Die Cyborgs kommen

Sie haben Angst vor intelligenten Maschinen? Sie sollten sich lieber vor manchen Wissenschaftlern fürchten. Zum Beispiel vor Forschern, die Cyborg-Ratten erzeugen.

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Sie haben Angst vor intelligenten Maschinen? Sie sollten sich lieber vor manchen Wissenschaftlern fürchten. Zum Beispiel vor Forschern, die Cyborg-Ratten erzeugen.

Kein Scherz: Chinesische Wissenschaftler haben erst kürzlich Cyborg-Ratten geschaffen, die schneller durch ein Labyrinth kommen, als ihre natürlichen Verwandten. Die Ratten haben Elektroden im Hirn, die per Funk mit einem Computer verbunden sind. Eine Software wertet die Position der Ratte aus, und lenkt sie durch einen Impuls auf die Elektroden nach links oder rechts, wenn absehbar ist, dass sie in eine Sackgasse laufen wird.

Fun Fact: Die primäre Belohnung für die Tiere war schlicht Wasser. Die Ratten hatten 24 Stunden nichts zu trinken bekommen – immer nur soviel Wasser, dass sie überleben.

Die Forscher ließen die Tiere zunächst alleine durch 14 verschiedene Labyrinthe laufen, und maßen die Zeit dafür. Einen Tag später mussten die Ratten dann dieselben Aufgaben mit Computer-Unterstützung lösen. Ergebnis: Mit Computer-Unterstützung waren die Ratten am schnellsten. Schneller als ohne – und auch schneller als ein Such-Algorithmus alleine.

Gruselig, oder? Borg-Ratten am Draht.

Frankenstein lebt. Aber das wussten wir ja bereits: Es hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Versuchen gegeben, Tiere (per Funk) direkt fernzusteuern – zum Beispiel Käfer, Kakerlaken, aber auch Tauben. Interesse daran hat unter anderem das US-Militär gezeigt.

In ihrem Paper betonen die Autoren aber, dass es ihnen nicht darum geht, die Tiere in willenlose Maschinen zu verwandeln. Vielmehr geht es um eine Kombination der Fähigkeiten von Lebewesen und Maschine, um "Augmented Intelligence" – aufgewertete Intelligenz – oder Cyborg Intelligence.

Zentraler Kern dieser Forschung sind Hirn-Computer-Schnittstellen, die in beide Richtungen funktionieren. Soll heißen: der Computer kann Signale aus dem Hirn auslesen und für sich verarbeiten. Er kann aber auch Signale in das Gehirn einspeisen. Signale, die dort wirken, wie ein Sinnesreiz. Aber auch Signale, die zum Beispiel Entscheidungen beeinflussen.

Wobei letzteres noch extrem weit in der Zukunft liegt. Aber während sich viele Menschen mittlerweile Gedanken darüber machen, dass ihnen eine künstliche Intelligenz eines schönen Tages den Job wegnimmt, oder gar die Herrschaft über die Welt an sich reißt, läuft diese Art von Forschung weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. (wst)