Linux & Intels neue Iris-Grafik: Treiber-Support in Sicht

Mitarbeiter von Intel haben die Linux-Bibliothek Libdrm um Unterstützung für neue Iris-Grafikprozessoren erweitert. Mittelfristig beseitigt das die Probleme, die c't kürzlich bei Linux-Tests mit einem Aldi-Notebook plagten.

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Linux & Intel neue Iris-Grafik: Support in Sicht
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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Intel-Entwickler haben die Hauptursache der Grafiktreiber-Probleme beseitigt, die c't kürzlich bei Tests von Linux auf dem Medion Akoya E6424 gefunden hat. Die dort mit Ubuntu Desktop 16.04 aufgetretenen Installations-Schwierigkeiten werden aber noch einige Wochen und Monate auftreten.

Hauptauslöser der Schwierigkeiten war die bei Ubuntu-16.04-Distributionen verwendete Libdrm 2.4.67, denn sie unterstützte den Iris-550-Grafikprozessor des Core-i5-Prozessors nicht, der in dem dieser Tage bei Aldi verkauften Notebook steckt. Die Intel-Entwickler haben nach dem Test davon erfahren und daraufhin die Libdrm 2.6.68 veröffentlicht, die Support für den Grafikprozessor nachrüstet.

Erste Distributionen sind bereits dabei, die Libdrm in ihre Entwicklerzweige zu integrieren. Sie regelt die Kommunikation zwischen dem Kernel-Grafiktreiber und den 3D-, Video- und X-Server-Treibern der Grafiktreiberfamilie.

Die alte Libdrm hatte die Installationsprobleme mit Vorabversionen von Fedora 24 sowie den 16.04er-Versionen von Ubuntu Desktop, Ubuntu Gnome und Kubuntu ausgelöst, weil sie selbst vollkommen unabhängig vom Grafikchip arbeitende 3D-Treiber störte, wodurch die Desktop-Oberflächen nicht liefen.

Anwender werden vermutlich noch einige Monate mit den Installationsproblemen konfrontiert, denn die Installationsmedien dieser Ubuntu-Versionen werden erst im August das erste Mal aktualisiert. Es ist zudem unklar, ob oder wann Ubuntu die neue Libdrm als Update für 16.04 verteilt.

Ohnehin war die Libdrm nur eins von zwei Problemverursachern im c't-Test, denn Intels Kernel-Treiber unterstützt die Iris-550-Grafik erst ab Linux 4.6, das in eineinhalb oder zweieinhalb Wochen erscheinen dürfte. Bei Linux-Distributionen ist daher noch einige Wochen oder Monate Handarbeit angesagt, wenn man ordentliche Grafikunterstützung auf Notebooks mit diesem Grafikprozessor einrichten will.

Die Problematik trifft wahrscheinlich auch Notebooks mit den Grafikprozessoren HD 510, HD 535 und Iris P555, denn die für Iris-550-Support sorgende Libdrm-Änderung bringt auch Unterstützung für diese Chips. Das Libdrm-Problem hätte leicht vermieden werden können, schließlich hat ein Intel-Mitarbeiter den nur wenige Zeilen umfassenden Libdrm-Patch schon Mitte Februar veröffentlicht. Die an der Libdrm mitarbeitenden Intel-Entwickler haben den Patch aber damals nicht integriert und dann aus den Augen verloren; wäre das nicht passiert, wäre Support für die Chips wahrscheinlich noch in das kürzlich veröffentlichte Ubuntu 16.04 eingeflossen. Dessen 4.4er-Kernel kennt die Irisi-550-Grafik bereits, unterstützt sie aber nicht sauber, wie c't bei den Tests festgestellt hat.

Der Libdrm-Patch war indes nicht die einzige Änderung, die Intels Entwickler offenbar aus den Augen verloren haben: Der im Februar veröffentlichte Kernel-Patch zur Unterstützung der Iris P555 ist bislang nicht in den Linux-Kernel eingeflossen.

Details zu den Linux-Problemen auf dem Aldi-Notebook liefert der Artikel von ct:

Ein c't-Test liefert Details zur Leistungsfähigkeit des Medion Akoya E6424:

(thl)