Kopf hoch, Ihr Digital Natives

Immer mehr Fußgänger werden in Unfälle verwickelt, weil sie auf ihr Handy starren. Die Städte Köln und Augsburg testen jetzt Bodenampeln, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Aber wird das helfen?

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Von
  • Inge Wünnenberg

Die Meldungen sind mehr als schlimm: Immer wieder sind Jugendliche in den vergangenen Monaten im Straßenverkehr tödlich verunglückt – und zwar, weil sie von ihrem Smartphone abgelenkt wurden. "Generation Kopf unten" werden die Digital Natives deshalb auch gern genannt, weil sie sich mit dem Blick fest aufs Handydisplay gebannt durch die Welt bewegen. Von ihrer Umgebung nehmen sie kaum noch etwas wahr.

Das wäre nicht weiter schlimm, würden sie sich nicht auch noch mit dem Handy vor der Nase am Straßenverkehr beteiligen. Was für Autofahrer längst strafbar ist, wird bei Fußgängern bislang noch geduldet. Und das, obwohl eine Erhebung der Dekra erst kürzlich bestätigt hat, dass 8 Prozent der Passanten beim Überqueren von Straßen in ihr Gerät stieren.

Um doch noch die Aufmerksamkeit der Smartphone-User für das Verkehrsgeschehen einzufangen, haben die Kölner Verkehrs-Betriebe vor einem Jahr ein Pilotprojekt mit Bodenampeln gestartet. An drei Haltestellen der Stadt wurden LED-Lichtleisten in den Straßenbelag eingelassen. "Sie sind im 60-Grad-Winkel ausgerichtet und so beim Blick nach unten eigentlich nicht zu übersehen", sagte Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben der Webseite der "Rheinischen Post".

Die Stadtwerke im bayrischen Ausgburg nahmen sich jetzt daran ein Beispiel und installierten ebenfalls an zwei Straßenbahn-Übergängen Warnlichter im Boden. Diese blinken nun rot, wenn sich eine Bahn nähert. Erste Ergebnisse liegen weder aus Köln noch Augsburg vor. So bleibt die Frage, ob der Winkel stimmt – und ob die Smartphone-Begeisterten wirklich etwas jenseits des Telefondisplays wahrnehmen. Zumal die Kosten für eine großflächigere Installierung und auch langfristige Wartung von Bodenampeln im öffentlichen Raum nicht unerheblich sein dürften.

Man sollte ohnehin die Umstände einiger besonders schwerer Unfälle mit Teenagern im Straßenverkehr aus der vergangenen Zeit betrachten. Von ihnen wird berichtet, dass sie nicht nur das Handy vor der Nase, sondern obendrein noch Kopfhörer im Ohr hatten.

Und da fragt man sich wirklich, ob ein optisches Signal, das vielleicht nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen wird, ausreicht. Vielleicht sollte man es doch noch einmal mit dem Mittel versuchen, das den Betroffenen in der Regel am meisten weh tut – ein Bußgeld. Auf jeden Fall weckt es die Aufmerksamkeit. (inwu)