2015: Globale Erwärmung macht einen Sprung

2015 war das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen

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2015 ist das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gewesen. Nun liegen auch die Daten des Goddard Institute for Space Studies der NASA und der US-Wetter- und Ozeanbehörde NOAA vor. Letzte Woche hatten wir bereits von den entsprechenden Berechnungen des japanischen Wetterdienstes berichtet, der zu dem gleichen Ergebnis gekommen war.

Auffällig ist, dass die global gemittelte Temperatur einen regelrechten Sprung gemacht hat. Nach Berechnung der NOAA war 2015 um 0,16 Grad Celsius wärmer als 2014, das bis dahin wärmste Jahr. Dieser Anstieg ist noch etwas größer als der Anstieg von 1998, das lange aus der Zeitreihe heraus geragt hatte. Für die Gegner jeder Klimaschutzpolitik war es damit zum Kronzeugen geworden, dass die globale Erwärmung zum Stillstand gekommen sei. In den GISS-Daten ist der Sprung 1998 allerdings noch etwas größer als der von 2015. Die Differenz beträgt einige Hundertstel Grad Celsius, was im Fehlerbereich der beiden Zeitreihen liegt.

So oder so zeigen die Daten für 2015, dass die globale Erwärmung schnell voranschreitet. Inzwischen ist die untere Atmosphäre im globalen Durchschnitt bereits etwas über ein Grad Celsius wärmer als zu Ende des 19. Jahrhunderts und das Tempo ist besorgniserregend: Seit Ende der 1970er Jahre ist die globale Temperatur um rund 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt angestiegen.

Wenn es in diesem Tempo weiter geht, wird die Schwelle von zwei Grad Celsius Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau, auf die nicht zu überschreiten man sich im Dezember in Paris geeinigt hat, bereits in den 2050er Jahren erreicht sein. 1,5 Grad Celsius Erwärmung, die eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern für den besser anzustrebenden Höchstwert hält, um die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis langfristig stabil halten zu können, würde entsprechend schon in den 2030ern erreicht.

Ebenso besorgniserregend ist, dass die globale Erwärmung sich derzeit auf die Nordhalbkugel konzentriert und insbesondere die sich überdurchschnittlich erwärmende Arktis betrifft. Dort zieht sich das Meereis im Sommer zunehmend weiter zurück. Die Folge: Da das Eis wesentlich stärker als die frei werdende Meeresoberfläche reflektiert, wird nun weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert und mehr Energie im Klimasystem gespeichert. Offensichtlich ist in der Arktis eine positive Rückkoppelung in Gang gekommen, die den Klimawandel verstärken wird.

Bleibt noch zu vermelden, dass im Dezember schon wieder ein neuer Monatsrekord aufgestellt wurde. Er war mit sehr großem Abstand der bisher wärmste Dezember und vor November und Oktober 2015 der Monat mit der größten Abweichung von seinem langjährigen Mittelwert. Ausschlaggebend war dafür ein sogenannter El Niño, das heißt eine Phase besonders hoher Meeresoberflächen-Temperaturen im tropischen Zentral- und Ostpazifik. Dieser El Niño hat inzwischen seinen Höhepunkt überschritten, so dass 2016 vermutlich etwas kühler als das vergangene Jahr ausfallen wird.