Marokko: Weltgrößter Solarpark eröffnet ersten Teilabschnitt

"Noor" ist das arabische Wort für Licht. Licht soll das Königreich Marokko unabhängiger von Gas- und Öllieferungen machen. Dafür wird - mit Unterstützung der KfW - der weltgrößte Solarenergiepark gebaut. Mit "Noor 1" wurde der erste Teil eröffnet.

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Sonnenkollektoren der Solarparks nahe der Stadt Ouarzazate

(Bild: KfW)

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In Marokko ist das erste Kraftwerk des weltweit größten Solarenergie-Komplexes am gestrigen Donnerstag eröffnet worden, berichtet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach hat König Mohammed VI die Anlage mit dem Namen "Noor 1" eingeweiht. Sie wird von der marokkanischen Agentur für Solarenergie betrieben und soll eine Kapazität von 160 Megawatt haben und Strom für etwa 350.000 Menschen erzeugen. Deutschland ist maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Die KfW fördert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Bundesumweltministeriums (BMU)

Marokko will die Produktion erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren massiv ausbauen. An den Kraftwerken Noor 2 (mit etwa 200 Megawatt) und Noor 3 wird schon gebaut, für Noor 4 laufen noch die Ausschreibungen. Während Noor 1 und 2 Parabolrinnenkraftwerke sind, ist Noor 3 laut KfW als Solarturmkraftwerk konzipiert. Dort sollen die Spiegel Sonnenstrahlen auf einen zentralen Wärmeabsorber leiten, der sich auf einem mehr als 200 Meter hohen Turm befindet. Noor 4 ist als Photovoltaik-Kraftwerk geplant.

Solarpark am Rand der Sahara (5 Bilder)

In Marokko entsteht der weltgrößte Solarenergiepark. Vier Anlagen werden gebaut - mit Unterstützung der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
(Bild: KfW)

Nach der Fertigstellung soll die komplette Anlage eine Fläche von 30 Quadratkilometer einnehmen und insgesamt 580 Megawatt und Strom für rund 1,3 Millionen Menschen liefern. Die Anlagen werden in der Nähe der Stadt Ouarzazate am Rande der Sahara gebaut und sollen bis zum Jahr 2020 fertiggestellt sein.

An Noor 1 wurde rund zweieinhalb Jahre gebaut; die Anlage besteht aus etwa 537.000 Spiegeln. Wie KfW-Projektmanager Jan Schilling erklärt, lenken die Spiegel die Sonnenstrahlen auf breite Rohre in denen synthetisches Öl auf 393 Grad Celsius erhitzt. Dieses wird dann in einen Kraftwerksblock geleitet. "Dort erhitzt es Dampf, der eine Turbine antreibt und so Strom erzeugt." Mit 293 Grad fließe das Öl wieder durch Rohre in das Solarfeld. Damit beginnt der Kreislauf, der nachhaltig Strom erzeugt, von vorne. Die erzeugte Wärme könne auch in Flüssigsalztanks gespeichert und dort entnommen werden, wenn Strom benötigt wird. Dies ermögliche eine bedarfsorientierte Stromproduktion auch nach Sonnenuntergang.

Noor 1 am Rande der Sahara

(Bild: Kreditanstalt für Wiederaufbau)

Die KfW unterstützt das Projekt mit etwa 864 Millionen Euro. Die geplanten Gesamtkosten von Noor 1, 2 und 3 sollten sich nach Planungen aus dem Jahr 2013 auf etwa 2,3 Milliarden Euro belaufen – die KfW rechnte damals für Noor 2 mit Kosten von rund 1 Milliarde Euro und für Noor 3 mit Kosten in Höhe von 700 Millionen Euro. Für Noor 1 war die KfW im Jahr 2013 von Gesamtkosten in Höhe von 630 Millionen Euro ausgegangen. Die KfW hat Noor 1 nun mit 115 Millionen Euro gefördert, Noor 2 und Noor 3 werden mit 654 Millionen Euro bezuschusst. Für Noor 4 will die KfW noch 95 Millionen Euro aufwenden.

Marokko importiert laut Spiegel Online mehr Strom als jedes andere Land im Nahen Osten und Nordafrika. Deshalb setze man auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Bis 2020 will Marokko 42 Prozent seines Energiebedarfs aus diesen Quellen decken. Die Förderung der Solarenergie kann auch den Umweltschutz in dem Königreich fördern. Allein Noor 1 könnte schon dazu beitragen, die Kohlendioxidemissionen des Landes um 240.000 Tonnen pro Jahr zu senken. Wenn der Anlagenkomplex komplett fertig ist, könnten laut KfW gegenüber der konventionellen Stromerzeugung jährlich mindestens 800.000 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden werden. "Noor" ist das arabische Wort für Licht. (kbe)