Ihre Niere sitzt zu weit oben

Neben der Spur

Kleidung, Visitenkarten und Kaffeemaschinen sind heutzutage mehr als Kaffeemaschinen, Visitenkarten und Kleidung

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Vorbei die Zeiten, in denen man morgens seinen Kaffee am Herd aufsetzte, das kochende Wasser durch einen immer kurz vor dem Überlaufen befindlichen Filter schüttete und sich dann nach geglückter Filterung dem Koffein hingab. Heutzutage sind KaffeeMASCHINEN schnell mit Kapseln zu füllen, die ihren Sirup in einen wachmachenden Sud verwandeln. Automatisch. Sogar noch automatischer, wenn man diese Maschine sein Eigen nennt. Die lässt sich mit dem Smartphone verbinden und darüber steuern. Damit man schon vom Bett aus (wer hat das Smartphone da nicht liegen, bitte kurz die Hände hoch) den Espresso oder Ristretto vorbereiten kann.

Eigentlich keine überraschende Meldung mehr. Das erwartet man schon irgendwie, und eine Toilettenschüssel ohne Möglichkeit zum Warmstart will man sich gar nicht mehr vorstellen.

Wenn das schon alles wäre. Jede noch so merkwürdige Funktionserweiterung in computerisierten Telefonen muss es heutzutage sein. Sollte man sich dazu überreden lassen, dieses T-Shirt zu tragen, dann hat man sich sozusagen die Koordinaten für einen Leibesscan selbst angebracht. Denn der Aufdruck des Kleidungsstück dient als Marker, um dem Gegenüber via App die Lage der eigenen Organe zu visualisieren. Das sind dann sicher tolle Kneipengespräche, wenn man sehen kann, wohin im eigenen Körper gerade das getrunkene Bier fließt.

"Sag mal, kann es sein, dass Deine Niere zu weit oben sitzt", ist dann vielleicht häufiger zu hören als: "Ich glaube Du hast da eine Nudel an der Nase."

Zugegeben, das ist mehr ein Partygag, und Chirurgen werden einen nur als kleinen Scherz bitten, dieses Shirt vor der Operation überziehen. So nach dem Motto: "Wo war nochmal das Herz, links oder rechts?" Aber die Visitenkarte von Mobilecg geht schon ein wenig darüber hinaus. Wer sie nach alter japanischer Sitte mit beiden Händen anfasst und drei Sekunden mit dem Loslassen wartet, der sieht auf dem kleinen Display den eigenen Herzschlag bumpern und die Amplituden zusammen mit einer Pulsschlagrate visualisiert.

Klar, das ist vielleicht auch mehr in die Richtung "Kneipengag" zu nutzen. Auch wenn der erwartete erhöhte Herzschlag bei der Dame des Herzens ausbleiben mag, sobald sie einen kennenlernt. Aber zurück zum Smartphone, denn mit dem OS 9.3 bietet Apple nun auch ein neues Feature an, das Herz und Nieren des eigenen Lieblingsgadgets genauer überprüft und anzeigt. Ab dieser Betriebssystem Version erscheint dann eine Meldung, wenn der Arbeitgeber das iPhone monitort, weil das Firmenhandy via MDM angebunden ist.

Wenn eine solche Meldung überrascht, dann könnte es sein, dass man sich schnell einen Kaffee via Smartphone brauen lässt, weil der Herzschlag messbar in die Höhe ging und die linke Niere vor Schreck wandert.