Spektrometer erkennt gefälschte Tabletten

Der Handel mit unechten Medikamenten im Internet wird zunehmend zu einem Problem. Mit einem Zusatzgerät sollen Kunden bald erkennen können, ob ihnen korrekte Ware geliefert wurde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rachel Metz

Der Handel mit unechten Medikamenten im Internet wird zunehmend zu einem Problem. Mit einem Zusatzgerät sollen Kunden bald erkennen können, ob ihnen korrekte Ware geliefert wurde.

Ein Zusatzgerät für Smartphones könnte bald rasch verraten, ob eine Tablette wirklich das enthält, was in ihr sein soll, indem es sie schlicht mit Licht bestrahlt.

Das Gerät namens LinkSquare stammt von dem kalifornischen Unternehmen Stratio und ist ein winziges Spektrometer, das die Intensität unterschiedlicher Wellenlängen von Licht misst. Da sich das reflektierte Spektrum je nach analysiertem Objekt unterscheidet, kann Stratio nach eigenen Angaben feststellen, wie die Signatur einer getesteten Tablette aussieht und sie dann mit der von bekannten Pillen vergleichen (deren Daten sind in der Datenbank der dazugehörigen Smartphone-App gespeichert).

Gefälschte Medikamente entwickeln sich zunehmend zu einem Problem: Im vergangenen Jahr hat Interpol in Aktionen gegen unseriöse Online-Apotheken nach eigenen Angaben 20,7 Millionen Packungen davon beschlagnahmt – doppelt so viel wie zwei Jahre zuvor.

Stratio ist unter anderem von der National Science Foundation der USA finanziert und will noch in diesem Jahr mit dem Verkauf von LinkSquare für 199 Dollar beginnen. Dabei helfen soll auch eine Crowdfunding-Kampagne in diesem Juni. Außerdem will das Unternehmen Softwareentwicklern Werkzeuge für die Schaffung zusätzlicher Apps dafür zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus plant Stratio, später nicht mehr nur Tabletten zu testen, sondern auch andere Produkte wie zum Beispiel Lebensmittel (etwa Fisch), die falsch ausgezeichnet sein können. Das könne nützlich für Verbraucher und Unternehmen sein.

"Wir hoffen, dass Menschen das nutzen werden, um sich weniger Sorgen über das zu machen, was sie konsumieren", sagt Leslie Grothaus, Leiter Geschäftsentwicklung und Kommunikation bei Stratio.

Vom Aussehen her ähnelt LinkSquare einem tragbaren Smartphone-Akku: rechteckig, hauptsächlich weiß mit ein wenig Gelb an den Enden, und über USB-Kabel an ein Smartphone anzuschließen. Auf der langen Oberseite befindet sich ein kleines Fenster, auf das Youngsik Kim, Mitgründer und Leiter Systemtechnik bei Stratio, zur Demonstration eine Viagra-Tablette legt. Ein Lichtstrahl verschiedener Wellenlängen (von sichtbar bis Infrarot) aus optischen Elementen im Inneren des Geräts scheint auf die Tablette, und deren Reflektionen werden von einem Bildsensor registriert und in zwei Grafiken auf dem Smartphone-Display angezeigt. Diesen Vorgang wiederholt Kim mit zwei ähnlich aussehenden Pillen, die ebenfalls Viagra sein sollen (eine davon ist ein Generikum, die andere gefälscht). Ihre Grafiken sehen ähnlich aus wie beim Original, sind aber nicht identisch.

Noch gibt es eine Reihe von Herausforderungen zu lösen, beispielsweise der Aufbau einer Datenbank mit den Tabletten, die mit LinkSquare erkannt werden sollen. Außerdem führt Kim vor, dass sich die Lichtreflexion verändert, wenn er eine Tablette nicht genau in die Mitte des Analysefensters legt. Daran arbeite das Unternehmen noch, sagt er. Denn die bislang erforderliche Genauigkeit mache die Nutzung vor allem für ältere Menschen schwer, die an dem Gerät besonders interessiert sein könnten.

"Bevor wir in den Verkauf gehen, müssen wir herausfinden, wie wir es robuster machen können", so Kim.

(sma)