JavaFX und Oracle: User Groups fordern klares Bekenntnis zum User-Interface-Toolkit

Die Zukunft des Java-UI-Toolkits JavaFX erscheint für den iJUG, den Interessenverbund deutschsprachiger Java User Groups, derzeit als unsicher. Oracle gewährt an der Stelle aber immerhin Support bis 2028 für JavaFX.

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iJUG fordert klares Bekenntnis zu JavaFX
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Für den iJUG hatten sich in jüngster Zeit die Anzeichen gehäuft, dass das UI-Toolkit JavaFX keine große Zukunft mehr bei Oracle habe. Das wurde im Januar 2016 in einem offenen Brief zum Ausdruck gebracht. Mittlerweile hat der Java-Statthalter auf die Initiative des Interessenverbunds deutschsprachiger Java User Groups reagiert, wie auf der derzeit in Brühl tagenden JavaLand-Konferenz bekannt gegeben wurde.

Besorgniserregend für den iJUG war gewesen, dass der Support für die Version 8u33 von JavaFX auf der ARM Embedded Platform eingestellt worden sei, die eine der verbreitetsten Mikroprozessorarchitekturen ist. Zudem gibt es keinen offiziellen Download des RAD-Tools (Rapid Application Development) JavaFX Scene Builder meh, hieß es damals. Auch schweige sich Oracle über die Roadmap des Toolkits aus, und die Webseite mit der Roadmap von JavaFX sei seit Monaten nicht mehr erreichbar, war zusätzlich zu hören. Die Antwort des Konzerns darauf ist mittlerweile, dass JavaFX schon geraume Zeit Teil von Oracles JDK (Java Development Kit) sei und es auch Neuerungen im Zuge des für nächstes Jahr zu erwartenden JDK 9 geben werde. [Update, 09.03., 16:15: Konkret gewährt der Konzern im Zuge seiner Support-Strategie dadurch Unterstützung für JavaFX bis 2028, da das Toolkit Teil der Release-Politik von Java ist.]

Laut dem iJUG gab es Anlass zur Sorge, dass JavaFX auf Dauer nicht mehr unterstützt werde. Viele Java-Entwickler seien offenbar verunsichert, ob sie bei ihren Projekten weiterhin auf JavaFX setzen sollen. Als Alternative für den JavaFX Scene Builder stehe zwar von Gluon ein entsprechendes Werkzeug bereit. Doch dem Java-Interessenverbund zufolge habe für viele Entwickler gerade der Scene Builder eine Möglichkeit dargestellt, die Wartbarkeit ihrer Oberfläche zu gewährleisten. Der Scene Builder sei zwar nur ein Tool im Umfeld von JavaFX, doch es sei ärgerlich, dass es mittlerweile nicht mehr von Oracle weiterentwickelt werde, monierte der iJUG.

Die Java-Community bedauert die Einstellung des JavaFX-Supports auf der ARM Embedded Platform, weil sich damit die Anwendungen für kleine Touchscreens an Embedded-Geräten bedienen ließ. Auf Nachfrage nach dem Grund für diese Maßnahme habe Oracle mitgeteilt, dass es inzwischen zu viele unterschiedliche Devices gebe, die nicht alle unterstützt werden könnten. [Update, 09.03., 16:15: Der Linux-on-ARM Port für Java SE & JavaFX wird laut Oracle jedoch nach Bedarf von der Firma MicroDoc weitergepflegt und mit kommerziellem Support ausgestattet.]

Die Unsicherheiten und Unruhe bei JavaFX sind nicht neu. So hatte es schon zu Zeiten von Sun Microsystems diverse erfolglose Versuche gegeben, das Toolkit richtig an den Start zu bringen. Erst durch die Integration durch Oracle in Java 7u6 und der damit verbundenen Absicht, JavaFX als Swing-Nachfolger zu positionieren, schien das Toolkit in sichere Gewässer zu fahren.

Eine gewisse Unsicherheit bei Java insgesamt ist bei alledem geblieben. Das liegt natürlich an Oracle selbst. Dem Konzern wird immer wieder nachgesagt, nicht mehr das größte Interesse an Java zu haben. Dafür sprechen Aktionen wie die Trennung von etlichen Java-Evangelisten im letzten September oder auch der jüngste Abschied von Java-EE-Evangelist Reza Rahman, dessen Blog-Beitrag nahelegen lässt, dass er Oracle verlassen habe, um Java zu verbessern.

Es ist aber auch deutlich, dass gerade durch die Übernahme von Java durch Oracle die bei Sun lange Zeit nahezu stillstehende Java-Entwicklung wieder deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Wichtige langjährige Sprachentwickler wie Mark Reinhold oder Brian Goetz stehen immer noch an der Spitze der Java-Entwicklung. Dessen ungeachtet steht Java in etlichen Programmiersprachen-Indizes an der Spitze und ist als Lehrsprache bei vielen gesetzt. Ganz zu schweigen davon, dass die Java-Community mittlerweile auch unabhängig von Oracle eine nicht unerhebliche Kraft an den Tag legt, wie dieser Tage auf der JavaLand-Community-Konferenz zu beobachten ist, die bei ihrer dritten Auflage mit über 1200 Teilnehmern noch mal um rund 300 Teilnehmern zulegen konnte. (ane)