Windenergie: Ein erfolgreiches Jahr

Ausbau weiter auf hohem Niveau, doch am Horizont ziehen Gewitter auf

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Die Windenergiebranche schaut auf weiteres ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, auch wenn am Horizont sich die Wolken zusammen ballen (siehe Generalangriff auf die Energiewende). Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie (BWE) wurden im vergangenen Jahr an Land Anlagen mit einer Leistung von 3731 Megawatt (MW) errichtet. Gleichzeitig wurden Altanlagen mit einer Leistung von 195,2 MW abgebaut. Netto sind damit an Land 3535,8 MW neu installiert worden. Das war das bisher zweitbeste Ausbaujahr in der Geschichte der deutschen Windindustrie. Nur 2014 war noch mehr neue Leistung hinzugekommen.

Damit sind an Land inzwischen knapp 41.000 MW (oder 41 Gigawatt) an Windleistung installiert. Hinzu kommen nach den vorläufigen Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme 2,8 GW auf See (Offshore sind 2015 rund 1,8 GW hinzu gekommen).

Zusammen haben diese Anlagen 2015 rund 85 Terawattstunden Strom geliefert, was einer fast 50prozentigen Steigerung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit haben Windkraftanlagen fast so viel Strom wie die Atomkraftwerke geliefert. Ihr Beitrag zum Bruttoinlandsverbrauch (der enthält auch den nicht unerheblichen Eigenverbrauch der Kohle- und Atomkraftwerke) betrug 14,2 Prozent.

Spitzenreiter unter den Bundesländern war in Sachen Neubau eindeutig und mit großem Abstand Schleswig-Holstein. Hier wurden 2015 307 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 888,35 MW errichtet. An zweiter Stelle folgt Nordrhein-Westfalen mit einer Gesamtleistung von 413 MW. Anders als in der gestrigen Wochenschau von mir behauptet, sieht es mit dem Zubau in Süddeutschland doch noch nicht ganz so finster aus. In Bayern kamen 2015 372,4 MW hinzu und in Baden-Württemberg 144 MW.

Das war für dortige Verhältnisse ein Rekord, wie das Magazin topagrar berichtet. Das Land liege zwar unter den Flächenländern noch weit hinten bei der insgesamt installierten Windleistung – nur das kleine Saarland hat noch weniger –, aber die Zahl der Genehmigungen bewege sich ebenfalls auf Rekordniveau. 100 Anlagen seien derzeit noch im Bau und für 100 weitere lägen bereits Genehmigungen vor.

Bei einer durchschnittlichen Anlagenleistung von 2,77 MW sieht es also für 2016 im Ländle nach einer weiteren Zubausteigerung aus. Das ist wegen des mit den dortigen industriellen Zentren verbundenen großen Strombedarfs im Süden und Südwesten besonders erfreulich.

Die Branche ist allerdings alarmiert wegen der aktuellen Diskussion über eine weitere Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Wie mehrfach berichtet soll auch der Windenergieausbau auf Ausschreibungen umgestellt werden. Der BWE und einige Umweltverbände stehen dem äußerst kritisch gegenüber, weil sie eine Benachteiligung von Bürgerenergieprojekten befürchten. Bei den Ausschreibungen für Freiland-Solaranlagen sind diese im vergangenen Jahr kaum noch zum Zuge gekommen (siehe Eiszeit und Klimawandel).

Außerdem soll die ausgeschriebene Windleistung von Jahr zu Jahr variieren und vom Ausbau der anderen erneuerbaren Energieträger abhängig gemacht werden. Das stößt ebenfalls auf heftige Kritik des BWE sowie der Hersteller-Vereinigung VDMA Power Systems.

So ein volatiler Ausbaupfad auf niedrigem Niveau hätte schwere Folgen für den Technologiestandort Deutschland. Wir fordern, den Ausbau zu verstetigen und über 10 Jahre zu glätten. Weiter erwarten wir, dass sich die Bundesregierung am Ausbaupfad des EEG 2014 orientiert
VDMA-Sprecher Matthias Zelinger

In der derzeit gültigen EEG-Fassung ist eine Ausbaupfad von netto 2500 MW Windenergie an Land pro Jahr vorgesehen. Mit den derzeit diskutierten Regelungen könnte der Zubau deutlich niedriger ausgallen.

Der sich im Planungsverlauf immer wieder verändernde gesetzliche Rahmen macht es Projektierern schwer, Risiken abzuschätzen. Die Debatte um mögliche Korridore unter Ausschreibungen verschärft diese Situation. Das bedroht gerade kleine Akteure und Bürgergenossenschaften, die wir für die Akzeptanz und die Verankerung der Energiewende vor Ort aber dringend benötigen. Wir appellieren an die Bundesregierung, die von Brüssel zugelassenen Ausnahmen für diese Akteure zu nutzen.
BWE-Präsident Hermann Albers.

Zelinger weist außerdem darauf hin, dass der Heimatmarkt wichtig für die Stellung der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt sei. Dieser wuchs im vergangenen Jahr erneut. An Land wurden rund 55 GW neuer Windleistung installiert, fünf GW mehr als im Vorjahr. Hiesige Hersteller hätten einen Weltmarktanteil von über 20 Prozent. Rund zwei Drittel ihrer Produktion sei 2015 exportiert worden. Mit den indirekten Beschäftigungseffekten fänden 130.500 Menschen durch die Windindustrie ihr Auskommen.