Wirkstoff blockiert Alzheimer-Enzym

Forscher arbeiten an einer neuen Methode, mit der die Ausbreitung der Alzheimer-Erkrankung im Gehirn womöglich beschränkt werden könnte.

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Während die Diagnostik der Alzheimer-Krankheit in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat, hinkt die Entwicklung wirksamer Therapien bislang hinterher. In jüngster Zeit hat ein Forscherteam der Universität Zürich gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und Indien eine Substanz entwickelt, die ein mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung stehendes Enzym zielgenau beeinflussen kann. Ziel ist es, Symptome der Erkrankung zu mildern oder ganz abzustellen – als möglicher Weg zu einer irgendwann hoffentlich vorstellbaren Heilung.

Histopathologisches Bild von Alzheimer-Plaques.

(Bild: kdh / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

Dem Team um Lawrence Rajendran vom Institut für Regenerative Medizin der UZH ist es einem Bericht im Fachjournal "Cell Reports" zufolge gelungen, nur die krankheitsverursachende Funktion des Enzyms zu blockieren. Die Demenzkrankheit geht einher mit chrakteristischen Ablagerungen im Gehirn. Diese Proteinklumpen bestehen vor allem aus dem Beta-Amyloid-Peptid (A-Beta).

Sie entstehen, wenn das Vorläufer-Eiweiß durch zwei Enzyme, sogenannte Sekretasen, gespalten wird. Hemmt man die Enzyme, verhindert man letztlich die unerwünschten Ablagerungen, die die bekannten Demenzsymptome durch ein Absterben der Nervenzellen hervorrufen. Allerdings sind die Stoffe leider auch an anderen wichtigen Zellprozessen beteiligt, die man nicht behindern will. Den Forschern gelang es nun im Reagenzglas, die Beta-Sekretase ausschließlich für jene die unerwünschten Proteinklumpen bewirkenden Prozesse "selektiv" zu blockieren, wie sie in ihrer Studie schreiben.

Alzheimer-bedingte Funktionseinschränkungen im Gehirn.

(Bild: US National Institute on Aging / PD)

"Die aktuellen Beta-Sekretase-Inhibitoren blockieren nicht nur die Enzymfunktion, die den Krankheitsverlauf von Alzheimer vorantreibt, sondern auch physiologisch wichtige Zellprozesse. Die Substanzen, die aktuell in klinischen Studien getestet werden, könnten daher ebenfalls schwere Nebenwirkungen auslösen – und folglich scheitern", sagt der Zellbiologe Lawrence Rajendran. Entsprechend musste ein besserer Ansatz her.

Der scheint, behauptet der Forscher, nun gefunden: "Es gelang uns, eine Substanz zu entwickeln, die die Beta-Sekretase ausschließlich in den Endosomen (Organellen der Zelle, Anm. d. Red.) bremst, wo das Beta-Amyloid-Peptid entsteht." Die spezifische Wirksamkeit des Inhibitors der Wissenschaftler eröffne einen "vielversprechenden Weg, um Alzheimer zukünftig wirksam zu behandeln". Das solle dann passieren, "ohne bei den Patienten schwere Nebenwirkungen zu verursachen".

Alzheimer-Krankheitsprozesse sollen künftig spezifisch blockiert werden können.

(Bild: UZH)

Noch ist unklar, ob das Verfahren auch wirklich beim Menschen wirkt wie erhofft und welche genauen Auswirkungen ein entsprechendes Medikament auf bereits erkrankte Personen hätte. Derzeit werden Versuche an Mäusen mit dem Medikamentenkandidaten vorbereitet.

Klinische Studien an von Alzheimer betroffenen Patienten sollen später folgen. Eine neue Therapie würde vielen Menschen helfen: 2015 sollen rund 48 Millionen Personen weltweit an Alzheimer erkrankt gewesen sein. (bsc)