Raumfahrt 4.0: Bremer Studenten wollen Rakete mit Kerzenwachs in 4000 m Höhe schießen

Bremer Forscher haben sich zum Ziel gesetzt, eine umweltfreundliche und kostengünstige Rakete für die Raumfahrt zu entwickeln. Nun stehen sie kurz vor einem wichtigen Test.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 293 Kommentare lesen
Raumfahrt 4.0: Bremer Studenten wollen Rakete mit Kerzenwachs in 4000 m Höhe schießen

(Bild: ZARM)

Lesezeit: 2 Min.

Seit vier Jahren tüfteln Bremer Studierende an einer umweltfreundlichen und kostengünstigen Rakete. In Kürze ist es so weit, dass sie die Frucht ihrer Arbeit abheben lassen können. Derzeit wird die Testrakete namens ZEpHyR transportabel gemacht, damit sie voraussichtlich am 12. April vom europäischen Weltraumbahnhof Esrange in Kiruna starten kann.

Die Bezugsquellen aller Raketenkomponenten sollen im Prinzip jedem offen stehen. So will das Projekt dazu beitragen, die Raumfahrt privatwirtschaftlich leichter zugänglich zu machen. Als Treibstoff verwenden die Studierenden vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen Paraffin, so wie es auch für Kerzenwachs verwendet wird.

Paraffin könne ungeahnte Kräfte entwickeln, wenn die Mischung stimmt, schreiben die Forscher. Zusammen mit flüssigem Sauerstoff entstehe eine Treibstoffkombination, die in einer Brennkammer ausreichend Schubkraft und Energie freisetzt, um eine 80 kg schwere und 3,8 Meter lange Forschungsrakete mit Schallgeschwindigkeit auf mindestens 4000 Meter Höhe zu bringen. Just dies wollen die Bremer in Schweden beweisen.

Das Projekt "ZARM Experimental Hybrid Rocket" strebt eine Rakete an, die den Ansprüchen einer "Raumfahrt 4.0" gerecht werden soll – mit möglichst geringen Kosten und einfacher Handhabung. Außerdem verzichten die Forscher auf die üblicherweise in der Raumfahrt eingesetzten hochgiftigen und explosiven Treibstoffe wie Hydrazin, damit die Risiken für Menschen und Umwelt minimiert werden.

30 Triebwerkstests waren nötig, um das richtige Mischungsverhältnis von Wachs und Sauerstoff zu finden. Die Schubdüsen aus einer Mischung aus Baumwolle und Harz wurden mit einem 3D-Drucker hergestellt und um auch weitere Herstellungskosten zu sparen, stellte das Team Ventile selbst her, mit denen die Zufuhr des Sauerstoffs geregelt wird. Die Elektronik zur Steuerung der Rakete stammt aus dem Elektrohandel und der Fallschirm, der die Rakete nach ihrem Flug wieder sicher zur Erde bringen soll, aus dem Outdoor-Freizeitbereich.

Rakete mit Öko-Antrieb (5 Bilder)

Die mit Paraffin gefüllte Brennkammer
(Bild: ZARM)

(anw)