GDC: Virtual-Reality-Journalismus über Guantanamo und Syrien-Krieg

Virtual Reality dient nicht nur der Unterhaltung, sondern kann auch Berichte über Polizeigewalt, Folter und Krieg untermauern, wie die Journalistin Nonny de la Pena zeigt.

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GDC: VR-Journalismus über Guantanamo bis zum Syrien-Krieg
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Das Thema Virtual Realtiy boomt auf der Game Developers Conference. Am ersten Tag der Entwickler-Konferenz in San Francisco waren die Vortragsäle zumeist überfüllt. Wer sich nicht eine halbe Stunde in die Schlangen einreihte, hatte oftmals kaum eine Chance, noch einen Platz zu ergattern. Gegenüber den Vorjahren hat der Andrang enorm zugenommen, offizielle Besucherzahlen der GDC stehen aber noch aus.

Dabei geht es auf der Konferenz für Spielenetwickler nicht immer nur um Technik und leichte Unterhaltung. Dass VR durchaus auch für ernste Themen wie etwa die Kriegsberichterstattung genutzt werden kann, zeigte die Wissenschaftlerin und Journalistin Nonny de la Pena, die auf der GDC ihr Projekt Immersive Journalism vorstellte. Penja sieht sich dabei in der Tradition der "Documentary Games" von Tracy Fullerton, in denen man etwa den Mord an John F. Kennedy aus der Perspektive des angeblichen Todesschützen Lee Harvey Oswald nachvollziehen kann, oder aber beim Einsturz des World Trade Centers aus einem oberen Stockwerk springen muss.

In ihren Projekten greift Pena etwa die Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA auf und lässt VR-Spieler eine Szene beobachten, in denen eine Gruppe von Polizisten einen Menschen zu Tode prügelt. Bei den Vorführungen in Museen und auf Festivals waren einige VR-Zuschauer so geschockt, dass sie zu weinen anfingen.

Use of Force (3 Bilder)

Für die VR-Szenen in "Use of Force" digitalisierte Nonny de la Pena originale Augenzeugen-Videos, auf denen eine Gruppe von Polizisten einen Schwarzen zu Tode prügeln.
(Bild: Nonny de la Pena)

Andere VR-Instalationen lassen den VR-Zuschauer etwa das "Verharren in einer unbequemen Haltung" von Häftlingen in Guantanamo nachvollziehen. Oder de la Pena versetzt sie in eine syrische Stadt, wo auf der Straße direkt vor ihnen eine Bombe explodiert.

Stets ist Pena darauf bedacht, die Szenen anhand von Filmaufnahmen und Fotos so realistisch wie möglich in VR nachzuvollziehen. Die Virtual Reality dient Nonny de la Pena dazu, eine möglichst große Immersion für ihr Publikum zu erreichen, es in die Nachrichten-Szenen hineinzuziehen und sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können. Auf die Frage aus dem Publikum, ob sie damit nicht Gefahr laufe, durch VR die Nachricht zu einem reinen Spektakel verkommen zu lassen, entgegnete Pena, dass man in den Szenen am eigenen Leib die Hilflosigkeit vor Ort erfahre, da man weder eingreifen und ihren Ausgang ändern könne. Somit ergänze eine VR-Inszenierung die Informationen weitererer Berichte in Wort und Bild auf einer tieferen emotionalen Ebene.

(hag)