CES 2016: Wie Intel die Welt mit Technik verändern möchte

Sensoren, Roboter, soziales Engagement: Auf seiner diesjährigen CES-Keynote lieferte Intel-CEO Brian Krzanich zahlreiche Beispiele, wie Technik schon in naher Zukunft etliche Bereiche des Lebens verändern wird.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 37 Kommentare lesen
CES 2016: Wie Intel die Welt mit Technik verändern möchte

(Bild: c't / Florian Müssig)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Schon beim Betreten der Bühne zeigte Intel-Chef Brian Krzanich, dass er neuer Technik nicht abgeneigt ist: Er kam nicht zu Fuß, sondern fuhr auf einem elektrischen Stehroller (umgangssprachlich Hoverboard genannt) vor das Publikum. Damit legte er den Grundstein für seine CES-Keynote, in der es darum ging, wie technische Neuerungen den Alltag verändern. So zeigte Krzanich ein Video, wie mit Leuchtmitteln versehene Drohnen der kürzlich von Intel übernommenen deutschen Firma Ascending Technologies ein nächtliches Ballett synchron zu Musik aufführten – von Krzanich als Feuerwerk der Zukunft bezeichnet.

Krzanich betonte, dass eSports inzwischen zu einem ähnlich sozialen Event wie herkömmliche Sportarten geworden sei. Vor allem aber gäbe es einen großen Vorteil: Dank Live-Streaming per Twitch & Co. sitzt jeder Zuschauer in der ersten Reihe. Dieses Gefühl soll auch bei klassischen Sportarten aufkommen, indem man den Blickwinkel frei wählen kann: Die Firma FreeD zeichnet Sportveranstaltungen mit unzähligen Kameras auf, sodass man seine Perspektive individuell wählen kann – oder Wiederholungen von gelungenen Aktionen aus unterschiedlichen Winkeln betrachten.

Curie-Module an BMX-Fahrern liefern Echtzeit-Statistiken.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Mit Sensoren versehenen Athleten sollen aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Krzanich holte dafür BMX-Fahrer auf die Bühne, die Intels Sensor-Modul Curie an Körper und Fahrrad befestigt hatten. Durch Echtzeitauswertung bekam das Keynote-Publikum nicht nur Drehgrade und Beschleunigungswerte auf der Leinwand aufgelistet, sondern auch angezeigt, wie die ausgeführten Tricks heißen. Dass diese Echtzeit-Statistik mehr als nur eine nette Idee ist, wurde unmittelbar danach klar: Bei den in Kürze im Wintersportort Aspen startenden X-Games werden alle Athleten Curie-Module tragen und der Sportsender ESPN deren Daten an die Zuschauer weitergeben. Intel verkündete zudem eine Partnerschaft mit Red Bull, die ja ebenfalls etliche Extremsportarten im Portfolio haben.

Wer selbst im Gelände aktiv ist und sich dabei filmen möchte, kann auf eine neue Generation von Drohnen zugreifen: Typhoon H von Yuneec kann nicht nur dem Sportler folgen, sondern dank RealSense-Kamera auch automatisch Hindernisse ausweichen. Damit kann man also auch eine Fahrt durch den Mountainbike-Parkour im Wald aufnehmen. Die genannte Drohne, ein Hexakopter, ist dazu mit einer Kamera ausgestattet. Sie soll noch in der ersten Jahreshälfte für unter 2000 US-Dollar auf den Markt kommen.

Die Sportbrille Radar Pace von Oakley sammelt bei einem Workout wie ein Fitness-Tracker etliche Daten, wertet diese allerdings auch gleich aus und teilt dem Sportler per Sprachausgabe mit, ob er noch in seinem vorhergesehenen Trainingplan ist oder man das Tempo erhöhen oder verringern muss. Die Radar Pace soll noch vor Jahresende erscheinen.

Intel kooperiert zudem mit dem Sportschuhhersteller New Balance. Dessen CEO Rob Demartini verkündete auf der Bühne, eine neue Abteilung namens Digital Sport zu gründen, die sich mit Ideen rund um die Datenerfassung und Auswertung kümmern wird. New Balance tritt neuen Technologien generell aufgeschlossen gegenüber: Das Unternehmen arbeitet an einem Schuh, dessen Sohle per 3D-Drucker entsteht und spezifisch an den Fuß des Käufers angepasst ist. Ein Probelauf dieser Individualisierung soll im April im Großraum Boston starten. Später sei sogar denkbar, dass die Sohle nicht im Laden gedruckt wird, sondern beim Kunden zuhause.

Der smarte Helm vom Daqri unterstützt Arbeiter durch AR-Einblendungen.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Unter Gesundheit fällt laut Krzanich auch der Bereich Arbeitssicherheit. Der klassische Baustellenhelm hat hier ausgedient: Daqri verkauft ab sofort einen smarten Helm, in dem ein Core-m-Prozessor der Skylake-Generation steckt. Dessen Rechenpower wird unter anderem für Augmented Reality benötigt: AR-Einblendungen sollen den Träger unterstützen oder im Reparaturfall eine schrittweise Anleitung liefern. Der Helm enthält zudem eine Infrarot-Kamera, die bei Diagnosen helfen soll.

Der Grammy- und Oscar-Gewinner A. R. Rahman führte vor, dass man mit den Curie-Modulen auf neuartige Art und Weise Musik machen kann. Er belegte dies, indem er und seine Band den Titel Jai Ho aus dem Film Slumdog Millionaire ganz ohne klassische Instrumente performten. Intel arbeitet zudem mit Lady Gaga zusammen, doch allzu viel wollte Krzanich dazu noch nicht sagen: Man plane eine große Überraschung in der Grammy-Woche im Februar.

Der Stehroller von Ninebot verwandelt sich nach dem Absteigen in einen Roboter.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Anschließend kam der Stehroller, mit dem Krzanich anfangs auf die Bühne gerollt war, zurück: Er stammt vom Segways Mutterfirma Ninebot – und verwandelt sich nach dem Absteigen in einen Roboter, der dank RealSense-Kamera einständig durch eine möblierte Wohnung rollen kann. Der Roboter, der in der zweiten Jahreshälfte erscheinen soll, lässt sich zudem um Module wie etwa Arme erweitern.

Die Modefirma Chromat zeigte, wie Technik auch Kleidung verändert. Ein Model führte dazu ein Kleid aus einem 3D-Drucker vor, ein zweites einen Sport-BH, der mittels Sensoren den Wärmehaushalt überwacht. Wenn die Trägerin zu sehr schwitzt, dann öffnen sich automatisch zusätzliche Lüftungsöffnungen.

Auch Kleidung kann durch Sensoren smart werden.

(Bild: c't / Florian Müssig)

Intel möchte aber nicht nur Unternehmen anregen, Technik zu integrieren und neue Produkte zu entwerfen, sondern jedermann. Intel unterstützt deshalb die Maker-Gemeinschaft und will deren Kreativität der breiten Masse vorstellen. Noch im Frühjahr soll deshalb in dem USA die Fernseh-Show America's Greatest Makers starten: Aus über 1000 Bewerbungen wurden 24 Maker ausgewählt, die jetzt dann um das Preisgeld von einer Million US-Dollar kämpfen.

Zum Abschluss seiner Keynote zog Krzanich Bilanz, was das soziale Engagement seines Unternehmens anbelangt. Die vor zwei Jahren gestarteten Bemühungen, auf Mineralien aus Konfliktregionen zu verzichten, seien erfolgreich gewesen: Noch in diesem Jahr werde das Ziel erreicht, dass sämtliche Intel-Produkte "conflict free" seien.

Auf der letztjährigen CES hatte Krzanich versprochen, das bis 2020 über 40 Prozent der Intel-Beschäftigten weiblich sind oder Minderheiten angehören. Zumindest bei Neueinstellungen habe man diese Diversitäts- und Inklusionsziele bereits erreicht – dort habe die Rate bei 43 Prozent gelegen.

Als nächstes will sich Intel einer Sache annehmen, die eng mit Diversität und Inklusion zusammenhängt: dem Kampf gegen Beleidigungen und Hassreden im Internet. Hierzu werde man ebenfalls eine Initiative auf die Beine stellen; als Partner nannte Krzanich unter anderem den US-amerikanischen Verlag Vox Media und Lady Gagas Stiftung Born This Way. (mue)