Kuba rückt US-Höllenfeuer nicht mehr raus

US-Rakete wurde nach Nato-Manövern 2014 versehentlich von Paris nach Havanna verschickt. Jetzt haben sie die Kommunisten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nach einem Bericht der US-Tageszeitung Wall Street Journal ist eine von der US-Armee vermisste Luft-Boden-Rakete des Typs Hellfire (Höllenfeuer) im vergangenen Jahr bei der Rücksendung nach mehreren Nato-Manövern in Europa versehentlich nach Kuba versendet worden. Seither versuchten die US-Behörden und der Hersteller Lockheed Martin die Waffe zurückzubekommen, bisher offenbar ohne Erfolg.

Laut der Recherche der US-Journalisten Devlin Barrett und Gordon Lubold, die sich auf anonyme Quellen stützen, war die Hellfire Anfang 2014 zunächst nach Spanien verschifft worden, um dann in Deutschland und Frankreich bei Nato-Übung eingesetzt zu werden. Die Rakete ist offenbar technisch voll einsatzfähig, jedoch nicht mit einem konventionellen Gefechtskopf bestückt. Nach dem Einsatz in Frankreich wurde sie demnach vom Flughafen Charles-de-Gaulle fälschlicherweise in einen Air-France-Flug nach Havanna verladen – statt, wie geplant, in den US-Bundesstaat Florida zurückgebracht zu werden. In Havanna wurde die Rakete von mutmaßlich ziemlich erstaunten Grenzschutzbeamten beschlagnahmt. Ob die falsche Verladung ein Versehen oder politisch motiviert war, ist nun Gegenstand einer Untersuchung in den USA.

Die Hellfire ist eine hochmoderne, lasergesteuerte Luft-Boden-Rakete der US-Luftwaffe. Sie wird in der Regel von Apache-Kampfhubschraubern eingesetzt, kann aber auch von Drohnen des Typs Predator abgeschossen werden. Die Rakete wiegt 45 Kilo. Auch wenn das in Kuba gestrandete Exemplar keinen Sprengkopf hatte, ist man in Washington nervös. Befürchtet wird, dass kubanische Militärexperten die Technik auswerten, gegebenenfalls in Kooperation mit Russland, China oder Nordkorea.

Apropos Nordkorea: Die Sache verschafft den Kubanern, sollte die noch auf dünner Faktenbasis beruhende Story stimmen, einen taktischen Vorteil in einer anderen Sache. Im Juli 2013 hatten offenbar US-Geheimdienste den Behörden von Panama den entscheidenden Hinweis auf eine verdeckte Waffenlieferung von Kuba nach Nordkorea durch den Panama-Kanal gegeben. Daraufhin wurden in Laderaum des nordkoreanischen Frachters Chong Chon Gang unter 100 Tonnen braunen Zuckers zwei demontierte Mig-Jets aus Kuba gefunden.

Die Sache landete damals vor den Vereinten Nationen, US-amerikanische und britische Militärexperten halfen bei der Beschlagnahmung und Untersuchung der Rüstungsgüter. Kuba, für dessen Regierung die Sache durchaus unangenehm war, beharrte auf den Standpunkt, dass die alten Migs in Nordkorea lediglich repariert und einsatztauglich gemacht werden sollten. Die Forderung nach einer Rückgabe der Rüstungsgüter lehnte Panama mit US-Rückendeckung ab. Hardliner wie Senator Bob Menendez forderten Sanktionen gegen den sozialistischen Karibikstaat, Außenamtssprecherin Marie Harf kündigte Gespräche mit Havanna über den Fall an. Daran dürfte nun auch Kuba ein Interesse haben.