Klare Ansagen

Fraunhofer-Forscher haben eine Software entwickelt, die Durchsagen an Umgebungsgeräusche anpassen kann.

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Fraunhofer-Forscher haben eine Software entwickelt, die Durchsagen an Umgebungsgeräusche anpassen kann.

Häufig versteht man Lautsprecherdurchsagen auf Bahnhöfen oder Flughäfen nicht, weil sie zu leise sind – oder durch andere Geräusche in der näheren Umgebung übertönt werden. Das kann nicht nur negative Auswirkungen auf den persönlichen Reiseverlauf haben (etwa bei Gate- oder Gleiswechseln, die man möglicherweise verpasst), sondern auch sicherheitsrelevante Probleme mit sich bringen, wenn Menschen in öffentlichen Räumen in Notsituationen nicht ausreichend informiert werden können.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie (IDMT) im niedersächsischen Oldenburg haben deshalb nun eine neue Software entwickelt, die Lautsprecher "smart" machen soll. Sie hört auf den Namen "Adapt DRC", was für anpassbare "Dynamic Range Compression" steht – also ein Verfahren, das die Frequenzdynamik analysieren und optimieren beziehungsweise komprimieren kann. Ausgangspunkt ist dabei die Erfassung der Umgebungsgeräusche mittels strategisch platzierter Mikrofone. Droht etwa ein durchfahrender Güterzug eine Ansage zu übertönen, hält Adapt DRC mit Audiotechnik dagegen, verstärkt oder macht leiser.

Lautsprecheranlage.

(Bild: oatsy40 / Flickr / cc-by-2.0)

Dabei begnügt sich das Verfahren nicht damit, einfach insgesamt die Lautstärke zu erhöhen, denn Sprache ist dafür zu komplex. Mehr "Power" würde letztlich zu Verzerrungen führen und die Verständlichkeit insgesamt nicht unbedingt verbessern. Derlei Technologien würden heute schon beim Autoradio eingesetzt, so die IDMT-Forscher.

Dadurch werde die Stimme zwar lauter, aber nicht unbedingt besser verständlich. "Unsere Algorithmen sind in der Lage, bestimmte Frequenzen zu gewichten und zum richtigen Zeitpunkt genau jene zu verstärken, die durch die Umgebungsgeräusche besonders gestört werden", sagt Projektleiter Jan Rennies-Hochmuth von der Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie.

Ein weiteres Fraunhofer-Projekt: Eine App, die bei Kulturveranstaltung eine Hörunterstützung gibt.

(Bild: Fraunhofer IDMT)

Vokale, die sich aufgrund ihrer Länge und Frequenz normalerweise einfacher verstehen lassen, verstärkt das System deshalb insgesamt weniger als Konsonanten wie "t", "k" oder "p", die viel häufiger missverstanden werden. Letztere fallen nämlich kurz aus und sind vergleichsweise hochfrequent. Sie enthalten aber oft entscheidende Informationen.

So hänge es zum Beispiel vom Konsonanten ab, ob der Empfänger "Kasse" oder "Tasse" versteht, erläutern die Forscher. Die Erfassung und Anpassung erfolgt in Echtzeit, so dass Kommunikationsabsichten nicht gestört werden.

Die Lautsprecher-Software eignet sich etwa für Bahnhöfe.

(Bild: Fraunhofer IDMT)

Adapt DRC soll aber nicht nur für Lautsprecherdurchsagen Verwendung finden. Das Verfahren eignet sich laut Rennies-Hochmuth und seinen Kollegen auch für Konferenzsysteme oder Handygespräche – in beiden Fällen reduzieren Nebengeräusche gerne die Sprachverständlichkeit.

Hier würde zudem eine reine Softwarelösung ausreichen, weil Konferenzsysteme und Handys bereits über Mikrofone verfügen. Im öffentlichen Raum müssten sie erst aufgebaut werden – und zwar so, dass es nicht zu datenschutzrechtlichen Problemen kommt. (bsc)