Länder-Domains: Verwalter suchen neue Einnahmequellen

Die deutschsprachigen Domainnamen-Registrierungsstellen DENIC, nic.at und SWITCH sorgen sich um das ausbleibende Wachstum ihrer Länderdomains und denken über neue Umsatzquellen nach.

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Auslaufmodell Länder-Domain?

Die Zahl der bei der DENIC eG registrierten .de-Domains hat 16 Millionen überschritten, wächst aber kaum noch.

(Bild: DENIC-Zahlen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Während die Zahl aller Domains rasch wächst – nach Erkenntnissen von Verisign um derzeit mehr als 5 % jährlich –, stagniert diejenige der weltweit registrierten country-code Top-Level Domains (ccTLDs). Genauer gesagt ist sie vom zweiten zum dritten Quartal 2015 sogar um 188.000 auf 137 Millionen geschrumpft; die Zahl aller generischen und Länder-Domains lag zu dem Zeitpunkt bei 299 Millionen. Bei den deutschsprachigen ccTLD-Verwaltern DENIC, nic.at und SWITCH beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge. Neue Einnahmequellen müssten her, so DENIC-Chef Jörg Schweiger anlässlich des Forums Domain pulse in Lausanne. Das Wachstum der .de-Adressen gehe "asymptotisch gegen Null", beklagte Schweiger in einer Gesprächsrunde mit seinen Kollegen Urs Eppenberger von der schweizerischen SWITCH und Richard Wein von der österreichischen nic.at.

Bei der DENIC eG denkt man daher nicht nur über Kostensenkungen nach, sondern auch über neue Dienstleistungen. Das Thema "digitale Identität" ist ein Feld jenseits des klassischen Registrierungsgeschäfts, auf dem Schweiger die DENIC gerne sehen würde. Die E-Mail-Adresse als zentraler Anker zum Anmelden bei allerlei digitalen Diensten sei ein typisches Einsatzgebiet, für das man eine lokale Domain sinnvoll nutzen und das der eigenen Länderdomain einen höheren Stellenwert geben könne.

Noch findet hier das Jammern auf hohem Niveau statt: Mit über 16 Millionen Domains nimmt .de nach .tk Platz zwei in der Liste der Länderdomains ein, und Platz drei hinter dem Spitzenreiter .com. Richard Wein, der Geschäftsführer von nic.at, bestätigte in Lausanne, die Zeit sei vorbei, in der sich die Registries zurücklehnen und dem schnurrenden Domain-Zähler zuschauen konnten. Seine Registry versucht gemeinsam mit ihren Registraren, den Hostern und Providern, über Werbeaktionen das Produkt "Domain" besser zu vermarkten. Die nic.at verkauft überdies ihre Kompetenz als Registry-Dienstleister an neue TLDs, etwa für .wien, .tirol, .berlin, .hamburg und .brussels.

Gleichzeitig plant die kleinste der drei Registries ihre ersten Gehversuche in Richtung Big Data. "Wir sitzen auf einem Datenschatz", ist sich Wein sicher. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen müssen sich die Registries jedoch überlegen, wie sie das digitale Öl aus dem Big-Data-Geschäft fördern wollen, ohne dabei die Bemühungen um mehr Datenschutz und Vertraulichkeit bei Domain-Abfragen infrage zu stellen. Und auch die persönliche Domain als digitale Identität wäre gerade für die DENIC Neuland: Bislang hat sie sich stets dagegen gewehrt, die Inhaberdaten aufwendig zu validieren. (un)