Autonome Autos trotzen dem Wahnsinn auf der Straße

Googles selbstfahrende Autos lernen auf den Straßen jeden Tag dazu. Zum Beispiel wie man sich angesichts von plötzlichen Geisterfahrern oder wie Frösche hüpfenden Fußgängern auf der Fahrbahn verhält.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anton Weste

Menschen springen plötzlich aus einem Baustellenklo vor den fahrenden Wagen oder praktizieren auf der Straße Snailing, eine Variante von Planking, bei der man mit hochgerecktem Hinterteil auf dem Boden liegt. Das Google-Team lässt sich für seine autonomen Fahrzeuge so einiges einfallen. Auf dem Testgelände in Kalifornien prüft es damit, ob die selbstfahrenden Autos angemessen reagieren. "Unsere Leute kamen mit wirklich seltsamen Ideen", sagt Chris Urmson, Googles Projektleiter für autonome Fahrzeuge. "Aber der echte Straßenverkehr konnte unsere wildesten Vorstellungen noch übertreffen." Auf dem Digitalfestival SXSW 2016 im texanischen Austin gab er Einblick in den Entwicklungsprozess und stellte einige der haarsträubendsten Situationen vor, die Google Self-Driving Cars auf öffentlichen Straßen aufgezeichnet haben (Video ab 25:00).

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Darunter sind drei Geisterfahrer-Autos, die hintereinander fahren. Ein Fahrrad, das unvermittelt auf eine Kreuzung schießt und in den Gegenverkehr fährt. Eine Frau im elektrischen Rollstuhl, die eine Ente mit einem Besen über die Straße jagt. Fußgänger in Unterhosen, die provozierend langsam rückwärts vor dem Wagen herlaufen, sich über die Haube rollen oder mit dem eigenen Leib das Arcade-Game Frogger auf der Fahrbahn spielen.

Nur zu einem guten Dutzend leichter Unfälle soll es Google zufolge seit Start des Projekts 2009 gekommen sein. Ein einziger davon sei die Schuld der Steuersoftware Google Chauffeur gewesen (Video ab 21:30). Das Programm erkennt unter anderem Fahrradfahrer (samt ausgestrecktem Arm zum Abbiegen), Ampeln, Verkehrsschilder und Absperrungen, offene Autotüren, Poller, sogar vom Wind getriebene Plastiktüten. Google Chauffeur erstellt beständig Vorhersagen zu den Bewegungen anderer Verkehrsteilnehmer und passt seine eigene Fahrweise entsprechend an (Video ab 17:45). Durch ständige Aufzeichnung und Datenweitergabe lernt die Fahrzeugflotte, mit komplexen Situationen fertig zu werden.

Nimmt das Auto jedoch Objekte oder Bewegungsweisen wahr, die es nicht einordnen kann, meldet es eine "Anomaly detection" und reagiert mit Verlangsamung und Stopp. Es wartet, bis sich die Situation bereinigt hat, und setzt dann seinen Weg fort. Im August 2015 irritierte beispielsweise ein Fixie-Fahrradfahrer ein Google-Auto. Er hält vor einer roten Ampel durch kurzes Vor- und Zurückfahren seine Balance, ohne den Fuß abzustellen. Diese Bewegungen hat das Google-Auto so verwirrt, dass es trotz grünem Licht stehen blieb.

Chris Urmson hält die autonomen Fahrzeuge schon jetzt für sicherer als von Menschen gesteuerte Vehikel. Die Unfallstatistik gibt ihm auf den ersten Blick Recht. Allerdings fuhren die dort aufgeführten Google-Fahrzeuge stets unter optimalen Bedingungen. Die von Menschen gelenkten Autos nicht.

Waymos autonome Fahrzeuge (14 Bilder)

Alphabets eigenentwickeltes Auto kurvt autonom durch Mountain View in Kalifornien.
(Bild: Google.)

(anwe)