Teile des Betriebssystems nutzen schon jetzt OpenJDK-Bibliotheken. Offenbar wurden bereits über 8900 Dateien des alten JDK-Codes durch welche ausgetauscht, die in Verbindung mit dem OpenJDK stehen.

Vordergründig heißt es in der Bestätigung gegenüber VentureBeat, dass Android in Zusammenarbeit mit der Open-Source-Community entwickelt werde und Google außerdem schon länger am OpenJDK mitarbeite. Die Zusammenarbeit mit den OpenJDK-Entwicklern soll zukünftig sogar ausgebaut werden. Von technischer Seite ist vor allem die Einführung der Lambda-Funktionen im im Frühjahr 2014 erschienenen Java 8 der Grund, auf das neuere OpenJDK zu wechseln.

Allerdings könnten durchaus auch die sich schon über mehrere Jahre erstreckenden Streitigkeiten mit Oracle wegen der möglichen Verletzungen von Java-Patenten und -Urheberrechten im Android-Betriebssystem ein Grund sein, dass Google den Code nun austauscht. Durch ein auf dem OpenJDK basierendes Android würde Google weiteren juristischen Auseinandersetzungen mit Oracle aus dem Weg gehen. Da das Verfahren mit Oracle aber noch am Laufen ist, hat Google eine Stellungnahme dazu – nicht überraschend – abgelehnt.

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Nach der Übernahme von Sun Microsystems hatte Oracle 2010 Google auf Schadensersatz verklagt, weil das Betriebssystem Android gegen Java-Patente und -Urheberrechte verstoßen soll. Der Suchmaschinenanbieter habe Java-Code für sein System verwendet, ohne die Rechteinhaber vorher um eine Erlaubnis zur Nutzung entsprechender APIs gebeten zu haben.

Im Juni 2012 entschied ein Richter in erster Instanz, dass die Schnittstellen nicht durch den sogenannten Copyright Act geschützt seien. Zwei Jahre später wurde das Urteil durch ein US-Berufungsbericht aufgehoben, woraufhin sich Google an den Supreme Court wandte. Letzterer bat daraufhin die US-Regierung Anfang 2015 um Stellungnahme. Ein führender Beamte des US-Justizministeriums sprach sich daraufhin gegen eine Anhörung auf dieser Ebene aus, da sich die Frage genauso gut in einem US-Bundesgerichtsverfahren klären lasse.

Nach der Ablehnung durch den Obersten Gerichtshof ist der Fall an die untere Instanz zurückgegangen. Die kommende Verhandlung wird sich unter anderem mit den "Fair-Use"-Ausnahmen des Urheberrechts zur Verwendung der fraglichen APIs befassen müssen.

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(ane)