Kugelreifen-Konzept von Goodyear für autonome Fahrzeuge

Der Autoreifen der Zukunft ist eine magnetisch gesteuerte Kugel und kommt aus dem 3D-Drucker – jedenfalls in der Vision namens "Eagle 360", die Goodyear auf dem 86. internationalen Autosalon in Genf präsentiert.

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Kugelreifen-Konzept von Goodyear für autonome Fahrzeuge
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Klar, im folgenden Video ist nichts echt, sondern alles nur in 3D gerendert. Aber die Idee hinter dem Kugelreifen für autonome Fahrzeuge namens Eagle 360 von Goodyear, den die Firma auf dem Autosalon in Genf präsentiert, ist durchaus faszinierend, denn die Konfiguration hat eine Menge Vorteile. Auf der Hand liegt, dass sich ein Auto mit vier omnidirektional gelagerten Kugeln statt Rädern prima seitlich in eine Parklücke bugsieren lässt und dass man bei Überholmanövern die Längsrichtung des Fahrzeugs nicht mehr ändern muss.

Raffinierter ist da schon die Aussicht, für einen möglichst gleichmäßigen Abrieb (und dadurch lange Lebensdauer) die Rollfläche bei der Fahrt geradeaus variieren zu können. Noch besser: Ist das Auto der Zukunft vernetzt und erhält es laufend Daten über die Straßenverhältnisse und Wetterbedingungen voraus, so kann die Kugel gegen widrige Umstände ihr Profil verändern – ist das nicht auf der gesamten Kugeloberfläche gleich, genügt eine Drehung für eine neue Rotationsebene mit mehr Grip.

Für das nötige omnidirektionale Lager ziehen die Visionäre von Goodyear die magnetische Levitation in Betracht – dabei sorgt ein geschicktes Zusammenspiel zwischen Induktion und einem elektrisch aufgebauten dynamischem Magnetfeld dafür, dass das Fahrzeug auf seinen vier Kugelrollen schwebt – frei von Gleitreibung. Weitere Raffinessen: Die Materialstruktur in den Rillen des Profils ist biologisch inspiriert, konkret: vom Schwamm. Bei Nässe saugt das Material Wasser auf, wird weicher und soll dadurch für mehr Haftung sorgen. Ist die Straße wieder trocken, führt die Fliehkraft das Wasser wieder ab.

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3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Das ganze wäre keine perfekte Zukunftsvision, wenn der Reifenhersteller nicht auch bei der Fabrikation neue Wege gehen wollte. So sollen die Gummikugel mit Hilfe von 3D-Druckern mit individuellen Reifendecken versehen werden können, jeweils passend zu den Witterungs- und Straßenverhältnissen, die für ein konkretes Fahrzeug zu erwarten sind – aber auch angepasst an das individuelle Fahrverhalten. Spätestens hier ist klar, dass Goodyear seinen Kugelreifen zwar als ideales Rollmaterial für autonomes Fahren bewirbt, aber die Idee von selbst fahrenden Menschen immer noch im Hinterkopf hat.

Eigentlich ist nur eines verwunderlich: Dass Goodyear in seinem Film nicht auch nebenbei das Konzept eines autonomen Einrads einführt – und so von der ungebrochenen Populariät des aktuellen Star-Wars-Lieblingsdroiden BB-8 profitiert. Dabei ließe sich dem wunderbar ein maßgeschneidertes Profil für außerirdische Wüstengegenden spendieren. (pek)