Arbeit oder Ausbeutung, wo andere Urlaub machen?

Eine deutschstämmige Firma auf der Urlaubsinsel Mallorca steht wegen angeblich mieser Arbeitsbedingungen in der Kritik - mit Gegendarstellung und einer Richtigstellung

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Die Firma "Communication Center España" 24 (CCES24), die seit 2012 auf der Urlaubsinsel Mallorca tätig ist, will immer weiter expandieren. Da in Spanien seit Beginn der Krise 2008 eine Arbeitslosigkeit von über 20 Prozent grassiert, die weiter nur von Griechenland übertroffen wird, bekommt die Firma Lob dafür, in ihrem Callcenter 500 Stellen geschaffen zu haben. "Das Wachstum des deutschstämmigen Unternehmens dürfte nicht nur auf Mallorca, sondern auch in Spanien beispiellos sein", schrieb die Mallorca Zeitung.

"Como una familia" (Wie eine Familie) sei es in der Firma, die darauf hinweist, dass sie Festverträge biete, während mehr als 90 Prozent aller Verträge in Spanien befristet sind. CCES24 arbeitet vor allem für den deutschen Internetriesen 1&1. Doch auch für andere IT-Unternehmen werden schon aus dem Niedriglohnland, in dem es praktisch keinen Kündigungsschutz mehr gibt, Anfragen erledigt, Störungen angenommen und Verträge verkauft.

Angeworben werden die Beschäftigten vor allem in Deutschland, auch in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit. "Sonne satt" und "saisonunabhängige Arbeitsplätze mit interessanten Aufstiegschancen" werden denen geboten, "die gern auf einer der schönsten Mittelmeerinseln leben möchten". (...). Im Internet-Forum "Chefduzen" bestätigen etliche Beschäftigte, dass die Atmosphäre bei CCES24 alles andere als familiär sei, oft fallen Begriffe wie "Ausbeutung" oder "Mobbing".

In seinem ausführlichen Bericht für LabourNet klagt Vollmer über die miesen Arbeitsbedingungen, die er über fast vier Jahre habe ertragen müssen. Er berichtet von einem "unerträglichen Lärmpegel". Die Kunden am Telefon "bemitleiden uns und fragen teilweise besorgt, ob wir spürbare, gesundheitliche Schäden davon tragen". Auch die Mallorca Zeitung beschreibt in ihrem Jubelbericht "dicht an dicht" sitzende Mitarbeiter und eine "Geräuschkulisse", die "für einen Außenstehenden überraschend hoch" sei.

Lärm ist aber nur eines der Probleme, wie Vollmer beschreibt. (...)

Rücksichtslosigkeit gegenüber Krankheiten moniert auch "bayer04". Er habe bei der Einstellung seinen angeborenen Herzfehler genannt. Durch massiven Verkaufsdruck, Überstunden und Mobbing sei sein Zustand schlechter geworden. Er musste sogar "mit starken Herzrhythmusstörungen" vom Krankenwagen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht werden, "wo ich den ganzen Tag in Behandlung war." (...).

Auch Michaela berichtet, sie habe zunächst "hoch motiviert" begonnen. "Nun hat es also auch mich erwischt", sagt sie im Februar nach nur sieben Monaten. Sie fordert ihre Kollegen auf, die nur blieben, da sie "auf diesen Job angewiesen sind", sich zu wehren. Spanische Gewerkschaften haben schon Hilfe angeboten. (...), weshalb wegen massiver Fluktuation immer neue Leute angeworben würden. (...) Nur mit ihm zum letzten Gespräch zu erscheinen, "war definitiv der richtige Entschluss", schreibt er über sein "langwieriges Martyrium".

Dialog ist offenbar nicht die Stärke der Firma. (...) "und nun soll eine Diskussion durch juristischen Druck auf(Ex-)Mitarbeiter und auf dieses Forum behindert werden", schreiben die Betreiber. "Ein Anwaltsbüro des Unternehmens zwang uns, Beiträge zu löschen." Da das Forum das Recht auf freie Meinungsäußerung vertritt, habe es der Firma die Möglichkeit zu einer Gegendarstellung gegeben. "Es gab jedoch keine Versuche des Unternehmens zu einer Kommunikation, sondern juristische Drohungen."

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Gegendarstellung

In einem Artikel auf www.heise.de mit der Überschrift "Arbeit oder Ausbeutung, wo andere Urlaub machen" vom 18. März 2016 heißt es in Bezug auf Communication Center Espana24 (CCES24):

"… und der Bruttolohn sei mit knapp 1000 Euro schmal."

Hierzu stellen wir fest:

Nach dem für uns geltenden spanischen Tarifvertrag beträgt der Mindestbruttolohn für einen Vollzeitbeschäftigten im ersten Beschäftigungsjahr 1.210,00 Euro. Das Durchschnittsgehalt unserer Kundenberater lag im Januar 2016 bei 1.662,00 Euro.

Weiter heißt es:

"Es gäbe (…) 'Überstunden ohne Zustimmung'."

Ferner habe ein Mitarbeiter mit einem Herzfehler

"Überstunden 'bis zu 10 Stunden am Tag' machen müssen."

Hierzu stellen wir fest:

Es werden ohne die Zustimmung des jeweiligen Mitarbeiters bei uns keine Überstunden angeordnet. Niemand muss ohne seine Zustimmung an einem Tag 10 Stunden arbeiten.

Weiter heißt es:

"Keine Rücksicht werde dabei auf chronisch Kranke, ihre Arztbesuche, Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel und Familien mit Kindern genommen."

Unsere Mitarbeiter können beantragen, zu bestimmten Zeiten nicht in Schichten eingeteilt zu werden. Derzeit sind für 20 % unserer Mitarbeiter solche Arbeitszeitbeschränkungen genehmigt. Gründe hierfür sind regelmäßige Arztbesuche, Betreuung minderjähriger Kinder sowie zeitliche Einschränkungen durch Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Weiter heißt es:

"Keine Seltenheit sei, dass mehr als 10 Tage ohne Ruhetag gearbeitet werden müsse."

Hierzu stellen wir fest:

Unsere Mitarbeiter werden grundsätzlich an fünf bis maximal sieben aufeinanderfolgenden Arbeitstagen eingeteilt. Darüber hinausgehende Einteilungen erfolgen nur mit Zustimmung des jeweiligen Mitarbeiters. Nach geltendem Recht ist eine Einstellung an bis zu elf aufeinander folgenden Tagen zulässig.

Weiter heißt es:

"Bei Krankschreibungen werde kaum verhohlen mit Kündigung gedroht."

Hierzu stellen wir fest:

Bei uns wird bei Krankschreibungen nicht mit Kündigung gedroht.

Palma de Mallorca, den 22. März 2016

Communication Center Espana24 S.A.
vertreten durch
Markus Frengel
Vorsitzender des Verwaltungsrats

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Richtigstellung


In einem Artikel auf www.heise.de mit der Überschrift "Arbeit oder Ausbeutung, wo andere Urlaub machen" vom 18. März 2016 schreiben wir in Bezug auf Communication Center Espana24 (CCES24):

"… und der Bruttolohn sei mit knapp 1000 Euro schmal."

Hierzu stellen wir richtig:

Nach dem für CCES24 geltenden spanischen Tarifvertrag beträgt der Mindestbruttolohn für einen Vollzeitbeschäftigten im ersten Beschäftigungsjahr 1.210,00 Euro. Das Durchschnittsgehalt der Kundenberater von CCES24 lag im Januar 2016 bei 1.662,00 Euro.

Weiter schreiben wir:

"Es gäbe (…) 'Überstunden ohne Zustimmung'."

Ferner habe ein Mitarbeiter mit einem Herzfehler

"Überstunden 'bis zu 10 Stunden am Tag' machen müssen."

Hierzu stellen wir richtig:

Es werden ohne die Zustimmung des jeweiligen Mitarbeiters CCES24 keine Überstunden angeordnet. Niemand muss ohne seine Zustimmung an einem Tag 10 Stunden arbeiten.

Weiter schreiben wir:

"Keine Rücksicht werde dabei auf chronisch Kranke, ihre Arztbesuche, Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel und Familien mit Kindern genommen."

Mitarbeiter von CCES24 können beantragen, zu bestimmten Zeiten nicht in Schichten eingeteilt zu werden. Derzeit sind für 20 % der Mitarbeiter solche Arbeitszeitbeschränkungen genehmigt. Gründe hierfür sind regelmäßige Arztbesuche, Betreuung minderjähriger Kinder sowie zeitliche Einschränkungen durch Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Weiter schreiben wir:

"Keine Seltenheit sei, dass mehr als 10 Tage ohne Ruhetag gearbeitet werden müsse."

Hierzu stellen wir richtig:

Die Mitarbeiter von CCES24 werden grundsätzlich an fünf bis maximal sieben aufeinanderfolgenden Arbeitstagen eingeteilt. Darüber hinausgehende Einteilungen erfolgen nur mit Zustimmung des jeweiligen Mitarbeiters. Nach geltendem Recht ist eine Einstellung an bis zu elf aufeinander folgenden Tagen zulässig.

Weiter schreiben wir:

"Bei Krankschreibungen werde kaum verhohlen mit Kündigung gedroht."

Hierzu stellen wir richtig:

Bei CCES24 wird bei Krankschreibungen nicht mit Kündigung gedroht.

Die Redaktion