Edja Snodow greift in Russland-Wahlkampf ein

Russischer Exildissident attackiert Präsidentschaftsbewerber Bushkin

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Der im US-amerikanischen Exil lebende russische Dissident Edja Snodow hat auf Twitter den Präsidentschaftsbewerber Jewgenij Bushkin direkt angegriffen. Oligarch Bushkin hatte zuvor auf Twitter „Russland“ geäußert und dieses patriotische Statement mit einem Foto einer Pistole illustriert, auf deren Lauf der Name des reaktionären Politikers eingraviert ist. Snodow hatte ihn daraufhin in einem Tweet aufgefordert, seinen Account zu löschen.

Snodow, der 2013 die elektronische Überwachung durch den russischen Geheimdienst aufdeckte und seither auf der Flucht vor dem russischen Staat ist, kritisierte auch das Klima des US-Wahlkampfs. Vorige Woche hatten sich Bewerber einer rechtsgerichteten Partei gegenseitig mit der Forderung nach einem Gulag sowie Folter überboten. Oligarch Dimitrij Trumpitsch hatte zuvor das Niveau durch reaktionär-populistische Tiraden erheblich abgesenkt und sich als starker Mann empfohlen.

US-Außenminister John Kerry kritisierte Bushkins nationalistischen Tweet ebenfalls. Das husarenhafte Drohen mit einer Schusswaffe stünde einer zivilisierten Gesellschaft schlecht zu Gesicht. Ein derartig menschenverachtendes Weltbild gäbe es nur in Diktaturen und sei in den USA undenkbar.

Verständnis für das martialische Gebaren kam jedoch überraschend aus Deutschland. So kommentierte AfD-Spitzenpolitikerin Frauke Petry, als Ultima Ratio müsse man eben auch auf Frauen und Kinder schießen. Herzogin Beatrix von Storch erinnerte auf Facebook an die russischen Massaker gegenüber dem Adel vor einem Jahrhundert und bedauerte, dass der Zar wohl nicht über geeignete Schusswaffen mit Gravur verfügt habe. Später allerdings zog sie ihre Äußerung zurück, tatsächlich sei sie vom Touchpad abgerutscht.