Im Blut den Krebs entdecken

Ein neues Start-up will DNA-Tests entwickeln, mit denen sich Krebs im Blut erkennen lassen soll. Gründer und Investor ist die Firma Illumina, die mit ihren DNA-Sequenzierungs-Maschinen einen hohen Marktanteil hält.

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Ein neues Start-up will DNA-Tests entwickeln, mit denen sich Krebs im Blut erkennen lassen soll. Gründer und Investor ist die Firma Illumina, die mit ihren DNA-Sequenzierungs-Maschinen einen hohen Marktanteil hält.

Welche Hoffnungen auf dem Verfahren der neuen Firma liegen, lässt sich bereits am Namen erkennen: Grail heißt das Start-up, als Anspielung auf den Heiligen Gral, der Lebenskraft spendet. Es will mithilfe von DNA-Sequenzierung im Blut frühzeitig verschiedene Krebsarten feststellen – und das noch bevor sich Symptome zeigen. Die Erwartungen in Grail lassen sich mit einer Investitionssumme von mehr als 100 Millionen Dollar beziffern. Neben Bill Gates, Jeff Bezos' Venture Fonds und ARCH Venture Partners ist der Firmengründer, das US-Unternehmen Illumina, Investor. Es besitzt die Mehrheitskontrolle und will durch sein Spin-Off Grail 2019 erste Bluttests auf den Markt bringen, die weniger als 1.000 Dollar kosten sollen.

Mehr als 90 Milliarden Dollar geben Ärzte und Krankenhäuser jährlich für Krebsmedikamente aus – und das, ohne deutlich die Sterblichkeit zu senken. Jay Flatley, CEO von Illumina, hofft daher, dass die neuen Tests "einen Wendepunkt in der Bekämpfung von Krebs darstellen." Illumina gilt als die weltweit größte Firma zur Sequenzierung von DNA und bietet entsprechende Maschinen dazu.

Jay Flatley ist CEO von Illumina. Das US-Unternehmen stellt DNA-Sequenzierungs-Maschinen her und hat die meisten der weltweit existierenden DNA-Daten generiert.

Das Verfahren, das Illumina verfolgt, wird auch als "flüssige Biopsie" bezeichnet. Dabei werden Hochgeschwindigkeits-Automaten zur DNA-Sequenzierung verwendet. Sie durchsuchen das Blut nach DNA-Fragmenten, die von Krebszellen freigesetzt werden. Liegt eine solche veränderte DNA vor, deutet das oftmals auf einen sich bildenden Tumor hin – sogar wenn er noch zu klein ist, um Symptome auszulösen oder um von bildgebenden Verfahren entdeckt zu werden. Die Idee zu Bluttests mittels DNA-Sequenzierung stammt ursprünglich von Einrichtungen an der John Hopkins University und aus Hongkong. Nach Flatleys Auffassung ist die Gen-Sequenzierung aber erst seit Kurzem so kostengünstig, dass Krebsfrüherkennungstests erschwinglich werden.

Doch so große Chancen ein schnelles Blut-Analyseverfahren bietet, so groß sind auch die Hindernisse, die dem Durchbruch dieses Ansatzes im Wege stehen. Unklar ist: Wie oft finden die Tests die Hinweise zu Krebszellen? Wie häufig geben sie falsche Ergebnisse? Und auch falls die Tests Krebs detektieren, so schützt das nicht vor einem medizinischen Desaster bei der Behandlung. Denn der Patient könnte mit unnötig aggressiven und teuren Medikamenten gegen einen Krebs behandelt werden, der letztlich nicht tödlich für ihn ist.

Flatley ist sich der Schwierigkeit von positiven Krebs-Screenings bewusst und weiß, dass viele Firmen, die solche Früherkennungs-Tests entwickeln, Rückschläge erlitten haben. Um aber zu beweisen, dass Früherkennungsmethoden möglich und sinnvoll sind, werde das Spin-Off Grail laut Flatley millionen Dollars in klinische Studien investieren, die mehr als 30.000 Personen umfassen sollen. Im Vergleich mit bisher etablierten Methoden soll gezeigt werden, ob Grails Verfahren Krebs früher erkennt. (jle)