Das Alte beginnt zu fehlen

Neben der Spur

Die CES ist vorbei und damit der Blick in die technische Zukunft. So zwischendurch: Das Alte beginnt bei all dem NeuNeuNeu zu fehlen

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Nennt mich alt und verbraucht, aber neulich, als die CES gebogene Bildschirme und 8K als neuen Standard zeigte, als wieder das intelligente Haus und die vernetzte Kloschüssel der letzte Schrei waren (natürlich über das Smartphone steuerbar und der Schrei als Emoji), da stolperte ich über eine Nachricht, die an sich banal und auch voraussehbar war. Trotzdem:

Ältere Versionen des Microsoft Internet Explorer, also die Versionen 9 und 10, verlieren ihren Support. Werden sozusagen in Redmond vor die Türe gesetzt. Spontan kam natürlich zuerst einmal der Gedanke auf, dass ich eigentlich niemanden kenne, der den IE überhaupt noch benutzt. Dabei fehlen auch mir inzwischen die vertrauten Momente, in denen man früher den Browser hochfuhr, nur um einen Button zu klicken, und dann konnte man dem Internet Explorer richtig zuschauen, wie er vor sich hin murmelte "Ein Klick, verdammt, was mache ich denn jetzt...mal überlegen." Das waren schöne Zeiten, voller Innigkeit und Ruhe, da konnte die Arbeit schon einmal warten.

Aber was mir, und da mag ich eben in die Jahre kommen, schon eine gewisse Traurigkeit auslöst, das sind diese Dinge wie die Idee von Facebook, die Telefonnummer überflüssig zu machen. Das Alte stirbt einfach weg und verschwindet. So wie die orangen Kaugummiautomaten, wie der, der damals bei Bruggers am Feldstadel hing und dessen Kaugummis und Spielzeuge für uns wegen fehlenden Kleingelds unerreichbar waren. Damals, in der 70ern, als die Väter noch Koteletten wie halbe Bettvorleger an den Lefzen trugen. Aber auch diese Metallkästen verschwinden. Wie gesagt: Melancholie. Es kann doch nicht alles schlecht gewesen sein, was mit 9600 Baud durch die Gegend rauschte.

Aber Hoffnung naht, ich bin ja nicht der einzige, der das Gute und Wahre erhalten oder sogar wieder neu etablieren möchte. Da wäre zum Beispiel diese Schweizer Uhrenfirma, die in der Form einer Apple iWatch eine MECHANISCHE Uhr (eat this, Cupertino) auf den Markt bringt, die vor allem einmal die Zeit ablesen (eat this, Cupertino) lässt. Wenn das Schule macht, dann ist doch Hoffnung, auch für so alte Säcke wie mich.

Es besteht Hoffnung, denn auch andere fangen an, wie zu Großmutters Zeiten weiter zu gehen. Allen voran Foursquare. Man hat dort ein GEDICHT (eat this, ... wer auch immer) geschrieben, das das Versprechen besingt, man würde mit der Foursquare-App auf keinen Fall die Batterie der mobile Devices über Gebühr aussaugen. Das ist doch schön.

Wenn jetzt noch die ersten VR-Brillen in schöner Nickelfassung, Modell Hermann Hesse, auf den Markt kommen und Apple ein Pad mit dem Namen "iSchiefer" herausbringt, dann kann ich mich wieder beruhigt zurücklehnen.