Analysten prognostizieren frischen Fahrtwind für Elektroautos
Sinkende Preise für Akkus und die ungewisse Entwicklung des Ölpreises werden laut eines aktuellen Berichts von BNEF für steigende Marktanteile von E-Autos gegenüber Benzinern und Dieselfahrzeugen sorgen.
Bezahlbare Elektroautos könnten schneller Realität werden als bisher erwartet, so lautet das Fazit eines neuen Berichts der Finanzanalyse-Experten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF). Nach Einschätzung der Firma werden die Preise für Batterien im kommenden Jahrzehnt so stark sinken, dass Stromer wirtschaftlicher sein werden als Benziner und Dieselfahrzeuge – und zwar in den meisten Ländern der Erde. Das berichtet Technology Review im Online-Text "Hoffnung aufs Elektrojahrzehnt".
Der Trend wiederum könnte dazu führen, dass die Marktanteile der Elektroautos deutlich steigen. Wann genau es soweit ist, kann aber niemand sagen, dafür sind die Märkte zu unvorhersehbar. Und es reicht nicht aus, dass nur die Kosten für Batteriesysteme sinken. Der Ölpreis, der aktuell im Keller ist, hat signifikanten Einfluss.
OPEC ist skeptisch
Bei der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) glaubt man nicht an den Durchbruch bei den Stromern. Erst im Dezember erklärte sie, ohne einen technischen Durchbruch würden die E-Autos in absehbarer Zeit keine größere Bedeutung haben. Die aktuellen Zahlen sprechen für diese Einschätzung: Auf den globalen Automarkt gerechnet, machen Elektrofahrzeuge derzeit weniger als ein Prozent aus.
Die BNEF-Analyse fällt da deutlich optimistischer aus. Sie rechnet bis 2040 mit 35 Prozent Marktanteil der Stromer bei den Neuwagen. Die positive Vorhersage basiert vor allem auf der Tatsache, wie schnell die Preise für Lithium-Ionen-Akkus sinken. Sie sind seit 2010 um 65 Prozent gefallen, inzwischen liegen die Kosten pro Kilowattstunde bei 350 US-Dollar. Setzt sich der Trend fort, dürften Elektrofahrzeuge auch ohne Subventionierung durch den Staat in sechs Jahren im Kostenwettbewerb mit vergleichbaren Benzinern gleichziehen. BNEF rechnet damit, dass die Kosten bis 2030 auf 120 Dollar pro Kilowattstunde fallen. 100 Dollar gelten als die magische Grenze, ab der sich Elektromobilität und Stromspeicher wirklich lohnen.
Wenn Batteriepreise sinken
Den Trend von BNEF bestätigt auch die Einschätzung von Markus Lienkamp. Der Professor für Fahrzeugtechnik an der TU München sieht den Durchbruch für Elektroautos zwischen 2020 und 2025 kommen. "Verbrenner werden prinzipiell teurer, Elektroautos prinzipiell günstiger, weil die Batteriepreise massiv auf breiter Front sinken", so Lienkamp.
[Korrektur, 7.6.2016, 12 Uhr: In der vorherigen Fassung des Textes war in der Einleitung der Meldung fälschlicherweise vom "niedrigen Ölpreis" die Rede, welcher zu einem höheren Marktanteil von Elektroautos führen soll. Vielmehr geht es um die weitere Entwicklung des aktuell niedrigen Ölpreises, die Auswirkungen auf den Marktanteil der E-Autos haben kann. jle]
Mehr zum "Zeitalter der Super-Akkus" lesen Sie in aktuellen Titelgeschichte der Technology Review (ein Einblick in den Text gibt es online, das ganze Heft ist im heise shop oder im Zeitschriftenhandel erhältlich)
Elektroautos in Deutschland (70 Bilder)
(Bild: heise Autos)
(jle)