Social Media - man muss/darf/kann nicht alles sehen

Neben der Spur

Nur weil es Facebook und Periscope und andere Plattformen gibt, heißt das noch lange nicht, dass man darauf immer alles sehen will/kann/muss/darf.

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Die Belgische Polizei warnt. Vor Attentätern? Nicht ganz, sie warnt vor Facebook-Emoticons, die seien ein neuer Einbruch in die eigene Privatsphäre. Nun muss man sich fragen, was Emoticons die belgische Polizei angehen, selbige (also die Polizei) könnte sich ja eher vermehrt um andere aktuelle Themen im Umfeld von eher emotionslosen Radikalen kümmern. Aber das wäre jetzt polemisch.

Der belgische Freund und Helfer warnt davor, dass durch die Auswahl von 6 zur Verfügung stehenden Emoticons Facebook einen noch klareren Blick auf das bekommt, was uns berührt. Deshalb seien diese Infos auch für Werbekunden der Plattform nicht irrelevant. Und man solle am besten gar nicht mehr liken oder "owwwen" (verdammt, es gibt noch keine eingespielten Wörter für die anderen fünf Symbole, ein Skandal).

Schön und gut, sicher wird sich ein Werbekunde brennend dafür interessieren, wer von uns ein grimmiges Gesicht auswählt, wenn er Waschmittelwerbung in der Timeline sieht. Aber wir wissen ja, die Wirklichkeit ist viel perfider und Facebook ist das Böse.

Das sieht zum Beispiel Yoweri Museveni auch so. Yoweri Museveni? Kennt man, das ist der – sagen wir es ruhig – Diktator von Uganda. Und der hatte es bei seiner Wiederwahl satt, wieder einmal blöd von seinen Landsleuten via Facebook angemacht zu werden. Was ordnet er also an? Genau: Er lässt Twitter, What's up und Facebook schon zum zweiten Mal in drei Monaten blockieren. Der hat sich erst gar nicht mehr mit der Frage aufgehalten, ob man auch einfach nur die sechs Emoticons von Mark Zuckerberg auswerten und damit der eigenen Bevölkerung – schon rein emotional gesehen – auf die Pelle rücken kann. Der macht den Social Laden einfach komplett zu. Ob er damit auch verhindert, dass weiterhin Meinungen getauscht werden, das sei jetzt angesichts diverser digitaler Möglichkeiten mal dahin gestellt.

Manchmal kommt Menschen wie ihm auch der Anbieter entgegen. Bei SalesForce.com sind zum Beispiel vier Stunden Kundendaten verschwunden. Einfach so. Das ist eine mittlere Katastrophe, für die Facebook bis bis heute noch kein Emoticon auf den Markt bringen will. Da sagt Amazon natürlich mit Blick auf 2011 nur: "Anfänger, wir wissen bis heute nicht, wie viele Daten wir unwiederbringlich verloren haben. Aber weg sind sie. Selbst schuld, wer das mit der Wolke und dem Nebel nicht ganz begriffen hat."

Das sind also die Daten, die andere sehen wollen, aber nicht sollen, oder nicht dürfen, oder nicht mehr können.

Was auf Periscope in Frankreich passiert ist, das will man nicht sehen, auch wenn man es kann: Dort hat sich eine junge Frau live nach Ankündigung via SMS in der Nähe von Paris vor einen Zug geworfen und dabei Periscope angelassen. Schrecklich und unfassbar für die sicher nicht freiwilligen Zuschauer. Und ein kniffeliger Fall für die Frage, ob es einen Filter für Periscope geben müsste, denn bisher gibt es keine Beschränkung der Inhalte, die man darstellen will. Mit bekannten Folgen.

Periscope ist übrigens in Uganda bisher nicht blockiert worden. Die Zugszene wurde aus dem Archiv gelöscht. Wenigstens lassen sich auf den Livestreams keine Werbungen schalten.