Große spanische Gewerkschaft auf Podemos-Kurs

Gegen alle Widerstände wählte die UGT einen Katalanen zum Chef, der für das Selbstbestimmungsrecht eintritt

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Am Wochenende vollzog sich ein großer Wandel bei der sozialdemokratischen spanischen Arbeiterunion (UGT). Zum Generalsekretär der zweitgrößten Gewerkschaft wurde Josep Maria Álvarez gewählt, wenn auch nur knapp. Er löst nach 22 Jahren den "ewigen Generalsekretär" Cándido Méndez ab.

Damit zeigt sich bei der Gewerkschaft, die über etwa zwei Millionen Mitglieder hat und der sozialdemokratischen PSOE bisher sehr nahe stand, ein tiefgreifender Wandel. Denn gegen Álvarez hatte sich auch der mächtige Méndez gestellt. Und deshalb wurde es sehr knapp. Mit 306 Stimmen setzte er sich nur mit einem Vorsprung von 17 Stimmen gegen Miguel Ángel Caleros durch.

Álvarez, vor fast genau 60 Jahren im nordspanischen Asturien geboren, wurde damit gegen den Willen von Méndez und großen Teilen der PSOE dessen Nachfolger. Er war 1975 aus seiner nordwestspanischen Heimat ins nordostspanische Katalonien umgesiedelt. Er arbeitete in Barcelona bei "La Maquinista Terrestre y Marítima", heute Alsthom, im Zugbau. Im gleichen Jahr wurde er UGT-Mitglied, in der er schnell aufstieg. Schon 1989 wurde er ihr Generalsekretär in Katalonien und führte 26 Jahre die starke Sektion einer Region an, die sich auf dem Weg in die Unabhängigkeit von Spanien befindet.

Der 59-Jährige war deshalb so umstritten und sorgte für eine massive Mobilisierung gegen ihn in der UGT und der PSOE, da er für das Selbstbestimmungsrecht der Katalanen eintritt und sich damit gegen Méndez und die PSOE-Linie positionierte. Der bisherige UGT-Chef hatte bei seiner Abschiedsrede noch einmal gegen das Selbstbestimmungsrecht angeredet.

Dabei ist Álvarez ist nicht für die Unabhängigkeit von Katalanen oder Basken. Er will eine tiefgreifende Verfassungsreform, um aus einer vom Diktator Franco eingesetzten Monarchie einen modernen föderalen Staat zu machen, der den Regionen "größte Autonomie, Solidarität und sozialen Zusammenhalt" ermöglicht. Damit steht er der Partei Podemos (Wir können es) politisch deutlich näher als der PSOE. Während auch Podemos über mehr Mitbestimmung und soziale Rechte die Katalanen und Basken dazu bringen wollen, in Spanien zu bleiben, haben die Sozialdemokraten daran mitgewirkt, ein Referendum und eine Volksbefragung in Katalonien zu verbieten.

Dass die "UGT die erste nationale Organisation ist, in der die Katalanenfeindlichkeit nicht funktioniert hat", macht ihn stolz. Da er sich als Katalane bezeichnet, schlug auch ihm diese Feindschaft entgegen. Er will das Kapitel Méndez beenden, von dem er sich aber nicht distanziert, da er dessen Linie in der Führung mitgetragen habe. Doch er will die UGT umbauen und erneuern.

Er fordert eine klare linke Politik und deshalb auch, dass sich die Sozialdemokraten mit Podemos und der Vereinten Linken (IU) einigen. Die PSOE versucht allerdings ständig Bündnisse mit der Rechten. PSOE-Chef-Pedro Sánchez ist deshalb bei der versuchten Regierungsbildung gescheitert. Auf diesem Kurs wird Sánchez nun auch in "seiner" Gewerkschaft auf deutlichen Widerstand stoßen.