KIC 8462852: Mysteriöser Stern gibt neue Rätsel auf

Die Helligkeit des Sterns KIC 8462852 schwankt nicht nur stark, seit 1890 ist er insgesamt deutlich dunkler geworden. Kometen können das nicht auslösen, meint der Astronom, der das ermittelt hat. Außerirdische Bauten hält er aber für unwahrscheinlich.

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KIC 8462852: Mysteriöser Stern gibt neue Rätsel auf

(Bild: T. Pyle, JPL-Caltech, NASA)

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Der Stern KIC 8462852 der aufgrund rätselhafter Helligkeitsschwankungen in den Fokus der Öffentlichkeit geraten war, wird bereits seit mehr als 100 Jahren dunkler. Das hat der Astronom Bradley Schaefer von der Louisiana State University ermittelt, berichtet New Scientist. Demnach hat Schaefer für seine Untersuchungen auf das Archiv an astronomischen Fotoplatten zurückgegriffen, das beim Harvard–Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) lagert und digitalisiert wurde. Die zeigten, dass KIC 8462852 zwischen 1890 und 1989 um 20 Prozent dunkler geworden ist, was für einen Stern der Spektralklasse F "absolut beispiellos" sei. Kometen könnten dafür nicht verantwortlich sein.

Vergangenen Oktober war berichtet worden, dass Astronomen über die Ursache von auffälligen Helligkeitsschwankungen des Sterns KIC 8462852 rätseln. In nicht-periodischen Abständen fällt dessen Helligkeit demnach um 15 oder sogar 22 Prozent ab. Das ist deutlich zu viel, um durch Exoplaneten verantwortet worden zu sein. Die würden außerdem regelmäßig für solche Schwankungen sorgen. Als wahrscheinlichste Erklärung wurden schließlich Kometen vorgeschlagen. Ein großer Schwarm davon könnte solche Verdunkelungen auslösen. Andere natürliche Erklärungen waren durch eine Untersuchung des Weltraumteleskops Spitzer im November unwahrscheinlicher geworden.

Wie New Scientist nun berichtet, wollte Schaefer dem Rätsel mit den Fotoplatten des Harvard College Observatory auf den Grund gehen. Das immense Archiv umfasst rund 500.000 Fotoplatten, die Verlauf eines Jahrhunderts gemacht wurden. Sowohl auf deren Digitalisierungen als auch auf den später zur Kontrolle überprüften Originalen fand er dabei die kontinuierliche Helligkeitsabnahme des Sterns. Wie er konstatiert, liefern die Fotoplatten die erste Bestätigung, dass "irgendetwas ungewöhnliches" mit KIC 8462852 geschieht.

Hinter den Helligkeitsschwankungen scheine kein einzigartiges katastrophales Ereignis zu stecken, sondern ein andauernder Prozess mit anhaltenden Folgen. Wären Kometen dafür verantwortlich, müssten 648.000 davon mit jeweils einem Durchmesser von 200 Kilometern im 20. Jahrhundert vor dem Stern entlang gezogen sein. Zusammen wären sie vier Mal so massereich wie der Kuipergürtel in unserem Sonnensystem. Die Idee eines Kometen-Schwarm sei als bester Erklärungsversuch unter einigen sehr schwachen vorgebracht worden, sagte er dem Wissenschaftsmagazin. Doch nun sei diese Hypothese – "ja alle bislang veröffentlichten" – widerlegt worden.

Die anfangs ebenfalls vorgebrachte These, dass ein Schwarm von künstlichen Megastrukturen – also beispielsweise riesigen Sonnenkollektoren – für die Helligkeitsabnahme verantwortlich ist, überzeugt Schaefer aber auch nicht. Selbst fortgeschrittene außerirdische Zivilisationen sollten seiner Meinung nach nicht in der Lage sein, ein Fünftel eines Sterns innerhalb von einem Jahrhundert zu verdecken. Außerdem sollten solche Strukturen Energie des Sterns absorbieren und als Hitze abstrahlen, die wir als Infrarotstrahlung empfangen müssten. Doch zumindest in dieser Hinsicht sei KIC 8462852 völlig normal. (mho)